Es war ein Abschied durch die Hintertür des großen Fußballs. Donezk. Donbass Arena. Zunächst verletzt auf der Bank. 0:1 gegen England. EM-Aus in der Vorrunde. Ein Ausnahmekönner wie Schewtschenko hätte anderes verdient gehabt.
"Vielleicht mache ich noch ein Freundschaftsspiel, um Goodbye zu sagen und allen noch mal zuzuwinken. Der Zeitpunkt kommt für jeden", sagte der 35-Jährige. Spätestens danach wird er das gelbe Trikot seines Heimatlandes für immer ablegen.
"Meine schönsten Erinnerungen sind die WM 2006 in Deutschland und diese EM in der Ukraine. Das kann mir niemand nehmen", sagte Schewtschenko, obwohl er sich die Gegenwart an diesem warmen Dienstagabend in der Ostukraine wohl anders vorgestellt hatte. Bis zur 70. Minute saß er nur auf der Bank. Das Knie schmerzte.
Heldentaten gegen Schweden bleiben ungekrönt
Eineinhalb Wochen zuvor war noch alles in Ordnung. Sogar mehr als das. Für ein paar Momente hatte Schewtschenko die EM zu seinem Turnier gemacht. Zwei Treffer binnen sechs Minuten gegen Schweden. Rückstand aufgeholt. Auftaktspiel gewonnen. Ein Land in Ekstase. So sollte es sein. Es war die magische Nacht eines alternden Fußballers.
"Das ist ein großer Tag für die Ukraine. Ein historischer Sieg", hatte der Torjäger nach dem Schlusspfiff gesagt. Doch die Zeit kann man nicht festhalten. Sie vergeht und wird Vergangenheit.
In Schewtschenkos Kopf werden diese Erinnerungen aber immer einen Ehrenplatz behalten. Neben all den anderen erfolgreichen Tagen, die dort haften geblieben sind. Neben all den Trophäen, die er mit Dynamo Kiew, dem FC Chelsea und dem AC Mailand gewann.
Wie es auf Vereinsebene für den Routinier weitergeht ist offen. Die USA locken. Schewtschenko würde bei einem Wechsel seine Sachen packen und Einiges zu tragen haben. Vielleicht nicht ganz so schwer wie nach seinem insgesamt 111. Länderspiel. Denn: Enttäuschungen verblassen.
Auch Voronin macht Schluss
Neben Andrej Schewtschenko hat auch sein Kollege Andrej Woronin den Rücktritt aus dem ukrainischen Nationalteam angekündigt, berichtet die russische Zeitung "Sowetskij Sport".
Der 32 Jahre alte Stürmer will diese Entscheidung noch vor der gestrigen Niederlage gegen England getroffen haben. Nun habe er vor, sich auf seine Klubkarriere zu konzentrieren. Derzeit spielt Woronin bei Dynamo Moskau, wo er noch bis 2013 unter Vertrag steht.
Andrej Schewtschenko im Steckbrief