Vor knapp 60.000 Zuschauern in der Schalker Veltins Arena brachte Kai Herdling die Gäste in Front (21.). Nach einer guten halben Stunde sorgten Kevin Volland (32.) und Roberto Firmino (35.) innerhalb von nur drei Minuten für die frühe Vorentscheidung.
Nach der Pause gelang den verbesserten Schalkern lediglich der Anschlusstreffer durch Jefferson Farfan (67.)
Keller sauer: "Es muss ein Donnerwetter geben"
Die Reaktionen:
Jens Keller (Trainer Schalke 04): "Wir haben eine erste Halbzeit abgeliefert, die völlig indiskutabel war. Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen. Wir sind rausgegangen und dachten, es geht mit links. Ich hätte zur Halbzeit zehn Spieler auswechseln können."
Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): "Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert. Wir haben nach der Führung viele Dinge besser als zuletzt gemacht. Das war der Schlüssel zum Erfolg."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Schalke beginnt mit voller Offensivpower: Boateng, Draxler, Farfan und Szalai starten. Santana nach seiner Nichtberücksichtigung gegen Stuttgart wieder im Kader - aber nur auf der Bank.
Bei Hoffenheim gibt der 19-jährige Toljan nach drei Bundesligaeinsätzen sein Debüt im Pokal. Modeste wird wieder von Schipplock im Sturmzentrum vertreten.
6.: Hoffenheim bekommt die Kugel nach einem Fuchs-Freistoß nicht weg. Im zweiten Anlauf geht Draxler ungestört von links Richtung Strafraum und bringt die scharfe Flanke zur Mitte. Höwedes setzt den Flugkopfball aus wenigen Metern knapp drüber.
21., 0:1, Herdling: Angriff Hoffenheim, der Ball kommt auf die linke Seite zu Herdling. Der stoppt ab und zieht die Flanke mit viel Spin vors S04-Gehäuse. In der Mitte verpasst erst Matip, dann senst Fuchs wenige Meter vor dem Tor über den Ball. Fährmann ist irritiert, der Ball rutscht durch und schlägt im langen Eck ein.
32., 0:2, Volland: Uchida verliert den Ball im Mittelfeld, Schipplock marschiert über links und lässt Jones einfach stehen. Sein flacher Pass zur Mitte findet Firmino, der zu Volland weiterleitet. Der Ex-Löwe schiebt Fährmann die Kugel durch die Hosenträger.
35., 0:3, Firmino: Jetzt brechen alle Dämme. Jones will den Ball am eigenen Sechzehner aus der Gefahrenzone klären, schießt aber Rudy an. Von dessen Rücken prallt der Ball in den Strafraum, wo Firmino völlig blank ist und flach ins linke Eck einschiebt.
64.: Beste Chance von S04! Szalai legt am Sechzehner auf Draxler ab. Der geht einen Schritt und zieht zentral aus 20 Metern ab - Grahl lenkt die Kugel an den Außenpfosten! Der Ball kommt aber umgehend wieder in den Strafraum, wo Szalai nicht kontrolliert abschließen kann und die Kugel aus wenigen Metern drüber haut.
67., 1:3, Farfan: Schalke im Vorwärtsgang. Boateng zu Draxler, der steckt durch zu Frafan rechts am Sechzehner. Der Angreifer macht einen Haken, zieht zur Mitte und schlenzt lässig ins lange Eck.
73.: Draxler mit dem genialen Pass in die Gasse auf Meyer, der links im Strafraum aus wenigen Metern aber deutlich verzieht.
90.: Modeste ist nach einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte vollkommen frei durch und marschiert auf das Tor der Königsblauen. Fährmann kommt raus und pariert den zu lässigen Abschluss stark mit dem Fuß.
Fazit: Hochverdienter Sieg von effizienten und cleveren Hoffenheimern, die den Schalkern brutal ihre Defizite in der Defensive aufzeigten.
Der Star des Spiels: Gefährlich, umtriebig, nicht zu halten: Roberto Firmino lieferte eine ganz starke Partie ab und stellte die königsblaue Defensive vor enorme Probleme. Der Brasilianer war im Angriffsspiel von 1899 überall zu finden und glänzte mit einem Tor und einem Assist.
Der Flop des Spiels: Jermaine Jones machte im defensiven Mittelfeld nach einem eigentlich guten Beginn eine äußerst schwache Figur. Der Zweikampf gegen Schipplock vor dem 0:2 war desolat geführt, das 0:3 leitete er - zugegebenermaßen unglücklich - mit seinem misslungenen Klärungsversuch ein. Auch in den Zweikämpfen oft ungeschickt.
Der Schiedsrichter: Knut Kircher hatte in einem hitzigen Spiel allerhand zu tun, behielt aber meist den Überblick und gefiel als ruhiger und bestimmter Leiter der Partie. Richtige Entscheidung, den Knappen in der ersten halben Stunde zwei vermeintliche Foulelfmeter zu verwehren (23., 30.). Nach der Pause zeigte Kircher auch nach Rudys Einsteigen gegen Höwedes nicht auf den Punkt - zumindest diskutabel. Ganz starker Umgang mit dem Techtelmechtel zwischen Höwedes und Schipplock (55.). Hätte Szalai nach seinem üblen Einsteigen gegen Herdling auch Rot zeigen können (69.).
Das fiel auf:
- Schalke in der Anfangsphase der Partie dominant und mit starkem, hohem Pressing. Erst nach zehn Minuten konnten sich die Gäste die ersten Male mit Kontern befreien, kamen danach aber immer besser ins Spiel. Die Marschroute von 1899 war klar: Mit Gegenangriffen und schnellem Umschalten für Gefahr sorgen.
- Die Schalker Defensive kam mit den schnellen Angriffen der variablen Sturmreihe der Hoffenheimer nicht zurecht. Das Defensivverhalten gegen die Konter ungenügend und nicht entschlossen genug, im Umschaltverhalten offenbarten die Hausherren eklatante Schwächen.
- Nach dem frühen 0:3 die Schalker dementsprechend verunsichert. Der Spielaufbau war zu fahrig und ungenau, die wenigen Offensivaktionen liefen meistens über Farfan, der bewies, wie essentiell er für das Offensivspiel der Königsblauen ist - aber auch, dass er nach seiner langen Verletzung einfach noch Zeit braucht.
- Keller reagierte nach der Katastrophen-Halbzeit und brachte Hoogland und Meyer. Schalke nach der Pause deutlich verbessert, aggressiver in den Zweikämpfen und mit viel weniger leichten Fehlern im Spiel. Der Anschlusstreffer die verdienten Belohnung für die Mühen der Hausherren, insgesamt aber deutlich zu wenig - selbst gegen die mit Abstand schlechteste Defensive der Liga.
FC Schalke 04 - 1899 Hoffenheim: Daten und Zahlen zum Spiel