Nur die wenigen Rumänen waren traurig auf den Rasen des Marsfeldes gesunken.
"Payet!", die Ehrerbietung für den Torschützen zum 2:1 (0:0)-Erfolg gegen Rumänien hallte wie ein nicht verstummen wollendes "Ole" noch lange durch die Nacht. Schon am frühen Abend, lange vor dem Eröffnungsspiel im knapp elf Kilometer entfernten Stade de France, hatten einige englische Fans den richtigen Riecher gehabt. Immer wieder stimmten sie den Song für ihren Helden Payet an, in dem der 29-Jährige "better dän Zidän" ist, also besser als Frankreichs Fußball-Legende Zinedine Zidane ist.
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Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen auf der größten Fanmeile der Seine-Metropole taten dem stimmungsvollen und friedlichen EM-Auftakt keinen Abbruch. Die Behörden begegneten der Terrorgefahr mit einem massiven Aufgebot an Mensch und Material. An den Haupteingängen wie vor der École Militaire waren je neun Mannschaftswagen der Gendarmerie postiert. Dazu kamen je rund ein Dutzend Einsatzwagen der Polizei. Die Beamten waren teilweise schwer bewaffnet.
Mischung aus Angst und Nervosität
Doch die rund 70.000 Fans ließen die umfangreichen Einlasskontrollen des freundlichen Sicherheitspersonals ohne Murren über sich ergehen. Unter die zahlreichen Anhänger der Equipe tricolore mischten sich Deutsche, Engländer, Schweden und viele sangesfreudige Nordiren mit ihrem EM-Hit "Will Grigg's on fire". Für Paris moderate Bierpreise von 5,50 Euro für einen halben Liter halfen bei dem einen oder anderen ebenso nach wie Wein oder der in Plastikgläsern angebotene Champagner.
Tausende machten es sich am berühmtesten Wahrzeichen der Hauptstadt schon Stunden vor dem Anpfiff auf Decken bequem. Andere nutzten das umfangreiche Unterhaltungsangebot auf der 30 Fußballfelder großen Fläche, traten selbst gegen den Ball oder ließen sich einfach beschallen. So machte sich eine entspannte Stimmung wie auf einem Musikfestival breit. Albaner verbrüderten sich mit Franzosen, Deutsche mit Walisern.
Als auf der riesigen, 420-Quadratmeter-Leinwand - der angeblich größten, die je gebaut wurde - die ersten Bilder aus St. Denis zu sehen waren, brandete erstmals Jubel auf. Bald erklang aus Zehntausenden Kehlen voller Inbrunst die Marseillaise. Doch kurz nach dem Anpfiff wich die Vorfreude deutlich spürbarer Anspannung. Die Luft schien zu knistern, nur selten brandete ein "Allez les Bleus!" auf. Meist herrschte eine Mischung aus Nervosität und Angst vor einer Blamage vor.
Bei Rumäniens Großchance durch Bogdan Stancu war ein kollektiver Aufschrei zu hören. Beim Pfostenkopfball von Antoine Griezmann stöhnte die Menge auf, ehe sich die französischen Fans beim Führungstreffer von Olivier Giroud erleichtert in die Arme fielen. Die Freude hielt aber nur kurz. Nach dem Ausgleich: Schockstarre. Als kaum mehr jemand an den Sieg glaubte, traf Payet - und die Anspannung entlud sich in einem einzigen Freudentaumel. Dann flogen die Bierbecher.
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