Die gute Nachricht vorweg: Es ist vorbei. Pause. Endlich. Es war vollkommen egal, welchem Spieler man nach der Achtelfinalpartie im DFB-Pokal zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund zuhörte - ein jeder war froh darüber, in den kommenden Tagen abschalten und die Ruhe genießen zu können.
Viel Ruhe wird allerdings auch nicht sein, in zwei Wochen stehen längst wieder alle Bundesligisten auf dem Trainingsplatz. Und dort hat man dann auch kaum mehr als 14 Tage Zeit, sich auf die zweite Hälfte der Saison vorzubereiten.
Blickt man lediglich auf den BVB, so herrscht dort nach einem reichlich turbulenten Jahr die Hoffnung vor, dass 2018 einfach nur besser wird. Ein paar Tage Pause werden den Schwarzgelben guttun, ein paar Tage Trainingszeit ebenfalls.
Stöger nimmt erste taktische Änderung vor
Die Partie in München, bei der man durch das vorzeitige Aus nach der deutlichen Ohrfeige in der Champions League auch das zweite Saisonziel verspielte, war gewissermaßen erneut ein Spiegelbild des letzten halben Jahres.
Zwar wurde dies nicht so augenscheinlich wie beim absurden 4:4 gegen Schalke 04, als die Borussen in 90 Minuten das Auf und Ab der gesamten Hinrunde choreographierten. Doch das Duell mit den Bayern zeigte: Der BVB kann wie in den ersten 45 Minuten ziemlich verheerend auftreten, er kann es aber auch deutlich besser - wie die zweiten 45 Minuten bewiesen.
Es war keine Überraschung, dass Dortmund in München den Bus parken, das eigene Tor absichern und schnell kontern wollte. Trainer Peter Stöger, der in der Weihnachtszeit nun Gelegenheit haben wird, seine persönlich wilden letzten Monate zu reflektieren, unterstrich diesen Ansatz, indem er in seiner dritten Partie mit dem BVB die erste taktische Änderung vornahm.
BVB tritt wie ein Abstiegskandidat auf
Stöger ließ Dortmund in einer Fünferkette agieren, der zuvor unter dem Österreicher ohne Spielanteile ausgestattete Marc Bartra füllte die Abwehrkette auf. Es hätte aber vermutlich noch zwei weitere Akteure gebraucht, um eine defensive Stabilität auf den Platz zu bringen.
"Das war wirklich gar nichts von uns", sagte der sehr gute Torhüter Roman Bürki nach der Partie über den ersten Abschnitt in der Allianz Arena. Dort trat die Borussia schlichtweg wie ein Abstiegskandidat auf, der von allen guten Geistern verlassen schien.
Die Bayern setzten sich nach Belieben in der Dortmunder Hälfte fest und hätten schon nach 15 Minuten bequem mit 4:0 führen können. Die Darbietung der Westfalen erinnerte da an den letzten Abschnitt der Amtszeit von Peter Bosz.
Dortmunds Reaktion macht Stöger Mut
Denn dem BVB fehlte es an allem, um eine Truppe wie den FC Bayern in Verlegenheit zu bringen. Oder, um es mit Stöger zu sagen: "Wenig Leidenschaft, wenig Zweikampfverhalten, wenig Mut und eine schlechte Passquote. Wir haben kaum etwas von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben." Nach 35 Minuten nahm Stöger Bartra vom Feld und kehrte zum 4-2-3-1 zurück.
Dieses Auftreten gehört genauso zur Wahrheit über die Dortmunder Hinrunde wie das Aufbäumen in Halbzeit zwei. Das lag natürlich auch an den schwindenden Kräften der zuletzt nicht mehr aus einem Guss spielenden Münchner, es spricht jedoch für Stögers Einfluss auf die Mannschaft und nährt die Hoffnung auf Besserung im neuen Jahr.
Eine Reaktion zu zeigen auf den Klassenunterschied im ersten Abschnitt war das mindeste, das man vom BVB verlangen konnte. Und die Reaktion, sie war da - und sie "macht Mut, das war für uns wichtig", wie Stöger sagte.
Hoffnung und Spannung liegen vor dem BVB
Dortmunds zuletzt psychisch so angeknackste Spieler behielten den Kopf oben, lieferten den Bayern einen offenen Kampf und verschönerten die über sie hereinbrechende Niederlage um einiges. Körperlich schien der BVB voll im Saft, eine Verlängerung hätten die Gäste wohl deutlich besser wegstecken können als der stark abbauende Rekordmeister.
Nach 90 Minuten war am Mittwochabend allerdings Schluss und es stand eine 1:2-Niederlage aus Dortmunder Sicht, die letztlich nicht unverdient war.
Nach Spielende pressierte es den Schwarzgelben, sie mussten ihren Flieger bekommen, um in der Heimat überhaupt noch landen zu können. Dass die Dortmunder so schnell abdampften, zeigte aber auch, dass die sehr kurze Winterpause für alle Beteiligten sehr gelegen kommt.
Hoffnung und Spannung liegen daher vor Borussia Dortmund, denn Stöger hat nach der dringend benötigten Pause nun ein paar Tage Zeit, um sich ausgiebig um seine neue Truppe zu kümmern. Und da ist einiges zu tun, wie die 90 Minuten in München noch einmal eindrucksvoll untermauerten.
Zorc: "Haben sehr, sehr viel Arbeit vor uns"
Stöger blickte nach der Partie bereits voraus und beschwor das Ende der Schrecken: "Diese Mannschaft ist gespickt mit außergewöhnlichen Fußballern mit richtig viel Talent. Unsere Aufgabe wird sein, einen Spielrhythmus hinein zu bringen. Es wird viel um unsere Spielidee gehen mit einer Grundabsicherung, die die Mannschaft ganz einfach braucht. Man kann davon ausgehen, dass wir nächstes Jahr eine Mannschaft sehen werden, mit der die Dortmund-Fans richtig viel Spaß haben. Es wird ein offensiv orientierter Fußball sein."
Inwiefern der Neue an der Seitenlinie das zweifellos vorhandene Potenzial anzapfen und wieder konstant zum Vorschein bringen kann, wird die spannende Komponente seines möglicherweise letzten halben Jahres beim BVB.
Das Urteil von Sportdirektor Michael Zorc ist dabei unausweichlich: "Wir haben ab dem 3. Januar sehr, sehr viel Arbeit vor uns."