Man hätte sofort darauf wetten können, dass dieser Torjubel ein Nachspiel haben würde. Als Dänemarks Nicklas Bendtner nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 im zweiten EM-Vorrundenspiel gegen Portugal (2:3) sein Trikot hoch- und seine Hose etwas herunterzog, um den Namen eines Wettanbieters auf dem Bund seiner Unterhose zu präsentieren, wäre die Quote wohl bei 10:1 für eine Strafe seitens der UEFA gewesen.
Dass sie aber derart drastisch ausfiel, darauf hätte gewiss kaum jemand gesetzt. 100.000 Euro soll der 24 Jahre alte Stürmer nach dem Urteil des europäischen Fußball-Verbandes zahlen und muss zudem im nächsten Pflichtspiel aussetzen.
Die UEFA greift während der EM-Endrunde knallhart durch. Fast täglich gibt es Mitteilungen von drastischen Sanktionen gegen Spieler und Verbände: Wurfgeschosse, Bengalos, Flitzer, Ausschreitungen - oder eben unerlaubte Werbung. Der Verband kämpft an allen Fronten mit einer Null-Toleranz-Politik.
Nicht mehr Strafen als sonst
"Sperre und Geldstrafe für Bendtner", "30.000 Euro Strafe für RFS", "Verfahren gegen englische FA", "25.000 Euro Strafe für HNS" - mehr als ein Dutzend Meldungen über geplante oder eingeleitete Verfahren sowie bereits verhängte Strafen finden sich auf der Internetseite der UEFA. Und das, obwohl gerade mal die Vorrunde zu Ende ist.
"Das ist alles gemäß dem Reglement. Es gibt gewisse Strafen, die gefällt werden müssen", sagte Turnierdirektor Martin Kallen auf Anfrage von dapd: "Ich denke nicht, dass wir mehr Strafen aussprechen als sonst." Auch den DFB hat es getroffen: Immerhin 10.000 Euro hat dem Verband das Werfen von Papierkugeln durch deutsche Fans in der Partie gegen Portugal gekostet, die nächste Strafe wegen des Einsatzes von Feuerwerkskörpern wird zeitnah folgen. Der DFB hat den Täter bereits ausfindig gemacht und angekündigt, die drohende Strafe direkt an ihn weiterzuleiten.
Und ebenfalls am Dienstag gab die UEFA bekannt, dass auch für Vorfälle während der Partie gegen Dänemark ein Verfahren gegen den DFB eröffnet wurde, das dritte nach dem dritten Spiel. Diesmal gehe es um "ungebührliches Verhalten" von Fans sowie das Zurschaustellen von "unangebrachten Bannern und Symbolen" im Stadion. Mitarbeiter der von der UEFA mit der Beobachtung der Spiele beauftragten Anti-Rassismus-Organisation FARE hätten "ein Neonazi-Banner" ausgemacht, erklärte die Gruppierung in einer Mitteilung.
Laut UEFA-Vorschriften erhielt Bendtner die Höchststrafe
Von ihrer schlimmsten Seite präsentiert haben sich die kroatischen Anhänger bei dieser EM: Bengalos brannten in jeder Partie, teilweise wurden diese sogar auf das Spielfeld geworfen; ein Flitzer und politische Fangesänge weitere Tiefpunkt dazu. UEFA-Präsident Michel Platini hatte sich am Montag dazu geäußert und gesagt: "Ich bin nicht glücklich mit den Kroaten." Die bisherige Strafe: 25.000 Euro - eine weitere soll ebenfalls folgen.
Damit sind die Verbände im Vergleich zu Bendtner aber noch gut bedient. Der hat nämlich gleich die Höchststrafe erhalten. Denn in Artikel 15 der UEFA-Disziplinar-Vorschriften, "Disziplinarische Maßnahmen gegen Einzelne", heißt es: "Eine Geldstrafe sollte nicht unter 100 Euro und nicht über 100.000 Euro liegen". Schlimmer hätte es den Mann vom FC Arsenal also nicht treffen können.
Immerhin hält sein Sponsor zu ihm: Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass der Wettanbieter die Summe übernehmen wird. Schließlich sei das alles nur ein Spaß gewesen, sagte ein Firmensprecher.
Was bleibt ist die Sperre: Bendtner wird Dänemark zum Auftakt der WM-Qualifikation am 8. September in Kopenhagen gegen Tschechien fehlen. Sowohl Bendtner selbst als auch der Verband haben aber bereits angekündigt, das Urteil nicht akzeptieren zu wollen. Vielleicht haben die Einsprüche Erfolg - wetten sollte man aber nicht darauf.
Nicklas Bendtner im Steckbrief