Nach dem Appell an die Fans wollte Marco Rose noch etwas klarstellen. Nein, als Kritik am Publikum sollten die Worte des Trainers von RB Leipzig nicht missverstanden werden. Eine Ermahnung aber, die hatte Rose nach Unmutsbekundungen gegen Timo Werner dann doch ausgesprochen.
"Die Stimmung drumherum war ein bisschen am Kippen, das finde ich schade", sagte Rose, "alle sollen sich Mühe geben, jedem Spieler auf dem Feld ein gutes Gefühl zu geben. Das hilft uns enorm."
Beim 3:1 (2:0) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen die TSG Hoffenheim hatte Werner (84.) für den Titelverteidiger spät getroffen. Zuvor war dem Nationalspieler aber nicht viel gelungen. Werner lief häufig ins Abseits, Dribblings waren erfolglos, Pässe im letzten Drittel fanden oft keinen Abnehmer, einmal schoss sich Werner sogar selbst ins Gesicht. Die Folge: Gestöhne und vereinzelte Pfiffe auf den Rängen, wenn Werner Aktionen misslangen - besonders in der zweiten Halbzeit.
Nach seinem Treffer hielt sich Werner die Hand ans Ohr. Der Rekordtorschütze von RB Leipzig postete ein Foto seines Jubels bei Instagram. Der Frust saß offenbar auch beim 26-Jährigen tief.
Rose: "Hätte Werner 180 Minuten drauf gelassen"
Auf die Unterstützung seines Trainers konnte sich der Angreifer verlassen. Rose wechselte Werner nicht ohne Treffer aus, schenkte ihm das Vertrauen. "Ich hätte ihn auch 180 Minuten drauf gelassen, weil ich weiß, wie das für einen Stürmer ist", sagte Rose: "Der braucht das Tor."
Sicher, Werner habe nicht immer glücklich ausgesehen, "am Ende hat er ein wichtiges Tor für uns geschossen." Zuvor hatten Emil Forsberg (8.) und Konrad Laimer (41.) für RB getroffen. Kasper Dolberg (77.) erzielte das Tor für die TSG.
Werner ist im RB-Angriff gesetzt. Der fehlende Rhythmus nach einer über zweimonatigen Verletzungspause, die ihn die WM in Katar kostete, ändert daran nichts. "In der Kaderkonstellation werden wir Timo in den nächsten Wochen brauchen", sagte Rose, dem in der Offensive in Christopher Nkunku und Dani Olmo zwei wichtige Optionen aufgrund von Blessuren fehlen.
Die passende Reaktion kann Werner schon am Samstag im Ligaspiel beim 1. FC Köln (15.30 Uhr) geben. Dort will Leipzig auch seine beeindruckende Serie fortsetzen. Seit 17 Pflichtspielen ist RB ungeschlagen. "Das ist schon stark", sagte Forsberg: "Wir pushen uns, wir fordern uns. Wir haben Spaß zusammen."
Forsberg: "Wir sind natürlich geschockt"
Jeglicher Spaß verging den Sachsen weniger als 24 Stunden nach ihrem Erfolg aber angesichts tragischer Nachrichten aus ihrer Fanszene. Die Person, die vor der Begegnung am Stadioneinlass reanimiert, notärztlich versorgt und ins Krankenhaus gebracht worden war, verstarb nach Vereinsgaben am Donnerstag in der Klinik. Weitere Angaben zu den näheren Umständen machten die Leipziger nicht, sprachen aber "Angehörigen und Freunden" der verstorbenen Person "unser Beileid und Mitgefühl" aus.
"Wir sind natürlich auch geschockt", hatte Forsberg bereits kurz nach Spielschluss die Stimmung der Mannschaft geschildert. Mit der weitgehenden Einstellung der Unterstützung durch Leipzigs Anhänger im Spiel aus Solidarität mit der betroffenen Person und der entsprechenden Stille auf den Rängen sei man "einverstanden" gewesen, sagte Forsbergs weiter.
Rose stimmte zu. "Ich fand die Reaktion der Zuschauer passend." Nur im Fall Timo Werner sah er das anders.