Kontinuität, Ruhe - und nicht zuletzt Erfolg: Uwe Neuhaus verkörpert so ziemlich alles, was Dynamo Dresden in den vergangenen Jahren fehlte. Nun soll der langjährige Trainer des Ost-Rivalen Union Berlin beim Fußball-Drittligisten aus Sachsen ab der kommenden Saison ähnliches Schaffen wie bei den Köpenickern: Einen sportlichen Aufschwung und am besten so schnell wie möglich die Rückkehr in die 2. Liga.
"Uwe Neuhaus bringt viel Erfahrung und Motivation mit nach Dresden. Als Cheftrainer hat er in der Vergangenheit mehrfach nachgewiesen, dass er eine Mannschaft durch fleißige, verlässliche und akribische Arbeit entwickeln und zum Erfolg führen kann", sagte Dresdens Sportdirektor Ralf Minge nach der Unterzeichnung des Vertrags bis zum 30. Juni 2017: "Er brennt für diese Aufgabe."
Sieben Jahre war Neuhaus für die Geschicke Unions verantwortlich und führte den Klub aus der Regionalliga bis in die 2. Liga. Sieben Jahre, in denen die Berliner dem sächsischen Traditionsklub den Rang abliefen. Auch wegen Neuhaus. Während seiner Amtszeit an der Alten Försterei verschliss Dynamo acht Trainer - der 55-Jährige ist der 27. Chefcoach bei Dynamo seit 1990.
Anspruch vs. Wirklichkeit
Die kommende Aufgabe dürfte jedoch ungleich schwerer werden als in Berlin. Während Union stets mit seinem Image als Außenseiter kokettiert, sind die Verhältnisse in Dresden völlig anders. Die Erfolge der Vergangenheit beeinflussen noch immer die Gegenwart, zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft jedoch eine riesige Lücke. Zudem dürfte fraglich sein, ob Neuhaus auch bei Dynamo so uneingeschränkt sportliche Entscheidungen treffen kann wie bei Union.
Schon nach dem Abstieg der Dresdner in der vergangenen Saison soll Neuhaus auf Minges Wunschliste gestanden haben. Damals kam es jedoch nicht zu einer Einigung, diesmal ging alles relativ schnell. Angeblich soll Neuhaus für seinen neuen Job auch auf einen Teil seiner Gehaltsforderungen verzichtet haben.
Laufende Saison nur über die Runde bringen
Schon vor dem Antritt seines neuen Postens soll Neuhaus in die Kaderplanung der neuen Saison eingebunden werden. Dem aktuellen Coach Peter Nemeth bleibt nur noch die Aufgabe, die mittlerweile völlig verkorkste Saison irgendwie noch halbwegs passabel über die Runden zu bringen. Dann läuft der Vertrag des Slowaken ohnehin aus.
"Das ist jetzt eine Charakterfrage für das Team und das Umfeld. Jetzt wird es umso schwerer", sagte der entmachtete Nemeth am Freitagmittag: "Für den Verein ist es gut, dass er jetzt planen kann."
Das Jahr 2015 verlief für den zwischenzeitlichen Aufstiegskandidaten bisher jedenfalls katastrophal. In den neun Ligaspielen setzte es acht Niederlage, dazu verlor Dynamo im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund. Immerhin soll mit den Einnahmen aus dem Pokal der finanzielle Spielraum für Neuhaus in der kommenden Saison etwas größer werden.
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