EM

Der Konjunktiv ist der Feind der Schweden

SID
Zwei fantastische Tore gelangen den Schweden gegen Frankreich. Hier netzt Larsson zum 2:0 ein
© Getty

Lachen oder weinen? Sie wussten es nicht so genau. Klar, im ersten Moment überwog bei den Spielern der schwedischen Nationalmannschaft die große Freude über den fast schon sensationellen 2:0-Sieg gegen EM-Geheimfavorit Frankreich. Die Spieler jubelten, tanzten, feierten mit ihren großartigen Fans, die das Olympiastadion in Kiew mal wieder - zum dritten und damit letzten Mal - in eine große Partyzone verwandelt hatten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Doch dann, nach den ersten Minuten der Euphorie, verdunkelten dicke Wolken ganz langsam die sonnigen Gedanken.

Was wäre wenn? Der berühmte Konjunktiv hatte Hochkonjunktur bei den Schweden. "Wir hätten mehr verdient", sagte Abwehr-Routinier Olof Mellberg. "Wenn wir die erste Hälfte gegen die Ukraine besser gespielt hätten, würden wir jetzt vielleicht nicht nach Hause fahren", stellte Mittelfeldspieler Sebastian Larsson fest.

Und sowieso: "Gegen England wäre ein Sieg verdient gewesen", wie Mittelfeldspieler Anders Svensson sagte. Hätte, wäre, wenn - es bleibt der Fakt: Schweden ist raus!

Ibrahimovic: "Es tut weh, nach Hause fahren zu müssen"

Das stand sogar schon vor der Partie fest, und daran konnte auch ein überragendes Abschiedsspiel gegen den vermeintlichen Geheimfavoriten Frankreich nichts ändern. 23 Spiele war der ungeschlagen. Gegen Schweden gab es seit fast einem halben Jahrhundert keine Niederlage mehr.

Doch am Dienstagabend in Kiew war alles anders: Kapitän Zlatan Ibrahimovic mit einem Traumtor (54.) und Larsson in der Nachspielzeit sorgten für den hochverdienten Sieg der Skandinavier gegen erschreckend schwache und größtenteils einfallslose Franzosen.

"Es tut weh, nach Hause fahren zu müssen", sagte Ibrahimovic. "Das war eine großartige Leistung, wie schon gegen England und in der zweiten Halbzeit gegen die Ukraine." Beim 1:2 gegen den Gastgeber hätte - ja, hätte - Schweden einen Punkt verdient gehabt, da waren sich alle einig. Und beim 2:3 gegen England waren die Skandinavier sogar die deutlich bessere Mannschaft.

"Ich bin glücklich, wie wir gespielt haben", befand auch Trainer Erik Hamren. "Ich bin stolz auf meine Spieler, aber es tut auch ein bisschen weh. Wir sind alle ein wenig traurig, denn wir hatten eine schöne Zeit hier in Kiew. Wir sind enttäuscht, dass wir nach Hause fahren müssen."

Nur Spanien hat mehr Tore erzielt als die Schweden

Immerhin fünf Tore haben sie erzielt - nur die Spanier haben in der Vorrunde eines mehr geschafft. Den unterhaltsamsten Fußball in ihrer Gruppe haben die Skandinavier allemal abgeliefert und zudem mit ihren Zehntausenden Fans für die beste Stimmung gesorgt.

"Wir haben auch für unsere Fans gespielt, sonst wären sie mit leeren Händen nach Hause gefahren", sagte Ibrahimovic. "Wir wollten uns für die tolle Unterstützung bedanken." Gefeiert wurde entsprechend in der Kurve, der Superstar gab den Anhängern sogar sein letztes Hemd.

Was bleibt ist der Blick nach vorne auf die anstehenden Aufgaben in einer WM-Qualifikation, in der es unter anderem gegen die deutsche Auswahl geht. "Deutschland ist für mich derzeit das beste Team der Welt", sagt Svensson. "Wir waren nicht glücklich mit der Auslosung, denn das ist eine harte Gruppe. Aber wir lieben Herausforderungen."

Ibrahimovic ist sich nach den tollen Auftritten bei der EM gar sicher: "Wenn wir so gegen England und Frankreich spielen können, können wir es gegen jeden schaffen. Das ist ein fantastischer Start für die Zukunft." Dann vielleicht auch ohne Konjunktiv.

Schweden - Frankreich: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema