Borussia Dortmunds Sokratis gilt als beinharter, aber fairer Abwehrspieler. Doch nach der Niederlage im Champions-League-Hinspiel gegen Monaco (2:3) weinte der Grieche. Daran war aber nicht das Ergebnis schuld. Seine Tränen waren die Reaktion auf den Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB einen Tag zuvor und die Spielansetzung durch die UEFA. Nun sprach er mit Sport Bild über seine Sicht der Dinge rund um das Drama.
Aktuell fühle er sich wieder "ganz okay" wie er im Interview verrät um dann zu ergänzen: "Es ist nicht so, dass alles vergessen ist, aber es geht Schritt für Schritt voran. Es waren definitiv die schlimmsten Tage meiner Karriere. Dennoch gilt es, langsam wieder nach vorne zu schauen. Auch wenn wir noch nicht zu hundert Prozent wieder die Alten sind. Es gibt halt immer wieder Phasen, in denen man anfängt nachzudenken. Dann kommen die Erlebnisse wieder hoch, ganz automatisch."
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Wie hart für ihn dieses Ereignis war, sah man an seinen Tränen. Der griechische Nationalspieler fühlte sich nach dem Spiel gegen Monaco beraubt: "In diesem Moment nach dem Hinspiel kam alles hoch, und vor allem wurde mir bewusst, dass uns eine große Chance genommen wurde. Wir haben eine tolle Mannschaft und sind vor allem zu Hause enorm stark. Ich kann nicht behaupten, dass wir ohne dieses Ereignis auf jeden Fall weitergekommen wären, aber die Chancen wären definitiv größer gewesen."
Vor kurzem wurde der mutmaßliche Täter des Anschlags gefasst. Für Sokratis ist dies nur zum Teil eine Erleichterung: "Natürlich bin ich zufrieden, dass der mutmaßliche Täter gefasst wurde. Aber ganz ehrlich: An dem, was passiert ist, ändert es nichts. Es ist nichts mehr wie vorher, diese Momente bleiben im Kopf. Ich denke, das geht jedem so."
"UEFA hätte mal fragen sollen, wie es uns geht"
Diese schwierige Zeit versuchte man geschlossen innerhalb der Mannschaft zu verarbeiten, wie der Grieche verrät: "Natürlich haben wir vor allem viel untereinander geredet mit der Mannschaft. Ich habe das Gefühl dass wir als Team enger zusammengewachsen sind. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir noch alle da sind, alle noch leben und nicht mehr passiert ist. Fußball ist und bleibt unser Job und ist wichtig. Aber die Gesundheit steht über allem."
"Keine 24 Stunden nach dem Anschlag konnte niemand von uns so Fußball spielen wie normalerweise - und dann noch in so einem großen Spiel. Die UEFA hätte uns Spieler mal fragen können, wie es uns geht", beschwerte Sokratis sich über die rücksichtslose Neuansetzung durch den europäischen Verband. "Ich weiß, dass die Terminierung schwierig gewesen wäre. Aber man hätte uns zumindest die Möglichkeit geben müssen, das Erlebte zu verarbeiten. Überhaupt zu verstehen, was passiert ist."
Sokratis im Steckbrief