Myroslaw Slawow spielte die Rolle des unnahbaren Frauenschwarms. Oberkörperfrei präsentierte sich der 26-Jährige mit strengem Blick am Pool an der Côte d'Azur, im Maßanzug fuhr er im Nobelschlitten mit offenem Verdeck durch Monte Carlo und entführte eine ganze Schar aufgeregter junger Damen in ein Luxus-Schuhgeschäft. Für die österreichische TV-Dating-Show "Rendezvous im Paradies" war Slawow Anfang 2015 der "Bachelor". Ein Kunstprodukt und Quotenbringer.
Beim Chemnitzer FC ist er einfach nur "Myro". Ein Teamkollege, der dabei helfen soll, am Samstag in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Rekordmeister Bayern München die Sensation zu schaffen. "Der Fußball ist authentischer, echter. Die TV- und Modewelt ist eine Scheinwelt", sagte Slawow im Gespräch mit dem SID: "Beim Fußball gewinnt der Bessere. Es geht nicht darum, wer besser aussieht oder den besseren Gag auf Lager hat."
Seit diesem Sommer spielt der Angreifer mit der bunten TV-Vergangenheit für die Sachsen, die nach einer enttäuschenden Vorsaison einen personellen Umbruch vollzogen haben. Slawow, der auch einen Auftritt bei "Austria's Next Topmodel" hatte und dort den 9. Platz erreichte, kam mit der Empfehlung von 16 Saisontoren von Regionalligist Berliner AK zu den Himmelblauen und brachte es in der 3. Liga bislang zu drei Kurzeinsätzen.
Slawow als Stürmer Nummer drei
Die Bilanz des gebürtigen Ukrainers ist ausbaufähig, hinter dem Ex-Leipziger Daniel Frahn und Florian Hansch ist er derzeit Stürmer Nummer drei. An Ehrgeiz mangelt es ihm deshalb nicht. "Ich will so viel spielen wie nur möglich. Ich will Erfolg haben, Tore schießen", sagte Slawow, der seine Lage dennoch einzuschätzen weiß: "Ich muss abliefern!"
Sein Weg zum CFC führte über viele Umwege. Slawow spielte in Österreich und Frankreich, wechselte von dort nach Russland und weiter in die Ukraine, ehe es ihn erneut über eine Station in Österreich nach Berlin und Chemnitz verschlug.
Neben Roberto Carlos und Samuel Eto'o
Lehrreich war vor allem die Zeit in Russland bei Anschi Machatschkala, als er als junger Spieler an der Seite der alternden Weltstars Roberto Carlos und Samuel Eto'o kickte. "Roberto Carlos war der freundlichste und liebste Mensch. Er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Eto'o war ein Ausnahmestürmer. Er hat im Training Tore mit Körperteilen gemacht, von denen ich nicht wusste, dass das überhaupt geht", sagte Slawow: "Da kannst du als junger Spieler nur zuschauen, staunen und lernen."
In Chemnitz will Slawow den nächsten Schritt seiner Profi-Laufbahn machen. "Ich konzentriere mich im Moment voll auf den Fußball, ich will so viel erreichen wie möglich", sagte Slawow, der nach der Sportkarriere auf ein Auskommen als Model setzen kann: "Das Modeln läuft mir nicht davon. Das kann ich nach der Karriere immer noch machen."
Vielleicht lässt sich Slawow irgendwann gar erneut auf die Rolle des TV-Rosenkavaliers ein. Eine Idee für einen Co-Star von Bayern München für die Sendung hat er bereits. "Mats Hummels ist ein sehr gut aussehender Mann. Ich glaube, da hätten die Frauen nichts dagegen, wenn er der Bachelor wäre", sagte Slawow.