EM

Perfekter Auftakt dank Schewtschenko

Von Daniel Börlein / Ronald Tenbusch
Die Ukraine und Schweden lieferten sich eine umkämpfte Partie
© Getty

Die Ukraine ist mit einem Sieg in die Heim-EM gestartet. Die Gastgeber bezwangen Schweden mit 2:1 (0:0) und führen die Gruppe D damit nach dem ersten Spieltag an.

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Im ausverkauften Olympiastadion von Kiew brachte Zlatan Ibrahimovic Schweden zunächst in Führung (52.). Andrej Schewtschenko drehte die Partie dann allerdings mit einem Doppelpack zu Gunsten der Gastgeber (55., 62.).

Für die Ukraine war es im ersten EM-Spiel ihrer Geschichte der erste Erfolg. Schweden kassierte hingegen die erste Niederlage in diesem Jahr.

Reaktionen:

Andrej Schewtschenko (Ukraine): "Das war ein großartiger Sieg und so wichtig für uns. Ich fühle mich jetzt wie 20. Es war ein langer Weg. Nach den ganzen Verletzungssorgen fällt mir jetzt ein Stein vom Herzen. Mit der Mannschaft können wir noch viel erreichen."

Erik Hamren (Trainer Schweden): "Die erste Halbzeit war schlecht von uns, wir hatten viele technische Probleme. Der Ausgleich war unglücklich, aber so etwas kann passieren. In der zweiten Halbzeit lief es eigentlich besser, wir haben mehr Druck aufgebaut. Die Mannschaft hätte am Ende das 2:2 verdient gehabt. Jetzt haben wir 24 Stunden Zeit, über dieses Spiel nachzudenken, dann zählt nur noch das nächste."

Zlatan Ibrahimovic (Schweden): "Ich bin sehr enttäuscht. Wir hätten das Spiel nie und nimmer aus der Hand geben dürfen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Ukrainern steht Altstar Schewtschenko in der Startelf. Tymoschtschuk ist im Mittelfeld dabei. Schweden beginnt sehr offensiv mit Toivonen, Larsson und Ibrahimovic hinter Bremens Rosenberg.

24.: Konter über Schwetschenko. Der passt in die Mitte zu Jarmolenko und startet sofort in den Raum. Der Pass kommt, Woronin lässt durch die Beine passieren und Schewa kommt aus spitzem Winkel von rechts zum Abschluss. Knapp neben den linken Pfosten.

39.: Elm mit der Flanke von rechts. Ibrahimovic mit viel Zeit und dem Kopfball von links gegen Pjatows Laufrichtung. Der Torwart ist geschlagen, aber der rechte Pfosten rettet für die Ukraine!

52., 0:1, Ibrahimovic: Larsson mit der Flanke, die Jarmolenko unterläuft. Der Ball landet bei Källström. Flacher Pass von links an den ersten Pfosten. Ibrahimovic erwischt die Kugel mit dem rechten Außenrist und überwindet Pjatow.

55., 1:1, Schewtschenko: Jarmolenko bekommt auf dem rechten Flügel den Ball und geht ins Dribbling. Gefühlvolle Flanke mit Schnitt zum Tor. Schewtschenko setzt sich von Mellberg ab und köpft aus kürzester Distanz ins kurze Eck.

62., 2:1, Schewtschenko: Eckball von links für die Ukraine: Der Ball kommt auf den kurzen Pfosten gezogen. Schewtschenko geht dem Ball wuchtig entgegen, der zugeteilte Ibrahimovic kann nicht folgen und Schewas Kopfball schlägt im kurzen Eck ein!

90.: Elmander und Ibrahimovic im Doppelpass. Elmander steht frei vor Pjatow, kloppt die Kugel aber aus neun Metern über die Latte.

Fazit: In einem Spiel, das wenig Höhepunkte zu bieten hatte, ging die Ukraine als verdienter Sieger vom Platz. Schweden enttäuschte komplett.

Der Star des Spiels: Andrej Schewtschenko. Viele hatten ihn schon abgeschrieben und seine Nominierung allein seinen Verdiensten um den ukrainischen Fußball zugeschrieben. Nun dürften seine Kritiker erst einmal schweigen. Schewa lieferte zwar keine überragende Partie ab, aber er bewies, dass er seinen Torriecher noch lange nicht verloren hat. Unterstrich gegen Schweden seine Bedeutung für diese Mannschaft eindrucksvoll.

Der Flop des Spiels: Ola Toivonen. Sollte auf Linksaußen den Vorwärtsdrang von Ukraines Rechtsverteidiger Gusew bremsen und gleichzeitig dessen Schwächen in der Defensive nutzen. Doch daraus wurde nichts. Der Schwede sorgte für keinerlei Gefahr, konnte keine Bälle halten und kam nie in Abschlussposition.

Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir. Der Türke pfiff manchmal ein bisschen kleinlich, insgesamt aber sehr ordentlich. Unglücklich: Vor dem 1:0 für Schweden lag ein Ukrainer verletzt am Boden, Cakir ließ weiterspielen.

Die Trainer:

Oleg Blochin brachte entgegen vieler Erwartungen Schewtschenko. Der Routinier hatte in Halbzeit eins zwei, drei gelungene Aktionen - aber auch sehr viel Leerlauf. Blochin ließ ihn allerdings auch nach der Pause drauf und wurde dafür belohnt.

Erik Hamren überraschte mit der Nominierung von Rosenberg als einziger Spitze und einer auf dem Papier recht offensiven Ausrichtung. In der Praxis allerdings enttäuschte sein Team aber vor allem im Spiel nach vorne. Die offensive Dreierreihe samt Rosenberg davor harmonierte überhaupt nicht. Hamren reagierte erst in der zweiten Hälfte und nahm Rosenberg, Toivonen und Larsson vom Platz.

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Das fiel auf:

  • Beide Teams brauchten einige Zeit, um ins Spiel zu kommen. Die Ukraine übernahm in der Folge das Kommando, ohne Schweden allerdings längere Zeit unter Druck setzen zu können.
  • Schweden tat in Halbzeit eins wenig fürs Spiel. In der Defensive versuchte man, keine Fehler zu machen, vorne hoffte man auf einen Geniestreich von Ibrahimovic oder auf den Zufall. Durchdachte Aktionen oder gar einstudierte Abläufe waren nicht zu erkennen.
  • Beide Mannschaften hatten ihre besten Momente, wenn das Mittelfeld zügig überbrückt wurde und der Ball schnell in die Spitze gepasst werden konnte.
  • Die spielerische Qualität der Partie blieb auch nach der Pause überschaubar, vielmehr lebte das Spiel von der Intensität und dem ukrainischen Willen, unbedingt mit einem Sieg ins Turnier zu starten.
  • Von Schweden kam auch nach dem Rückstand lange wenig. Erst in den Schlussminuten wurde die Hamren-Elf vorne gefährlicher. Ibrahimovic gab mangels Unterstützung meist den Alleinunterhalter. Teilweise wurden die Bälle aber auch nur planlos nach vorne geschlagen. In der Verfassung ist Schweden definitiv kein Kandidat fürs Viertelfinale.
  • Die Ukraine überzeugte zumindest in Sachen Engagement und Kampf. Gegen Mannschaften wie Frankreich und England, wo die Blochin-Elf nicht das Spiel machen muss, sondern kontern kann, tun sich die Gastgeber womöglich leichter.

Ukraine - Schweden: Daten zum Spiel

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