Gastgeber Polen ist zum Auftakt der Europameisterschaft nicht über Remis gegen Griechenland hinausgekommen. Das Team von Trainer Franciszek Smuda musste sich im ersten Spiel dieser EM mit einem 1:1 (1:0) zufrieden geben.
Vor 56.070 Zuschauern im Warschauer Nationalstadion brachte Dortmunds Robert Lewandowski die Gastgeber in Führung (17.). Nach der Pause besorgte Dimitrios Salpingidis den Ausgleich für die Griechen (51.). Giorgios Karagounis vergab mit einem verschossenen Foulelfmeter den möglichen Sieg für die Hellenen.
Beide Teams beendeten die Partie nur mit zehn Mann, weil Sokratis mit Gelb-Rot (Polen, wiederholtes Foulspiel) und Polens Keeper Wojciech Szczesny mit Rot (Notbremse) vorzeitig vom Feld mussten.
Reaktionen:
Franciszek Smuda (Trainer Polen): "Ein Punkt, das ist schon etwas. Wir haben einige Fehler gemacht, vor allem beim Gegentor. Das erste Spiel in einem solchen Turnier endet häufig unentschieden. Noch sind wir nicht verloren. Wir müssen die nächsten beiden Spiele gewinnen, ich vertraue dieser Mannschaft."
Robert Lewandowski (Polen): "Das Ergebnis ist enttäuschend, wir haben dominiert. Wir hatten genug Chancen. Aber wir sind noch im Rennen."
Fernando Santos (Trainer Griechenland): "Wir haben sehr schlecht in den ersten 25 Minuten gespielt, uns aber dann gesteigert. In der zweiten Hälfte waren wir besser organisiert und sind verdient zum Ausgleich gekommen. Schade, dass wir die große Chance zum 2:1 nicht genutzt haben. Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Spieler."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Polen mit den Bundesliga-Profis Piszczek, Kuba, Lewandowski (alle BVB), Boenisch (Bremen) und Polanski (Mainz) von Beginn an. Bei den Griechen steht mit Bremens Sokratis nur ein Bundesliga-Legionär in der Startelf. Im Sturmzentrum soll Gekas für die Tore sorgen.
17., 1:0, Lewandowski: Kuba wird auf rechts geschickt und flankt aus dem Lauf in den Strafraum. Keine Zuordnung bei den Griechen, die Lewandowski am zweiten Posten völlig frei lassen. Der köpft aus sechs Metern locker ein.
44., Gelb-Rot für Sokratis: Murawski rutscht weg und Sokratis hat maximal einen Finger an seinem Gegenspieler. Carballo, der für seine lockere Hand bekannt ist, zückt Gelb-Rot. Das ist mehr als fragwürdig.
51., 1:1, Salpingidis: Fast zum ersten Mal wird ein Angriff geordnet über die Außen vorgetragen. Torossidis bringt eine scharfe Flanke von rechts, Szczesny wirft sich in den Ball. Der bleibt frei vor dem polnischen Kasten liegen und der gerade eingewechselte Salpingidis staubt aus acht Metern ab.
69., Rot für Szczesny: Wieder ein Ball in den toten Raum der Polen. Die Viererkette ist nicht auf der Höhe und Salpingidis stößt in die Lücke. Szczesny holt den Griechen von den Beinen - klarer Elfer, klare Rote Karte.
71.: Der eingewechselte Tyton hält den Elfmeter von Karagounis!!! Der Grieche schießt unten rechts in die Ecke, aber Polens Nummer zwei taucht ab und lenkt den Ball zur Seite.
Fazit: Polen in Halbzeit eins die klar überlegene Mannschaft. Nach der Pause klappte dann allerdings kaum noch etwas. Griechenland im zweiten Durchgang besser, weshalb das Unentschieden in Ordnung geht.
Der Star des Spiels: Giannis Maniatis. In der schwachen ersten Hälfte der Griechen mit Abstand bester Mann seines Teams. Nach der Pause dann auffälligster Akteur auf dem Platz. Fühlte sich direkt im Zentrum neben Karagounis spürbar wohl. Hatte viele gute Ideen, verlor kaum Bälle und nie die Übersicht. Defensiv enorm aufmerksam und mit vielen geschickten Balleroberungen. Wer war Dein Star des Spiels?Getty
Der Flop des Spiels: Sotiris Ninis. Griechenlands Rechtsaußen erwischte einen schwachen Tag. Sah gegen Polens vermeintlichen Schwachpunkt Boenisch kein Land und kam noch nicht mal ins Dribbling. Dazu mit einigen schwachen Standards. Wurde in der Pause ausgewechselt. Der eingewechselte Salpingidis sorgte für deutlich mehr Gefahr.
Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo. Der Spanier ließ anfangs ein bisschen mehr laufen, griff später dann ein paar Mal unnötig ein. Die Gelb-Rote Karte für Sokratis war zu hart, Rot für Szczesny dagegen richtig.
Die Trainer: Franciszek Smudas Mut, links hinten Boenisch zu bringen, der in den letzten zwei Jahren nur fünf Bundesliga-Spiele bestritt, wurde nicht bestraft. Boenisch machte eine ordentliche Partie. Smuda fand vor dem Spiel offenbar auch die richtigen Worte, denn sein Team war vom Anpfiff weg voll da. Konnte seine Mannschaft dann allerdings nicht auf die Überzahl einstellen. Mit einem Mann mehr riss im polnischen Spiel komplett der Faden.
Griechenlands Fernando Santos musste schon nach 37 Minuten wechseln und den verletzten Avraam Papadopoulos runter nehmen. Der war zuvor allerdings auch ein großer Schwachpunkt in der Viererkette der Griechen. Der eingewechselte Kyriakos Papadopoulos wäre wohl schon von Beginn an die bessere Lösung gewesen. In der Pause dann allerdings mit zwei guten Kniffen: Ging nach dem Platzverweis für Sokratis Risiko, machte aus dem Dreier- ein Zweiermittelfeld und ließ vorne weiter drei Mann stürmen. Und: Der eingewechselte Salpingidis traf bereits nach sechs Minuten.
Das fiel auf:
- Keine Spur von Nervosität bei Polen. Zwei, drei gelungene Aktionen reichten den Gastgebern, um ins Spiel zu kommen. Griechenland versuchte mit Aggressivität dagegenzuhalten, kam allerdings häufig einen Schritt zu spät.
- Polen stark im Umschaltspiel nach Balleroberung: Die Flügelspieler rückten ein, die Außenverteidiger nach, so dass es häufig gleich mehrere Anspielstationen für den schnellen Gegenstoß gab.
- Griechenland über die Flügel ganz schwach. Weder Torosidis noch Holebas wagten sich in Halbzeit eins mit nach vorne. Samaras und Ninis ohne Durchsetzungsvermögen.
- Bei Polen ging es bevorzugt über rechts, wo die beiden Dortmunder Piszczek und Kuba für viel Betrieb sorgten.
- Auffallend: Obwohl Griechenland mit drei zentralen Mittelfeldspielern agierte, kontrollierte Polen mit Polanski und Murawski in Halbzeit eins das Zentrum und eroberte dort viele Bälle.
- Griechenland nach der Pause in Unterzahl plötzlich viel aufmerksamer. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen deutlich geringer, wodurch Polen zum einen oder anderen unkontrollierten Ball gezwungen wurde.
- Polen nach dem Ausgleich spürbar verunsichert und unruhig. Vor allem die Innenverteidigung wirkte verwundbar, stand bisweilen völlig falsch und offenbarte Probleme in Sachen Antritt.
- Griechenland dann auch mit Zehn gegen Zehn mit der reiferen Spielanlage. Maniatis und Karagounis rissen das Spiel an sich. Polen kaum mit geordneten Abläufen und mit vielen einfachen Fehlern.
- Gastgeber Polen konnte mit dieser Vorstellung seine Rolle als Geheimfavorit nicht bestätigen und muss nun schauen, sich erstmal fürs Viertelfinale zu qualifizieren.
Polen - Griechenland: Daten zum Spiel