Frage: Herr Müller, erst einmal Gratulation: Nach einem Jahr Pause fahren Sie wieder nach Berlin. Sind Sie stolz und glücklich?
Thomas Müller: Absolut, beides. Das Glücklichsein überwiegt, "stolz" ist ein großes Wort. Wir sind froh, dieses Ereignis wieder erleben zu dürfen. Wer nach Berlin fährt, will natürlich auch den Pott holen.
Frage: Es war heute aber gar nicht so leicht, oder?
Müller: Ja, das war ein hartes Stück Arbeit. Bremen hat es gut gemacht. Sie waren engagiert und haben sich nicht so sehr hinten reingestellt, wie wir es schon erlebt haben. Wir haben ihr Spiel zudem ein bisschen unterstützt - mit einer auffällig hohen Fehlerquote, die wir so normalerweise nicht an den Tag legen. Dadurch haben wir uns in der Phase vor dem 2:0 das Leben schon selbst schwer gemacht. Insgesamt waren wir natürlich die bessere Mannschaft. Wir hatten wie immer mehr vom Spiel. Vor allem nach dem 1:0 war es aber nicht das Spiel, das wir uns vorgestellt haben. Es ist nicht jeden Tag Weihnachten. Man muss solche Spiele auch einmal nehmen und Charakter zeigen. Das haben wir gemacht, wir haben keinen Zweikampf gescheut. Für die nächsten Spiele wünschen wir uns selbst aber natürlich etwas anderes.
Frage: Sie haben den Elfmeter zum 2:0 sicher verwandelt. War der aber geschenkt?
Müller: Aus dem Spiel heraus hat es wie ein Foul ausgesehen. Es war auch nah dran an einem Foul. Es war jedoch sicherlich kein Foul. (lacht) So ehrlich muss man sein.
Frage: Jetzt kommen die wichtigen Wochen. Muss da von Ihrer Mannschaft aber noch ein bisschen mehr kommen?
Müller: Wir müssen die großen Spiele gewinnen, dann haben wir die Form gefunden. Gewonnen haben wir heute auch. Mit der gleichen Leistung werden wir gegen Atletico auch 2:0 gewinnen - denn das würde bedeuten, dass das Spiel auch genau gleich abläuft.
Frage: Wie sehr wünscht man sich, dass die deutsche Meisterschaft gegen Hertha BSC schon entschieden wird - gerade in Hinblick auf die Pokal-Wettbewerbe?
Müller: Wenn man es sich aussuchen und wünschen könnte, würden wir natürlich gerne vor unseren eigenen Fans Meister werden. Wenn es möglich ist, wäre es mir jetzt am Wochenende aber schon lieber. So weit denken wir aber nicht. Das ist die Denke, die von außen kommt. Sieben Punkte sind ein guter Vorsprung. Wenn man aber sieht, was aktuell in Spanien mit der vermeintlich besten Mannschaft der Welt passiert, dann muss man die Augen offen halten und sich nicht ablenken lassen.
Frage: Wie schwer ist es für die Mannschaft, sich jedes Mal neu zu motivieren?
Müller: Es ist schon immer wieder ein Stück Arbeit, denn wir haben ja nun schon seit ein paar Wochen ganz wichtige Wochen. (lacht) Die hören ja nicht auf. Man muss einiges dafür tun und auch der richtige Typ dafür sein. Bisher halten wir durch und ich hoffe, dass wir auch bis zum Ende durchziehen. Heute war es aber sicher nichts für die Galerie.
Frage: Ist es am Ende der Saison deutlich schwieriger, die Spannung aufrecht zu erhalten?
Müller: Es ist natürlich schwierig, alle drei Tage auf Top-Niveau zu sein. Da Dortmund aber weiter dranbleibt, haben wir wirklich in jedem Spiel ein kleines Finale. Entsprechend geht es nicht immer ganz so leicht von der Hand. Wenn ich aber die Statistik anschaue, können wir mehr als zufrieden mit den letzten Wochen sein. Die Motivation passt, man kann aber nicht jeden Tag die 100 Prozent erreichen. Wenn wir jedes Mal mit einem umkämpften 2:0 nach Hause gehen, bin ich zufrieden.
Frage: Bis zum Ende durchziehen heißt bis Ende Mai?
Müller: So ist der Plan. Es gibt aber keine Garantien. Wir haben sicher die Möglichkeit, ins Champions-League-Finale einzuziehen. Ich bin grundsätzlich Mister Zuversicht, deswegen schaue ich auch zuversichtlich in die nächsten Wochen.
Frage: Pep Guardiola hatte die Mannschaft vor dem Spiel öffentlich etwas härter rangenommen als sonst. Wie bewerten Sie das?
Müller: Es war eine schöne Abwechslung. Wir lesen zwar Zeitung, lassen uns aber nicht bewusst davon beeinflussen - zumindest ich nicht.
Frage: Hat sich intern etwas an seiner Ansprache geändert?
Müller: Er spricht immer intensiv mit uns. Nach Siegen werden wir nicht über den grünen Klee gelobt. Genauso heißt es nach einem schwächeren Spiel nicht: 'Es war alles scheiße.' Er geht ganz analytisch vor.
Frage: Sie hat er heute extrem gelobt. Er sagte, Sie seien ein großes Talent...
Müller: Ja, da hat er Recht. (lacht) Er ist ja auch super - kann ich nur zurückgeben.
FC Bayern München - Werder Bremen: Daten zum Spiel