Am 20. Mai 2000 erlebte Bayer Leverkusen mit einem 0:2 in Unterhaching eine der bittersten Stunden der Vereinsgeschichte. 15 Jahre später gibt es für "Vizekusen" eine Reise in die Vergangenheit.
Da waren sie wieder, diese schlimmen Erinnerungen an eine der finstersten Stunden der Leverkusener Vereinsgeschichte. "Bloß nicht Unterhaching! Na dankeschön. Das war schon damals bitter für uns", sagte Reiner Calmund nach der Auslosung des DFB-Pokal-Achtelfinals bei Sky und verzog entsetzt das Gesicht. Noch heute denkt der damalige Manager von Bayer Leverkusen mit Grauen an jenen 20. Mai 2000 zurück, als für die Werkself der Begriff "Vizekusen" geboren wurde.
Ein Pünktchen hätte zum Abschluss der Saison 1999/2000 gereicht - und Leverkusen wäre erstmals deutscher Meister geworden. Doch ein 0:2 bei Außenseiter SpVgg Unterhaching sorgte nicht nur bei Calmund für Entsetzen und Tränen. Der damalige Coach Christoph Daum suchte weinend Trost in den Armen seines Sohnes, Michael Ballack und Co. lagen minutenlang völlig konsterniert auf dem Rasen. Und zehn Kilometer Luftlinie entfernt im Münchner Olympiastadion feierte der FC Bayern nach einem 3:1 gegen Werder Bremen dank der besseren Tordifferenz frenetisch seinen 16. Titel.
"Wir haben damals ein bisschen Fußball-Geschichte geschrieben", sagt Markus Oberleitner im Rückblick im SID-Gespräch. Der Hachinger Mittelfeldspieler hatte Leverkusen mit seinem Treffer zum 2:0 in der 72. Minute endgültig den K.o. verpasst. Ballack hatte die Pleite mit einem Eigentor eingeleitet (20.). Der heutige Bayer-Trainer Roger Schmidt sprach am Montag von einem "tragischen Moment" und verglich diesen mit Schalkes "Meisterschaft der Herzen" (2001).
Unterhaching der Meistermacher
Man habe danach schon "Mitleid empfunden", erinnert sich Oberleitner, aber Trost konnten die Hachinger damals nicht mehr spenden, erzählt der Torschütze: "Als wir in die Kabine gekommen sind, waren die schon nicht mehr da. Die wollten nur noch weg." Während Leverkusen aus der Münchner Vorort-Gemeinde flüchtete, wurden die Hachinger mit La Ola als Helden bei der Meisterfeier der Bayern empfangen. Die spontane Einladung war über Hasan Salihamidzic und den jetzigen Schalker Trainer André Breitenreiter gelaufen, der damals das Hachinger Trikot trug.
Inzwischen aber trennen die beiden Klubs Welten. Leverkusen wartet zwar immer noch auf einen Titel, ist aber immerhin regelmäßiger Gast in der Champions League. Haching stürzte dagegen in die vierte Liga ab, in die Regionalliga Bayern.
Entsprechend klar ist die Favoritenrolle vor dem Pokal-Achtelfinale am Dienstag (19.00 Uhr im LIVETICKER) auch verteilt. Schmidt sprach von "ein bisschen Losglück", nachdem Leverkusen schon in den ersten beiden Runden gegen die Regionalligisten Sportfreunde Lotte (3:0) und Viktoria Köln (6:0) gespielt hatte.
Schmidt warnt vor Haching
Gewarnt ist Bayer aber allemal, da Haching in Bundesligist FC Ingolstadt und Zweitliga-Tabellenführer RB Leipzig bereits zwei weitaus höher postierte Vereine aus dem Wettbewerb warf. "Das waren Ausrufezeichen. Es wartet eine Mannschaft, die im Pokal schwer zu bespielen ist", sagte Schmidt.
Knapp eine Million nahm der chronisch klamme Viertligist Unterhaching bisher ein und sicherte so auch kurzfristig das Überleben. Eine erneute Sternstunde gegen Leverkusen würde zur weiteren Konsolidierung beitragen.
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