Dass Portugal das Spiel 1:0 gewann, geriet dabei fast zur Nebensache. Am Sonntag treffen beide Teams im Kampf um den Einzug ins EM-Achtelfinale erneut aufeinander.
Mit martialischen Begriffen im Fußball ist das immer so eine Sache. Als "Battle of Nuremberg" ("Schlacht von Nürnberg") ging das Spiel damals im englischen Sprachgebrauch in die Fußball-Geschichtsbücher ein.
Doch wer die Niederländer Khalid Boulahrouz, Giovanni van Bronckhorst und Portugals Deco nach ihren Platzverweisen wie Schulbuben am Spielfeldrand nebeneinandersitzen sah, der konnte damit nicht viel anfangen.
Keine Schlacht, vielmehr eine wilde, außer Kontrolle geratene Rauferei war das - eine, die den "Zuschauern und den Spielern Spaß gemacht hat", sagt Fernando Meira der Nachrichtenagentur "dapd".
Der ehemalige Profi vom VfB Stuttgart bildete damals mit Ricardo Carvalho die Innenverteidigung der Seleccao und war einer der wenigen Spieler, der die Partie ohne Verwarnung beendete. "Diese Spannung, diese Emotionen", sagt Meira, "das werde ich nie vergessen."
Meira: "Boulahrouz wollte Ronaldo aus dem Spiel nehmen"
Bereits vor der Begegnung hatten sich die beiden Trainer, Portugals Luiz Felipe Scolari und Oranje-Coach Marco van Basten, verbale Scharmützel geliefert. Doch was das Spiel zu einer Art Schulhofrauferei machen sollte, war ein Foul von Khalid Boulahrouz an Portugals Cristiano Ronaldo.
Boulahrouz, der vom Boulevard schon mal als "Khalid der Kannibale" bezeichnet wurde, rammte in der siebten Minute sein gestrecktes Bein in den Oberschenkel von Ronaldo. Portugals Superstar musste noch vor der Halbzeit mit Tränen in den Augen ausgewechselt werden. "Es war klar, dass er Ronaldo mit dieser Aktion aus dem Spiel nehmen wollte. Das war Absicht", sagt Meira und erklärt: "Nach dem Foul waren unsere Gemüter erhitzt. Von da an wollten wir den Holländern auch wehtun."
Größter Leidtragender der Begegnung war Schiedsrichter Iwanow. Der konnte noch so mit den Karten wedeln - die Horde außer Kontrolle geratener Spieler bekam er nicht mehr in den Griff.
FIFA-Präsident Joseph Blatter sagte später, dass sich Iwanow nach dieser Leistung selbst die Gelbe Karte hätte zeigen müssen. Meira sieht das ganz anders. Der Unparteiische habe überhaupt keine Schuld gehabt, sagt er: "Wir hatten uns nicht im Griff, der Schiedsrichter hatte nur seinen Job gemacht."
Vorgeschichte, Bedeutung der Partie sowie Spieler vom Schlag eines Pepe, Bruno Alves oder Mark van Bommel sprechen eigentlich dafür, dass es wieder hoch hergehen könnte am Sonntag in Charkiw. Meira aber ist anderer Ansicht: "Es ist jetzt eine andere Zeit. Die Spieler lernen immer besser, mit Emotionen umzugehen."
Fernando Meira im Steckbrief