Frage: Herr Meira, insgesamt musste Schiedsrichter Walentin Iwanow am 25. Juni 2006 beim 1:0-Sieg Portugals 16 Mal eine Karte zücken. Was war da los?
Fernando Meira: Dieses Spiel werde ich nie vergessen. Schon vor der Begegnung hatte es verbale Scharmützel zwischen unserem damaligen Nationaltrainer Trainer Luiz Felipe Scolari und Oranje-Coach Marco van Basten gegeben. Dass es eine emotionale Partie werden könnte, war natürlich klar - schließlich war es auch ein WM-Achtelfinale.
Frage: Richtig hitzig wurde es dann in der siebten Minute...
Meira (unterbricht): Ja, das Foul von Khalid Boulahrouz an Cristiano Ronaldo. Es war klar, dass er Ronaldo mit dieser Aktion aus dem Spiel nehmen wollte. Das war Absicht.
Frage: Wie ging es dann weiter?
Meira:Nach dem Foul waren unsere Gemüter erhitzt. Von da an wollten wir den Holländern auch wehtun.
Frage: Die Anzahl an Gelben und Gelb-Roten Karten spricht dafür, dass ihnen das auch gelungen ist. Welche Schuld trug Schiedsrichter Iwanow?
Meira:Überhaupt keine. Da waren wir schon alle selbst Schuld. Wir hatten uns nicht im Griff, der Schiedsrichter hatte nur seinen Job gemacht. Es war dennoch ein großes Spiel.
Frage: Wie meinen Sie das?
Meira: Diese Spannung, diese Emotionen - das hat den Zuschauern und uns Spielern Spaß gemacht.
Frage: In Pepe, Bruno Alves und Joao Pereira stehen keine Kinder von Traurigkeit in den Reihen der aktuellen portugiesischen Nationalmannschaft. Bei den Niederlanden spielen Nigel de Jong und Mark van Bommel, die auch schon häufiger negativ aufgefallen sind. Glauben Sie, etwas Ähnliches wie 2006 könnte sich am Sonntag wiederholen?
Meira:Nein, es ist jetzt eine andere Zeit. Ich glaube, die Spieler lernen immer besser, mit Emotionen umzugehen. Auch ein Pepe etwa kanalisiert seine Emotionen sehr gut. Er spielt aggressiv, hat sich aber meist unter Kontrolle.
Frage: Was trauen Sie der Seleccao bei diesem Turnier zu?
Meira: Schon ein Überstehen der Gruppenphase wird schwierig, die Holländer sind ein starkes Team. Ich hoffe, dass Ronaldo zeigt, was er kann. Er muss die Mannschaft anführen. Bisher hat er das noch nicht getan.
Frage: Und wie schätzen Sie die Deutschen ein?
Meira: Deutschland hat das beste Team bei diesem Turnier. Es erinnert mich an den VfB Stuttgart in der Meisterschaftssaison 2006/2007. Großes Potenzial gepaart mit dem Erfolgshunger junger Spieler - das ist eine sehr vielversprechende Kombination. Deutschland wird mindestens ins Finale einziehen.
Fernando Meira im Steckbrief