"Bei Magath ging es über die Grenzen"

Von Interview: Sebastian Hahn
Peer Kluge absolvierte über 200 Partien in der Bundesliga
© getty

Nach 15 Jahren in den oberen beiden Spielklassen wechselte Peer Kluge dieses Jahr erstmals in die 3. Liga. Mit SPOX sprach der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler über seine Entscheidung für Arminia Bielefeld, die Zeit im Schalke-Trikot und persönliche Zukunftspläne. Mit der Degradierung bei Hertha BSC hat er abgeschlossen.

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SPOX: Herr Kluge, wieso haben Sie sich jetzt für den Schritt in die 3. Liga entschieden?

Kluge: Ich wollte einfach nochmal Fußball spielen. Ich habe die Option in Berlin zu bleiben und dort meinen Vertrag auslaufen zu lassen, oder nochmal richtig zu spielen. Ich bin fit und habe noch Lust, auf dem Platz zu stehen. Deshalb habe ich diesen Schritt gemacht.

SPOX: Was reizt Sie an Bielefeld?

Kluge: Das Wichtigste für mich war die Perspektive. Die hat mir der Klub in den Gesprächen aufgezeigt. An der Zusammenstellung des Kaders sieht man auch, was man hier vorhat. Es ist eine schöne Aufgabe, auf die ich mich freue. Ich hoffe, dass wir eine erfolgreiche Zukunft vor uns haben.

SPOX: In der 3. Liga stehen die Spieler nicht so im Rampenlicht, der Druck ist geringer. Ein Vorteil?

Kluge: Mir ist egal, ob man im Fokus steht oder nicht. Früher habe ich auch nicht viel Wert darauf gelegt. Es ist aber angenehm, so zu arbeiten.

SPOX: Was kann die Mannschaft in den kommenden beiden Jahren mit Ihnen erreichen?

Kluge: Wir wollen wieder erfolgreich sein und eine positive Stimmung erzeugen. Für die Fans und natürlich auch für mögliche Sponsoren. Denn die wollen sehen, dass hier gute Arbeit geleistet wird. Vielleicht kann man ja auch den ein oder anderen überzeugen, wieder auf den Zug Arminia aufzuspringen.

SPOX: Aber der direkte Wiederaufstieg ist schon das erklärte Ziel?

Kluge: Das ist schwierig zu sagen. Ich glaube, dass es da einfach zu viele Klubs gibt, die oben mitspielen werden. Wir sind eine neu zusammengestellte Mannschaft und man muss zunächst abwarten, wie wir uns finden werden. Aber wir wollen natürlich guten Fußball spielen und erfolgreich sein, ganz klar.

SPOX: Wer sind in Ihren Augen die ärgsten Konkurrenten?

Kluge: Halle wird eine gute Rolle spielen, dazu kommen noch Osnabrück und die Absteiger Cottbus und Dresden. Aber es gibt so viele Teams, die oben mitmischen werden, dass es unfair wäre, eins wegzulassen.

SPOX: Welche Rolle werden Sie in der Mannschaft übernehmen?

Kluge: Ich werde versuchen, die Erfahrungen hier einzubringen, die ich im Laufe meiner Karriere sammeln konnte. Und ansonsten versuche ich einfach überall zu helfen, wo ich kann.

SPOX: Wie plant Trainer Norbert Meier mit Ihnen, und wie kommen Sie mit ihm klar?

Kluge: Ich denke, dass er mit mir auf der Sechs plant. Ich habe keine Probleme mit ihm. Ganz im Gegenteil: Obwohl ich noch nicht so lange hier bin, arbeiten wir sehr, sehr gut zusammen. Er ist sehr akribisch und hat klare Vorstellungen davon, was uns als Mannschaft gut tut.

SPOX: Wie haben Sie die anderen Spieler in Bielefeld aufgenommen?

Kluge: Super. Echt gut. Sie haben direkt versucht, mich zu integrieren und auch von der Seite der Co-Trainer und Physios bin ich gut aufgenommen worden.

SPOX: 2012 gehörten sie bei Hertha BSC noch zu den Stammspielern im Aufstiegsjahr. Können Sie sich erklären, warum Trainer Jos Luhukay auf einmal nicht mehr auf Sie setzte und Sie in die zweite Mannschaft abschob?

Kluge: Das ist Vergangenheit für mich und darüber werde ich mich auch nicht mehr äußern. Es war eine schöne und erfolgreiche Zeit in Berlin. Hertha hat mich für den Aufstieg geholt, und das haben wir auch geschafft. Zu allem anderen werde ich nichts mehr sagen.

SPOX: Vor drei Jahren spielten Sie noch für Schalke im Champions-League-Halbfinale gegen Manchester United, jetzt heißen die Gegner Großaspach, Kiel, und so weiter. Muss man da von einem Rückschritt sprechen?

Kluge: Es ist sicherlich kein Fortschritt. Aber ich wollte einfach nochmal Fußball spielen und habe absolut kein Problem damit, mich mit der Mannschaft zu identifizieren. Dieser Schritt war kein Problem für mich.

SPOX: 2012 erlitten Sie einen Meniskusriss. War diese Verletzung entscheidend dafür, dass Sie Schalke verlassen mussten?

Kluge: Die Verletzung hat mich definitiv zurückgeworfen. Wenn ich fit geblieben wäre, hätte ich auf Schalke bleiben können. Das wurde damals so kommuniziert. Aber das ist Vergangenheit und ich freue mich jetzt auf meine neue Aufgabe.

SPOX: Vor der WM 2006 spielten Sie noch im Perspektivteam des DFB. Wie zufrieden sind Sie im Rückblick mit dem Verlauf Ihrer Karriere?

Kluge: So wie es gelaufen ist, ist es in Ordnung. Die eine oder andere Verletzung weniger hätte mir vielleicht auch ein oder zwei Spiele mehr ermöglicht. Ich will mich aber nicht beklagen.

SPOX: Was waren Ihre persönlichen Highlights?

Kluge: Natürlich die erste Zeit in Gladbach, in der ich Bundesliga-Luft schnuppern durfte. Dann die ersten internationalen Spiele und der Pokalsieg mit Nürnberg. Und natürlich die Champions League mit Schalke. Da gibt es schon einige schöne Erinnerungen.

SPOX: Sie waren bei Gladbach aktiv, in Nürnberg, Schalke, Chemnitz und bei der Hertha. Welcher Verein hat Sie am meisten geprägt?

Kluge: Bei jedem Verein konnte ich etwas dazulernen und verschiedene Erfahrungen sammeln. Da kann man keinen Verein weglassen oder hervorheben.

SPOX: Wie sieht es mit den Trainern aus?

Kluge: Hans Meyer natürlich, weil er mich in die Bundesliga geholt hat. Ihm habe ich viel zu verdanken und er hat mich dann ja auch zu ihm nach Nürnberg geholt. Aber auch unter Felix Magath zu spielen war eine tolle Erfahrung. Bei ihm musste man schon mal über die eigenen Grenzen hinausgehen.

SPOX: Werden Sie Ihre Karriere in Bielefeld beenden?

Kluge: Ich bin nicht mehr der Jüngste und es ist angenehm zu wissen, dass nach diesen beiden Jahren nicht mehr viel kommen wird. Jetzt genieße ich erstmal die Zeit hier und hoffe, dass es so läuft, wie wir uns das vorstellen. Was danach kommt, das wird man dann sehen.

Peer Kluge im Steckbrief

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