"Hut ab vor Uli Hoeneß"

Von Interview: Kevin Bulbitz/Mark Heinemann
Markus Grünberger (M.) mit Haching-Präsident Engelbert Kupka (l.) und Trainer Klaus Augenthaler
© Imago

Markus Grünberger stand einst als Torwarthoffnung zwischen den Pfosten der zweiten Mannschaft des FC Bayern München. Doch fünf Kreuzbandrisse beendeten die Karriere des 26-Jährigen früh. Grünberger ging bei Uli Hoeneß in die Lehre und heuerte jüngst bei der SpVgg Unterhaching in der 3. Liga an. Er ist der jüngste Manager im deutschen Profifußball.

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Im Interview mit SPOX verrät Grünberger, wie er zu seinem neuen Job kam und spricht über die Zusammenarbeit mit Klaus Augenthaler und sein großes Vorbild Uli Hoeneß.

SPOX: Herr Grünberger, man findet Sie im Internet noch als beidfüßigen Torhüter. Schmerzvoll oder eher amüsant für Sie?

Markus Grünberger: Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn ich Profi geworden wäre. Es ist einfach schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Aber ich trauere dem, was in der Vergangenheit war, nicht nach. Es lässt sich sowieso nicht mehr ändern.

SPOX: Sie standen im Kader der Reserve des FC Bayern München, haben damals auch schon mit Oliver Kahn trainiert. Dann mussten Sie Ihre aktive Karriere nach fünf Kreuzbandrissen aufgegeben. Wie verbittert waren Sie damals?

Grünberger: Die ersten zwei, drei Monate, nachdem klar war, dass ich keine sportliche Zukunft mehr habe, war das schon eine extrem bittere Sache. Aber irgendwann muss man wieder aufstehen und nach vorne blicken. Ich konnte dank meiner Familie und meinen drei besten Freunden damit abschließen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

SPOX: Jetzt sind Sie mit 26 Jahren bereits Manager der SpVgg Unterhaching in der 3. Liga. Ist das nicht unfassbar früh?

Grünberger: (lacht) Wenn die Journalisten mich nicht jeden Tag daran erinnern würden, dann würde es mir gar nicht mehr auffallen. Ich denke, wenn man einen guten Job macht, dann ist es egal, wie alt man ist. Es wird sicherlich noch ein, zwei Jahre dauern, bis sich alle daran gewöhnt haben. Aber ich werde da dranbleiben und alles dafür geben, dass der Verein sich positiv entwickelt.

SPOX: Wie hat Klaus Augenthaler mit all seinen Titeln im Gepäck darauf reagiert, als Sie sich ihm als neuer Manager vorgestellt haben?

Grünberger: Wir hatten vorher schon Kontakt und den einen oder anderen Espresso zusammen getrunken. Ich glaube, dass der Klaus sich gefreut hat, wieder einen Ansprechpartner zu haben, mit dem er diskutieren kann. Bis dato diskutieren wir viel, sind aber zum größten Teil einer Meinung und verstehen uns sehr gut.

SPOX: Sie haben Ihrem Vorgänger Francisco Copado indirekt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Welche Fehler hat er gemacht?

Grünberger: Es ist doch ganz einfach. Was hier passiert ist, weiß ich nicht, ich bekomme es nur immer mit. Ich will mich auch gar nicht damit beschäftigen, weil mich das zu viel Energie kosten würde, wenn ich das alles wieder aufrollen würde.

SPOX: Ist es für Sie persönlich eine große Ehre, mit einem ehemaligen Weltmeister zusammenarbeiten zu können?

Grünberger: Ich war persönlich bei Augenthalers Abschiedsspiel im Stadion und habe vor dem Fernseher gesessen, als er Weltmeister wurde. Das ist natürlich eine große Ehre und ich bin mir dessen auch bewusst, wer der Klaus Augenthaler ist. Dennoch ist es so, dass ich Manager bin und er Trainer. Da hilft es dem Verein nicht weiter, wenn man nur auf die großen Titel achtet.

SPOX: Sie arbeiten bis zum Jahresende unentgeltlich.

Grünberger: (lacht) Ich glaube, das hat der Klaus in einem Interview ausgeplaudert. Ja, das ist richtig. Sehen Sie, es ist bekannt, dass es dem Klub finanziell nicht so gut geht. Die Spielvereinigung hat mir die Möglichkeit gegeben, hier Manager zu werden. Und ich habe gesagt, dass ich gerne auf Geld verzichte, solange es dem Verein nicht gut geht. Ich möchte nicht der sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich stehe dazu und schäme mich auch nicht dafür.

SPOX: Sie haben bereits erwähnt, dass der Verein nicht auf Rosen gebettet ist. Welchen Weg wird und muss die Spielvereinigung in den nächsten Jahren gehen?

Grünberger: Wir haben einen Zweijahresplan entwickelt. Wichtig ist jetzt aber, dass wir einen Sponsor finden. Klappt das bis zum Sommer nicht, habe ich ein gewisses Budget zur Verfügung, aus dem ich das Beste machen werde. Wir wollen im nächsten Jahr die Liga halten und uns dann im übernächsten Jahr punktuell verstärken, um wieder vorne mitzuspielen. Unser langfristiges Ziel ist die Zweite Liga.

SPOX: Ist es für Teams wie Unterhaching überhaupt realistisch, über Jahre hinweg in den beiden Bundesligen zu bestehen?

Grünberger: Natürlich! Du hast andere TV-Einnahmen und wirst für Sponsoren viel interessanter. Es ist nicht leicht, sich dort zu etablieren, weil Haching salopp gesagt ein Dorfverein ist, der im Schatten des FC Bayern und der Sechziger steht. Nichts desto trotz müssen wir wieder dahin kommen, dass wir die großen Vereine ärgern können. Das ist aber ein Prozess, der lange dauern wird.

SPOX: Auch Sie machen aus der Not eine Tugend und bauen auf junge Eigengewächse.

Grünberger: Ich betone aber immer wieder, dass es nicht damit getan ist, einen jungen Spieler hochzuholen. Es ist wichtig, an diese Jungs zu glauben und sie nicht nach einem schlechten Spiel wieder wegzuschicken. Du musst ihnen eine Chance geben, sich über Wochen und Monate zu etablieren. Fußball spielen können die alle.

SPOX: Die Mannschaft steht acht Punkte über dem Strich. Bei noch vier Spielen muss da viel schief gehen. Können Sie schon für die nächste Saison in der 3. Liga planen?

Grünberger: Klaus und ich planen für die nächste Saison. Aber sicher ist noch gar nichts. Verlieren wir zweimal und ein Verfolger gewinnt zweimal, wird es wieder gefährlich. Das darf man nicht aus den Augen verlieren, dennoch sind wir zuversichtlich und gucken nach vorne. Klaus weiß schon, wie er die Jungs nehmen muss.

SPOX: Sie haben unter anderem bei Uli Hoeneß gelernt. Was hat sie besonders geprägt?

Grünberger: (lacht) Es ist ja nicht so, dass ich täglich beim Uli Hoeneß im Büro gesessen habe und gesagt habe: hilf mir, hilf mir. Ich bin 1998 zum FC Bayern gekommen und habe alleine durch meine Anwesenheit unheimlich viel mitbekommen und gelernt.

SPOX: Seitdem hat sich viel geändert. Wie erleben Sie den neuen FC Bayern, der zuletzt auch in die Kritik einiger Fans geraten ist?

Grünberger: Damals waren die Bayern natürlich schon extrem erfolgreich, aber mit dem heutigen FCB ist das nicht mehr zu vergleichen. Daran sieht man, was für ein Vermarktungsgenie Uli Hoeneß ist. Ich glaube, er ist auch in der freien Wirtschaft einer der begehrtesten Manager.

SPOX: Und er gilt als sehr herzlicher Mensch...

Grünberger: ...er ist ein wahnsinnig herzlicher Mensch, der sich immer Zeit für einen nimmt. Er ist sich auch nicht zu schade, sich noch selber an den Grill zu stellen und Würste für einen guten Zweck zu braten. Da muss ich einfach sagen: Hut ab vor so einem Mann! Man kann nirgends so viel lernen, wie von Uli Hoeneß.

SPOX: Haben Sie sich denn Tipps für Ihren neuen Job von ihm geholt?

Grünberger: Ich hatte nach drei Tagen im Amt das Vergnügen und die Ehre, mit ihm zu telefonieren. Er war so freundlich und hat mir sofort seine fachliche Hilfe angeboten. Wenn wir beisammen sitzen und er mir sagt, so und so geht das, dann ist das doch das schönste, was es gibt. Das ehrt mich und das macht mich auch stolz. Wir teilen das gleiche Schicksal, weil wir unsere sportlichen Karrieren früh beenden mussten. Das heißt aber nicht, dass wir uns täglich besprechen, er hat ja auch noch jede Menge andere Dinge zu tun. (lacht) Aber die Ratschläge, die ich von ihm bekomme, nehme ich sehr gerne an.

Der Kader der SpVgg Unterhaching