Robbens Geniestreich bringt Bayern ins Finale

Von Für SPOX in Gelsenkirchen: Haruka Gruber
Miroslav Klose vergab für die Bayern eine gute Chance in Hälfte eins. Schalkes Bordon schaut zu
© Getty

Bayern München heißt der Gegner von Werder Bremen im DFB-Pokalfinale am 15. Mai in Berlin. Arjen Robben erzielte nach feiner Einzelleistung in der 112. Minute das Siegtor zum 1:0 (0:0, 0:0)-Sieg nach Verlängerung beim FC Schalke 04.

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Die 61.673 Zuschauer in der ausverkauften Verltins-Arena auf Schalke sahen ein hart umkämpftes, aber nur teilweise hochklassiges Spiel. Der FC Bayern hat durch Robbens Geniestreich die Chance gewahrt, in allen drei Wettbewerben einen Titel zu gewinnen.

"Ich denke, der Sieg war verdient", sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal, "Schalke war nur zu Beginn der zweiten Halbzeit überlegen, ansonsten haben wir das ganze Spiel kontrolliert. Wir waren spielerisch überlegen und hatten auch die größere Ausdauer. Dass Arjen Robben in der 112. Minute so ein Tor schießt, ist super."

Felix Magath machte seiner Mannschaft keine Vorwürfe. "In der ersten Halbzeit haben wir zu ängstlich agiert. In der zweiten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Da waren wir ebenbürtig. Damit bin ich sehr zufrieden. In der Verlängerung war es eine Einzelaktion von Robben, die das Spiel entschieden hat. Das war kein Problem der Kraft", sagte der Schalker Coach.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Überraschung bei Schalke: Rafinha nur Reservist, weil er am  Montag ein Training unerlaubt verpasst hatte. Dafür verteidigt Zambrano rechts hinten. Baumjohann im 4-2-3-1 als Zehner hinter Kuranyi. Die Bayern ebenfalls im 4-2-3-1, Olic auf dem linken Flügel statt im Sturm. Contento ersetzt den zuletzt schwachen Alaba.

8.: Erste dicke Chance! Bei einem Robben-Freistoß von halblinks misslingt die Schalker Abseitsfalle völlig und drei Bayern stehen mutterseelenallein vor Neuer. Olic würgt den Ball mit dem rechten Schienbein am Tor vorbei.

10.: Klose sieht im Mittelfeld die Lücke in der Schalker Viererkette und bedient Robben. Der Niederländer ist auf und davon. Neuer kommt blitzschnell aus seinem Kasten, bleibt lange stehen und Sieger mit einem klasse Reflex. Robben wartet aber auch zu lange mit dem Schuss.

20.: Müller findet mit einer scharfen Flanke von links am kurzen Pfosten den Kopf von Klose. Der Versuch aus sieben Metern geht einen Meter über den Querbalken.

Halbzeit-Fazit: Der FC Bayern mit deutlich mehr Ballbesitz und hochkarätigen Chancen - doch es mangelte an der Effizienz. Schalke mit ungewohnten Problemen in der Defensive.

48.: Beste Schalker Chance! Rakitic hat in der Mitte zuviel Platz und kann sich die Kugel in aller Ruhe auf den starken Fuß legen. Der stramme Flachschuss rauscht knapp am linken Pfosten vorbei.

50.: Kuranyi tankt sich mit viel Glück gegen drei Bayern durch und steht auf einmal alleine vor Butt. Der Abschluss aus zwölf Metern ist etwas zu unplatziert und Butt packt im Nachfassen zu.

71.: Kuranyi nimmt Contento mit einem kurzen Sprint auf dem rechten Flügel zwei, drei Meter ab und zielt aus 14 Metern aufs kurze Eck. Butt ist auf dem Posten.

88.: Schöner Doppelpass zwischen Müller und Schweinsteiger, der anschließend von der Strafraumgrenze draufhält. Neuer ist blitzschnell unten und dreht den strammen Schuss noch um den Pfosten.

111.: Lahm zieht auf dem rechten Flügel bis zur Grundlinie und flankt nach innen. Am kurzen Pfosten ist Klose erstmals einen Schritt schneller als Höwedes, zielt allerdings knapp vorbei.

112., 0:1, Robben: Jetzt ist es passiert! Robben schnappt sich an der rechten Außlinie das Leder und lässt mit einem fulminanten Solo drei Schalker auf dem Weg in den 16er stehen. Am Elfmeterpunkt nimmt der Niederländer den Kopf hoch und legt den Ball ins lange Eck. Traumtor!

120.: Da war die Chance! Rakitic flankt von rechts und findet am Elferpunkt den Kopf von Höwedes. Einen Meter über den Querbalken.

Fazit: Nach einer besseren zweiten Hälfte der Schalker mühten sich beide Teams in der Verlängerung, doch es fehlte weitestgehend die Konzentration - außer Robben bei seinem Solo in der 112. Minute.

Der Star des Spiels: Ivan Rakitic. Wie im Revierderby gegen Dortmund wurde Rakitic wieder in einem wichtigen Spiel im defensiven Mitteld aufgeboten und erledigte seinen Job erneut exzellent. Während sein Doppel-Sechs-Partner Kluge in der ersten Hälfte Bayerns Müller zu oft aus dem Auge verlor, ging Rakitic resolut in die Zweikämpfe. Ab der zweiten Hälfte , als Schalke auf eine 4-3-2-1 umstellte, deckte Rakitic sogar alleine das zentrale Mittelfeld ab, kümmerte sich um den im ersten Spielabschnitt noch starken Müller und fand Zeit für einen gefährlichen Torabschluss. Und: Er war als Ballverteiler unverzichtbar.

Die Gurke des Spiels: Carlos Zambrano. Wegen schwachen Trainingsleistungen zuletzt auf die Bank oder sogar die Tribüne verbannt, stand der Peruaner überraschend in der Startelf. Der gelernte Innenverteidiger wurde statt Rafinha rechts hinten eingesetzt - und enttäuschte. In der Bundesliga ging das Experiment einige Male gut, doch gegen die Bayern war er schlicht überfordert. Schlechtes Stellungsspiel, zögerliches Zweikampfverhalten, außerdem mit Fehlern im Offensivspiel. Als Ribery für Olic kam, musste Zambrano dementsprechend auch raus.

Die Pfeife des Spiels: Knut Kircher. In der ersten Halbzeit gab es zahlreiche knifflige Abseits- und Aus-Situationen, bei denen Kircher weitestgehend richtig lag. Hättte vielleicht Kuranyi für sein überhartes Einsteigen gegen Lahm Gelb zeigen müssen. Ordentliche Leistung in einem anfangs schwer zu leitenden Spiel.

Die Lehren des Spiels: Selten hatte eine taktische Formation eine derart wichtige Rolle für den Spielverlauf. Erst überraschte van Gaal die Schalker, in dem er auf ein 4-2-3-1 setzte, um Müllers Stärke als hängende Spitze am besten zur Entfaltung zu bringen.

In der zweiten Hälfte jedoch stellte wiederum Magath auf das Tannenbaum-System (4-3-2-1) um und hatte ähnlichen Erfolg. Die Halbspitzen Farfan und Baumjohann bewegten sich ähnlich wie Müller in Hälfte eins zwischen der Abwehr und dem defensiven Mittelfeld des Gegners und waren so für die Bayern nur schwer zu fassen.

Dennoch erstaunlich, wie geistig träge der FCB in den ersten 30 Minuten der zweiten Hälfte auftrat und Schalke so aufbaute. Vor allem die Doppel-Sechs Schweinsteiger/van Bommel ließ die sonst gewohnte Präsenz vermissen.

Erst als Ribery eingewechselt wurde, gab es einen Ruck durch die Bayern-Mannschaft, weil selbst die sonst so defensivstarken Schalker mit der individuellen Überlegenheit der Münchener Flügelzange Ribery/Robben überfordert waren. Folgerichtig erzielte auch der lange zu ineffektive Robben nach einem sehenswerten Alleingang das Siegtor.

Schalke - Bayern: Daten und Fakten