Auch die zweite Saison der 3. Liga ist nichts für schwache Nerven. Nahezu an jedem Spieltag gibt es einen neuen heißen Favoriten auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Sicher durch ist bislang kein Team - und das wird vermutlich auch bis zum Abpfiff des 38. Spieltags so bleiben. SPOX hat die sechs aussichtsreichsten Kandidaten unter die Lupe genommen und wagt eine Prognose.
FC Erzgebirge Aue
Die Ausgangssituation: Die Anspannung der Fans im Erzgebirge ist derzeit zum zerbersten groß. Die Veilchen eroberten mit dem 3:1 gegen Holstein Kiel die Tabellenspitze am 35. Spieltag, haben noch ein Nachholspiel und sind somit so dicht wie keine andere Mannschaft am Aufstieg dran. Ein Plus ist die Heimstärke - bei einem Spiel weniger ist Aue hinter Osnabrück die zweitstärkste Heimmannschaft. Das Duell im Erzgebirgsstadion gegen Mitkonkurrent Braunschweig am 37. Spieltag könnte der Schlüssel zum Aufstieg werden.
Das Restprogramm: Wacker Burghausen (A), SV Wehen Wiesbaden (H), Eintracht Braunschweig (H), Werder Bremen II (A)
Das sagen die Beteiligten: "Es gibt keine leichten Restprogramme, in dieser Liga kann uns jeder ein Bein stellen. Klar ist, dass wir aufsteigen wollen und dabei werden die Nerven eine wichtige Rolle spielen. Ich hoffe, dass wir sie wie zuletzt auch behalten werden", meint Kapitän Tomasz Kos.
Die Prognose: Nachholspiele unter der Woche sind stressig und kräftezehrend. Doch für Aue sind die beiden Heimspiele das große Plus gegenüber der Konkurrenz. Aue wird den Sprung in die 2. Bundesliga schaffen.
VfL Osnabrück
Die Ausgangssituation: Hätte der VfL in der Hinrunde auswärts nur annähernd so starke Auftritte wie in der heimischen Osnatel Arena hingelegt, wäre die Mannschaft bereits seit geschätzten sechs Spieltagen aufgestiegen. Doch nach dem 2:2 in Regensburg am 35. Spieltag wurde Osnabrück von Aue an der Spitze verdrängt. Im Nacken lauern Konkurrenten mit Nachholspielen. Zudem tritt man nur noch einmal zu Hause an. Der Druck auf die Mannschaft ist enorm und der besonnene Coach Karsten Baumann nicht um seine Aufgabe zu beneiden. Das Restprogramm ist machbar und könnte in etwa so betitelt werden: "Viertelfinale" in Dortmund, "Halbfinale" gegen Kiel und abschliessend das "Finale" in Burghausen.
Das Restprogramm: Borussia Dortmund II (A), Holstein Kiel (H), Wacker Burghausen (A)
Das sagen die Beteiligten: "Wir müssen jetzt die Nerven bewahren und alle drei Spiele gewinnen. Dann sind wir durch. Wichtig ist, dass wir uns jetzt nicht beirren lassen und weitermachen", fordert Präsident Dr. Dirk Rasch.
Die Prognose: Die Lila-Weißen können sich eigentlich nur selbst stoppen - und kriegen das derzeit ganz gut hin. Trotzdem werden sich die vorhandene Erfahrung und das Potenzial der Einzelspieler durchsetzen. Der VfL steigt auf.
FC Ingolstadt 04
Die Ausgangssituation: Die Ingolstädter galten vor Saisonbeginn als Mitfavorit um den Aufstieg und wurden ihrer Rolle alles in allem gerecht. Die eine oder andere Schwächephase sorgte allerdings dafür, dass die Mannschaft von Michael Wiesinger aktuell nur auf dem Relegationsplatz steht. Dafür gibt es gleich zwei Erfolgsgaranten. Zum einen Torjäger Moritz Hartmann, der in dieser Spielzeit bereits 20 Treffer erzielte. Zum anderen der abgeguckte "Bayern-Dusel": Gleich fünfmal kam der FCI in den letzten Wochen durch ein Tor in den Schlussminuten beziehungsweise in der Nachspielzeit noch zu einem Dreier oder einem Punktgewinn.
Das Restprogramm: VfB Stuttgart II (H), SV Wehen Wiesbaden (A), SV Sandhausen (H)
Wer schafft den Aufstieg? Jetzt mit dem Tabellenrechner nachrechnen!
Das sagen die Beteiligten: "Wenn man realistisch ist, dann müssen wir alle Spiele gewinnen und hoffen, dass die Konkurrenz patzt. Wir wollen in die 2. Bundesliga, sind aber natürlich nicht so blauäugig und planen nicht auch für ein weiteres Jahr in der 3. Liga", sagt Präsident Peter Jackwerth.
Die Prognose: Der FC Ingolstadt hat bereits einige Schwächephasen überwunden, vermutlich wird bei dem Restprogramm noch ein weiterer Patzer drin sein. Die Wiesinger-Elf wird daher nur Vierter und kommt somit immerhin in den DFB-Pokal.
Eintracht Braunschweig
Die Ausgangssituation: Sieben Spiele ohne Niederlage, davon fünf Siege: Die Eintracht aus Braunschweig präsentiert sich derzeit richtig selbstbewusst. Ein Garant für den Erfolg ist das Gesamtpaket aus dem zweitbesten Zuschauerschnitt der Liga (12.228) sowie einer optimalen Balance zwischen Offensive und Defensive. Denn die mit 32 Gegentreffern beste Abwehr der Liga kann sich darauf verlassen, dass die Offensive ordentlich Dampf macht. Dafür sorgen bei den Löwen besonders Dennis Kruppke (14 Tore) und Kingsley Onuegbu (10 Tore). Wenn es die beiden einmal nicht richten, sind Marco Calamita (7) sowie Winterneuzugang Domi Kumbela (4) zur Stelle.
Das Restprogramm: Bayern München II (H), Erzgebirge Aue (A), Rot-Weiß Erfurt (H)
Das sagen die Beteiligten: "Die Chancen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga stehen gut, da wir es noch selbst in der Hand haben und nicht auf andere Mannschaften angewiesen sind. Doch wir haben noch schwere Spiele vor uns und wollen eins nach dem anderen angehen", so der Sportliche Leiter Marc Arnold.
Die Prognose: Das Schlüsselspiel der Löwen wird der Auswärtsauftritt bei Erzgebirge Aue.
FC Carl Zeiss Jena
Die Ausgangssituation: Jena ist die Mannschaft, die viele eigentlich gar nicht mehr auf der Rechnung hatten. Das Team von Trainer Rene van Eck hat sich Stück für Stück an die Aufstiegsränge heran gekämpft. Zudem steht noch ein Nachholspiel an, nachdem die Partie bei den Amateuren des FC Bayern nur einen Punkt zu Tage förderte. Zweimal muss Jena noch in der Fremde antreten. Auf den ersten Blick ist das gut so, denn die Thüringer liegen in der Auswärtstabelle auf dem zweiten Rang.
Das Restprogramm: 1. FC Heidenheim 1846 (H), Wacker Burghausen (A), Wuppertaler SV (A), VfB Stuttgart II (H)
Das sagen die Beteiligten: "Wir reden nicht über den Aufstieg. Wir wollen konzentriert arbeiten und von Spiel zu Spiel denken. Solang wir nicht auf einem der ersten drei Plätze stehen, brauchen wir auch nicht öffentliche Debatten darüber zu führen, was eventuell möglich wäre. Vom bloßen Ausrufen des Zieles 2. Bundesliga ist noch keiner aufgestiegen", sagt van Eck.
Die Prognose: Jena hat sich noch einmal heran gekämpft und somit trotz aller Probleme im Umfeld eine tolle Saison gespielt. Mehr als Platz fünf ist aufgrund des anstrengenden Restprogramms jedoch nicht drin.
1. FC Heidenheim 1846
Die Ausgangssituation: Der FCH hat am wenigsten zu verlieren. Als unbekannter Aufsteiger schon vor Saisonbeginn zum Absteiger Nummer Eins deklariert, begeisterte die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt besonders in der Rückserie mit tollem Fußball und einer Wahnsinns-Serie von zwölf Siegen aus vierzehn Spielen - die Hoffenheim-Vergleiche waren nicht mehr allzu fern. Schmidt setzte sich dagegen vehement zur Wehr und redete zumeist vom Ziel Klassenerhalt. Der ist natürlich längst fix. Dennoch behielt der Coach recht, da sein junges Team zuletzt abgestürzte (seit fünf Spielen ohne Sieg, davon vier Niederlagen).
Das Restprogramm: Borussia Dortmund II (A), FC Carl Zeiss Jena (A), Dynamo Dresden (H), Jahn Regensburg (A)
Das sagen die Beteiligten: "Es ist nicht immer leicht für eine junge Mannschaft, jede Woche wieder eine Topleistung zu bringen. Wir haben eine Durststrecke, aber ich bin optimistisch, dass wir noch den einen oder anderen Punkt holen. Dann können wir insgesamt von einer gelungenen Saison sprechen", so Schmidt.
Die Prognose: Großes Lob an Heidenheim für eine tolle Saison. Der Aufstieg kommt allerdings noch zu früh. Auch mit dem sechsten Platz wird es eng, am Ende steht ein einstelliger Tabellenplatz zu Buche.
Die aktuelle Tabelle der 3. Liga