Vor zwei Monaten war Trainer Andreas Bergmann schon entlassen. Zumindest in der Vorabmeldung einer Tageszeitung, die vom Drittligisten Hansa Rostock umgehend dementiert wurde. Aus der Luft gegriffen war das Ganze aber nicht, denn Bergmann stand tatsächlich kurz vor dem Rausschmiss. Er rettete sich in sein persönliches "Endspiel" gegen den Halleschen FC, Hansa gewann 2:1 - und rollte danach das Feld von hinten auf.
Famose 19 von 21 möglichen Punkten hat der Traditionsklub seitdem geholt und sich bis auf den Relegationsplatz drei vorgekämpft. Im unerwarteten Höhenflug agiert Bergmann genauso gelassen, wie er schon die schwere Krise mit seiner bevorstehenden Entlassung gemeistert hatte. "Hektik ist der falsche Ratgeber", sagte der 54-Jährige dem NDR, "ich kenne ja mittlerweile die Mechanismen und weiß mit Erfolg und Misserfolg umzugehen."
Kiel nächster Gegner
Vom Aufstieg als Ziel will Bergmann daher auch gar nicht reden, auch nicht im Falle eines Sieges im letzten Spiel des Jahres am Samstag bei Aufsteiger Holstein Kiel (14.00 Uhr). "Wir sind noch keine Spitzenmannschaft", betont der frühere Bundesligatrainer von Hannover 96.
Zwar seien die Siege gegen die Topteams RB Leipzig (2:1), Rot-Weiß Erfurt (1:0) und SV Wehen Wiesbaden (3:1) kein Zufall gewesen, aber der jungen Rostocker Mannschaft fehle noch die Erfahrung: "Unsere Qualität muss sich erst noch weiter entwickeln. Es wird wahrscheinlich auch wieder Rückschläge geben."
Wenn Offensivspieler David Blacha weiter so einen Lauf hat, könnte Hansas Erfolgsserie noch lange halten. Der 23-Jährige traf in den vergangenen vier Spielen immer ins Tor und steht symbolisch für den Aufschwung des letzten DDR-Oberliga-Meisters. Der nur 1,74 m große Deutsch-Pole begeistert mit seinem Zug zum Tor auch seine Teamkollegen. "Es macht Spaß, ihm zuzugucken. Ich freue mich für den kleinen Knirps", sagt Abwehrspieler Steven Ruprecht.
Etatlücke und Punktabzug?
Ganz ungetrübt ist die Freude über die aktuelle Erfolgssträhne bei Hansa aber nicht. Am Ende der Saison droht den Mecklenburgern ein möglicher Punktabzug im Rahmen des Nachlizenzierungsverfahrens durch den DFB, sollte bis zum 20. Januar die verbliebene Etatlücke von rund einer halben Million Euro nicht gedeckt werden.Geld soll auch durch Aktionen wie das Event-Kochen mit der gesamten Profimannschaft am 10. Januar in der Arena reinkommen. Unter dem Motto "Hansa tischt auf" können Fans für 44 Euro heimische Spezialitäten wie den "Pommernbraten" und das "Sanddorn Tiramisu" genießen und gleichzeitig mit den Spielern plaudern. Vielleicht ja auch über einen möglichen Aufstieg.
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