EM

"Zwei Herzen schlagen in meiner Brust"

SID
König Otto würde sich sowohl für Deutschland als auch für Griechenland freuen
© Getty

Otto Rehhagel macht aus seiner emotionalen Zwickmühle keinen Hehl. "Bei diesem Spiel schlagen zwei Herzen in meiner Brust", sagte der 73-Jährige der "Bild"-Zeitung im Urlaub auf Sylt - und meint natürlich das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland. Rehhagel, der gelernte Anstreicher aus Essen und das Kind der Fußball-Bundesliga, führte Griechenland 2004 sensationell zum EM-Titel und wurde danach als "Rehakles". Am Freitag ist er hin und hergerissen.

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Denn Rehhagel, der die Hellenen von 2001 bis 2010 neun Jahre lang als Nationaltrainer betreute, kann allzu gut nachvollziehen, wie sich die durch die Finanzkrise schwer gebeutelten Menschen in Griechenland zurzeit fühlen.

"Der Erfolg tut der griechischen Seele gut", sagte er: "Unser Titel löste eine gigantische Euphorie in Griechenland aus. Diesmal bringt der Sieg ein Glücksgefühl in das Land, das gerade schwere Zeiten durchmacht."

Nach der jüngsten Erfolgsgeschichte in Polen zieht Rehhagel sportliche Parallelen zum EM-Triumph. "Damals hatten wir mit Portugal auch den EM-Gastgeber als Gegner und galten als Außenseiter. Diese Mannschaft kämpft ähnlich wie vor acht Jahren mit einer großen Leidenschaft und steht gleichzeitig hinten sehr sicher." Die Zeitung "Sentragoal" beschwor schon "den Geist von Rehhagel", das Blatt "Protothema" schrieb: "Die Ära 2004 ist zurück."

Bundesliga-Duo "internationale Klasse"

In der aktuellen Mannschaft der Hellenen sieht Rehhagel vor allem die reine Bundesliga-Innenverteidigung mit dem Schalker Kyriakos Papadopoulos und dem Bremer Sokratis als Prunkstück. "Internationale Klasse" bescheinigt er der Abwehrzentrale und warnt die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nachdrücklich: "Sie sollte diese Mannschaft nicht unterschätzen."

Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Polen und einer 1:2-Niederlage gegen Tschechien hatten die Griechen durch ein 1:0 gegen Russland den Einzug ins Viertelfinale perfekt gemacht. Siegschütze und Kapitän Georgios Karagounis wird nach seiner zweiten Gelben Karte gegen Deutschland allerdings ebenso gesperrt fehlen wie der gebürtige Aschaffenburger Jose Holebas.

EM-Held Charisteas: "Wir stecken nicht auf"

In Angelos Charisteas meldete sich auch der EM-Held von 2004 und Siegschütze im Finale aus dem Urlaub auf Kreta zu Wort. "Ich habe die ganze Nacht gefeiert und meinem Kumpel Karagounis gleich per SMS gratuliert", sagte Charisteas im "kicker" und fügte hinzu: "Unglaublich, was die Elf geleistet hat. Sie hat geschafft, womit niemand gerechnet hat."

Gegen Deutschland sieht Charisteas die Griechen als klaren Außenseiter - und glaubt doch an die nächste Sensation: "Wir leben von der Geschlossenheit und besitzen diese Siegermentalität. Deutschland ist Favorit, aber wir stecken nicht auf."

Otto Rehhagel im Steckbrief

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