"Vier Stadien werden neu gebaut, sechs renoviert und modernisiert. Das kostet 1,5 Milliarden Euro. Davon zahlt der Staat zehn Prozent", sagte Jacques Lambert, der Chef des französischen Organisationskomitees der EURO 2016, im Interview mit dem "SID". Am Sonntag werden in Nizza die EM-Qualifikations-Gruppen für die Endrunde in zwei Jahren ausgelost.
Der Profifußball werde 30 bis 50 Jahre von den Modernisierungen und größeren Stadien profitieren, äußerte der EM-Macher: "Wir haben von den Deutschen und ihrer WM 2006 einiges gelernt. Bei der WM 1998 haben wir fast alles Geld in den Bau des Stade de France gesteckt. Das ist dieses Mal anders. Das Stadion in Lille und die Allianz Riviera in Nizza sind schon fertig. Bordeaux und Lyon werden 2015 folgen. Das Stade Vélodrome in Marseille wird für rund 300 Millionen umgebaut. Das kommt fast einem Neubau gleich."
Betreibergesellschaften haben das Wort
Nur das Stadion in Lyon wird dem Verein gehören. In Paris finanziert der Vereinsbesitzer aus Katar den Umbau des Prinzenparks. In allen anderen Stadien übernehmen neben der öffentlichen Hand Betreibergesellschaften das Wort. Die Klubs werden Miete bezahlen müssen.
"Für die nächsten 30 Jahre macht es in meinen Augen keinen Unterschied, ob ein Verein Kredite abbezahlt oder Miete entrichtet", betonte Lambert, "es wird darauf ankommen, dass Betreibergesellschaften, Vereine und Städte tragbare Modelle entwickeln, die allen helfen."
Lambert weiß, dass die erstmals mit 24 Mannschaften stattfindende Endrunde besondere Anforderungen stellt. Vier Jahre später, 2020, hat die UEFA die erst paneuropäische Endrunde ins Leben gerufen. Für einzelne Länder wird es damit immer schwieriger, eine 24er-EM-Endrunde auszurichten.
Lambert: "Länder wie Deutschland, England, Spanien, auch Italien sind dazu in der Lage. Andere Nationen müssten gewaltige Investitionen tätigen. Es gibt Länder, die aus geopolitischen Gründen viel, sehr viel Geld in die Ausrichtung eines sportlichen Großereignisses investieren. Ein Urteil darüber steht mir nicht zu."
Deutschland als Beispiel
Deutschland als WM-Gastgeber 2006 ist dabei durchaus auch ein Ideengeber und Vorbild für Frankreich. Lambert: "Ohne Deutschland kopieren zu wollen: die Organisation der Fanmeilen und des Public Viewing 2006 war schon beeindruckend und beispielhaft. Außerdem habe ich eine freundschaftliche Beziehung zu Wolfgang Niersbach, der mir jederzeit Tipps gibt. Und nachdem er jetzt Mitglied der UEFA-Exekutive geworden ist, sehen wir uns noch häufiger."
Zwei gravierende Unterschied gebe es zur WM 1998 in Frankreich, als die Equipe Tricolore triumphierte. "Zum einen sind die Anforderungen in allen Bereichen - Unterbringung, Trainingsplätze, Betreuung der Sponsoren, Verpflegung der VIPs, Sicherheitskontrollen - enorm gestiegen. Zum anderen ist es keine französische Veranstaltung mehr, sondern eine UEFA-Veranstaltung auf französischem Boden", äußerte Lambert.
Auffällig ist, dass es weder in West- noch in Ostfrankreich EM-Spiele gibt. Lambert: "Ich persönlich hätte mir eine EM über die gesamte Fläche Frankreichs verteilt gewünscht. Aber die Stadtväter von Nantes und Rennes, die im Westen infrage gekommen wären, haben von vornherein abgewinkt und Straßburg sowie Nancy, die sich zunächst beworben hatten, haben sich zurückgezogen, als die Planungen konkret wurden." Das jetzige EM-Konstrukt habe aber nichts mit Sicherheitsfragen zu tun gehabt.
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