Vor 28.000 Zuschauern im ausverkauften Rewirpower-Stadion brachte Robert Lewandowski die Bayern in der 38. Minute in Führung. Zuvor hatte Bochum seinen Rechtsverteidiger Timo Perthel verletzungsbedingt auswechseln müssen.
Der für ihn eingewechselte Jan Simunek verursachte noch vor der Pause einen Elfmeter und sah wegen der Notbremse die Rote Karte (43.). Thomas Müller verschoss den Strafstoß jedoch gegen Manuel Riemann (44.).
Nach der Pause entschied Thiago Alcantara die Partie mit dem 2:0 (61.), in der Schlussminute traf noch einmal Lewandowski. Kurios: Erst nach 62 Minuten fand das Spiel unter voller Beleuchtung statt. Zuvor hatte einer der vier Flutlichtmasten nicht funktioniert.
Die Bayern treffen im Halbfinale zuhause auf Werder Bremen. Bochum verlor seine letzten sechs Viertelfinals im DFB-Pokal allesamt. Der Einzug ins Halbfinale gelang dem VfL zuletzt 1987/88.
Die Reaktionen:
Gertjan Verbeek (Trainer Bochum): "Unser Plan war, es den Bayern so schwer wie möglich zu machen. Das haben wir ordentlich gemacht. Wir hatten zwei bis drei gute Möglichkeiten vor der Pause - vor allem durch Terodde. Bei der Elfmeterszene wurden wir viel zu schwer bestraft. Da war ein Kontakt, aber der Stürmer sucht ihn auch. Er bekommt den Elfmeter. Das ist professionell, aber die Rote Karte ist zu hart. Zu zehnt waren wir gegen die Bayern chancenlos."
Pep Guardiola (Trainer FC Bayern): "Ich habe die Szene vor dem Elfmeter nicht richtig gesehen. Auf jeden Fall ist die Regel (Doppelbestrafung, d. Red.) lächerlich. Die FIFA muss diese Regel ändern. Kompliment an Bochum. Erst nach dem Elfmeter und der Roten Karte wurde es einfacher für uns, aber bis zum 2:0 war nichts entschieden. Ich schlafe gut heute."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bei Bochum gibt es gegenüber dem 2:0-Sieg gegen Freiburg nur einen Wechsel: Terrazzino bleibt erst einmal draußen, dafür startet Haberer.
Im Vergleich zum 0:0 in Leverkusen nimmt Guardiola dagegen zwei Änderungen vor: Für Coman und Vidal, die auf der Bank sitzen, rücken Müller und Thiago in die Startelf. Götze und Ribery stehen entgegen medialer Spekulationen nicht im Kader.
8.: Mit einem langen Ball auf Haberer überspielt der VfL die gesamte Bayern-Hintermannschaft. Der spielt von der linken Seite direkt den Flankenwechsel nach rechts, wo Terodde völlig frei steht. Der Stürmer macht 13 Meter vor dem Tor noch einen Haken und kommt ungehindert zum Abschluss - knapp am linken Pfosten vorbei.
29.: Nach einem unglücklichen Griff von Robben ins Auge von Perthel hat der Bochumer Sehbeschwerden und muss einige Minuten später raus. Für ihn kommt Jan Simunek.
38., 0:1, Lewandowski: Lewandowski wird auf dem rechten Flügel angespielt. Von dort zieht er in die Mitte und spielt Müller am Sechzehner an. Der wurschtelt die Kugel irgendwie zurück in den Lauf von Lewandowski. Aus etwa elf Metern schließt der Pole ins lange Eck ab.
43., Rote Karte, Simunek: Robben wird am Strafraum angespielt und zieht mit Ball am Fuß in Richtung Tor. Simunek kommt zu spät und erwischt den Niederländer am Fuß. Robben geht zu Boden, Dankert entscheidet auf Elfmeter - und auf Rot für Simunek, der nur etwa 14 Minuten auf dem Platz stand.
44.: Sinnbildlich für die bis hierhin fehlende Ernsthaftigkeit der Bayern verschießt Müller den Elfmeter. Riemann fischt den Ball halbhoch aus dem rechten Eck.
49.: Costa geht mit Tempo auf der linken Seite in Richtung Grundlinie und bringt den Ball scharf in die Mitte. Robben steht am zweiten Pfosten völlig blank, ist aber zu überrascht, dass die Kugel durchkommt. Er drückt sie Riemann in die Arme.
61., 0:2, Thiago: Robben lupft den Ball in den Strafraum zu Müller, der querlegt auf Thiago. Der Spanier löst sich von seinen Gegenspielern und schaufelt die Kugel zum 2:0 ins Netz.
90., 0:3, Lewandowski: Nach einer Unsumme vergebener Chancen treffen die Bayern doch noch einmal. Lewandowski wird in den Strafraum geschickt und trifft cool ins rechte Eck.
Fazit: Glanzloser Bayern-Sieg, der letztlich der Erfahrung und der individuellen Klasse zu verdanken war. In Unterzahl war Bochum gänzlich chancenlos. Der Rekordmeister kam nur schwer ins Spiel, hätte am Ende aber noch deutlich höher gewinnen können.
Der Star des Spiels: Robert Lewandowski. Ließ sich von der fehlenden Spiellaune seiner Hinterleute nicht einbremsen. Holte immer wieder Bälle ab und brachte offensiv Bewegung ins FCB-Spiel. Leitete seinen ersten Treffer stark selbst ein und machte insgesamt den Unterschied. Auch stark: Kimmich, der die meisten Ballaktionen und Pässe auf dem Platz hatte und im Spielaufbau viel klarer agierte als Nebenmann Badstuber.
Der Flop des Spiels: Jan Simunek. Nicht, weil er auffällig schlecht spielte, aber weil er sein Team nach gerade einmal 14 Minuten Einsatzzeit maßgeblich schwächte und das Weiterkommen quasi unmöglich machte.
Der Schiedsrichter: Bastian Dankert hatte einige strittige Entscheidungen zu bewerten. Richtig, bei Robbens versehentlichem Griff ins Gesicht von Perthel nur Freistoß zu pfeifen (19.). Der Elfmeter für die Bayern war korrekt, auch wenn Robben leicht zu Boden ging. Die anschließende Rote Karte war sehr hart, jedoch vertretbar.
Das fiel auf:
- Die Bayern agierten gegen den Ball im 4-1-4-1 mit Alonso vor der Defensiv-Viererkette. Die Flügelspieler Robben und Costa rückten bei Bochumer Ballgewinn schnell und konsequent ein und halfen so, das Zentrum zu verdichten. Das brachte in der Anfangsphase aber nichts, da der VfL die hoch stehende Bayern-Abwehr mehrfach mit langen Bällen überspielte.
- Im eigenen Ballbesitz wechselte der FCB komplett das System zu einer Art 3-3-4. Alonso ließ sich zwischen die Innenverteidiger Badstuber und Kimmich fallen, die Außenverteidiger Lahm und Alaba rückten dagegen zentral nach vorne und bildeten mit Thiago die Mittelfeld-Reihe. Müller bewegte sich neben Lewandowski ins Sturm-Zentrum, Robben und Costa klebten sehr offensiv an den Außenbahnen.
- Mit dem ständigen Positionswechsel taten sich Alonso, Alaba und Lahm anfangs durchaus schwer, sodass die Bochumer bei schnellem Umschalten in der Anfangsphase mehrfach ungeordnete Bayern vorfanden - und so zum Abschluss kamen.
- Die Bayern hatten in Sachen Motivation offensichtlich einige Probleme und agierten durchaus behäbig. Vor allem Thiago spielte viele Bälle ohne die nötige Konsequenz. Das bekräftigte den Bochumer Mut: Gegen Ende der ersten Hälfte schoben die Gastgeber ihre defensiven Reihen (ebenfalls im 4-1-4-1) weiter nach vorne, was die Gäste zu mehr Bewegung zwang.
- In Unterzahl zog sich Bochum wieder deutlich stärker zurück, die Bayern hatten noch mehr Zeit und fanden über die Außen häufiger den Weg nach vorne. Es entwickelte sich ein Spiel rund um den VfL-Strafraum.
VfL Bochum - Bayern München: Daten zum Spiel