EM

Die Rückkehr des Mittelstürmers?

SID
Fernando Torres (l.) trifft im Training wie er will - noch lange keine Garantie für einen Stammplatz
© Getty

Giovanni Trapattoni musste gar nicht nachdenken. "Also ich habe noch nie ohne Stürmer gespielt. Und da heißt es immer, Trap spielt so defensiv", sagte der irische Nationaltrainer mit einem breiten Grinsen im Gesicht am Mittwoch in Danzig.

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Der 73-Jährige muss wohl mit ein bisschen Ironie auf die Dauerdiskussion im spanischen Lager blicken, denn er ist lange genug im Geschäft, um genau zu wissen: Egal, wen sein Trainerkollege Vicente del Bosque im Spiel gegen Irland (Do., 20 30 Uhr im LIVE-TICKER) aufstellt - die irische Defensivmauer braucht ein Wunder, um von der Offensive des Titelverteidigers nicht schon vorzeitig nach Hause geschickt zu werden.

"Eine Mannschaft wie Spanien muss da rausgehen und drei Punkte holen", lautete etwa die klare Ansage des spanischen Mittelfeldspielers Jesus Navas. Irland, mit null Punkten Schlusslicht der Gruppe C, soll auf dem Weg zum "Titel-Hattrick" nicht mehr sein als ein Aufbaugegner, gegen den nach dem 1:1 gegen Italien der erste Turniersieg gelingen soll.

"Wir wissen, dass wir jetzt in der Verantwortung stehen. Wir müssen das Spiel gewinnen", sagte del Bosque. Und daran werde weder der zu trockene Rasen in Danzig noch die Aufstellung etwas ändern.

Del Bosque: "Werde mit Neun spielen"

Das zweite Dauerthema handelte der spanische Coach recht schnell ab: "Ich gehe davon aus, dass die UEFA am Donnerstag um 20.45 Uhr für einen guten Rasen sorgen wird."

Wie aber sein Team aussehen werde, das ließ der 61-Jährige beim Abschlusstraining in Gnewin am Mittwochmorgen noch nicht durchblicken. Vielmehr macht er sich inzwischen einen Spaß aus den anhaltenden Diskussionen um seine Systemumstellung zum Spiel ohne Sturmspitze.

"Ich werde mit Neun spielen", sagte er im Interview mit der spanischen Sportzeitung "AS", fügte aber hinzu: "Es kommt nur immer darauf an, wie man eine 'Neun' definiert."

Torres mit starken Trainingsleistungen

Es passte nur zu gut, dass der im Auftaktspiel auf die Bank verbannte Torjäger Fernando Torres im Abschlusstraining nach einem Hattrick am Vortag wieder traf und traf. Mit tosendem Applaus wurden seine sehenswerten Tore im strahlenden Sonnenschein von Gnewin belohnt.

Ob er oder einer seiner Sturmkollegen Alvaro Negredo oder Fernando Llorente aber wieder für Cesc Fabregas in die Startelf rücken werden, gilt als genauso offen wie die Aufstellung im heiß umkämpften Mittelfeld.

"Ich werde so entscheiden, dass das Team gut spielen kann", sagte del Bosque. Denn eines ist schon am Tag vor dem Spiel klar: "Unser Ziel ist es, das Finale zu erreichen - und es zu gewinnen", sagte Sergio Busquets vom FC Barcelona.

Trap nimmt sich Chelsea zum Vorbild

Vom Titel träumen bei den Iren wohl nur die Tollkühnsten, denn deren Defensive wurde bei der 1:3-Niederlage gegen Kroatien nach zuvor 14 Spielen ohne Niederlage die Grenzen deutlich aufgezeigt. "Wir glauben weiter an unsere Mannschaft und daran, dass wir gegen jedes Team der Welt bestehen können", sagte Robbie Keane kämpferisch.

Wie sein Trainer klammert sich der Rekordtorschütze an die alte Weisheit, "dass im Fußball manchmal verrückte Dinge passieren".

Als Vorbild will der Trainerfuchs den FC Chelsea sehen, der erst glücklich ins Champions-League-Finale einzog und das fast genauso glücklich auch noch gewann. "Sie hatten in dem Spiel eine Chance, und die hat gereicht", sagt Trap. Doch Irland ist nicht Chelsea und Spanien nicht Bayern.

Iren geben sich selbstbewusst

Dem schwindelerregenden "Tiki-Taka" der Spanier spielt Irlands mittelalterliche Mauer-Taktik eher noch zusätzlich in die Karten. "Wenn der Gegner defensiv spielt, dann haben wir mehr Platz für unser Passspiel", drohte Busquets.

Zumindest offiziell geben sich die Iren unbeeindruckt. "Wir können nicht ändern, was war, aber wir können verhindern, das am Donnerstag Ähnliches passieren wird", sagte Torhüter Shay Given.

Die Gruppe C im Überblick

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