Vor 38.223 Zuschauern im Stade Bollaert-Delelis erzielte Fabian Schär (5.) die frühe Führung für die Schweiz nach einem Fehler von Albaniens Torwart Etrit Berisha. Lorik Cana sah kurz vor der Halbzeitpause nach einem absichtlichen Handspiel die Gelb-Rote Karte.
Die zweite Halbzeit blieb keinesfalls ereignislos, weitere Tore fielen dennoch nicht. Albanien verteidigte in Unterzahl und öffnete erst spät das Visier, während die Schweiz mit kleinen Problemen im Aufbau zu kämpfen hatte und letztlich das Ergebnis sicherte.
Die Reaktionen:
Gianni De Biasi (Trainer Albanien): "Wir haben mental diesem Druck nicht standgehalten, die Mannschaft hat sich in den ersten 20 Minuten nicht so eingebracht, wie ich es mir vorgestellt habe. Sie hat sich von den Emotionen überwältigen lassen. Das frühe Gegentor hat es noch schwieriger gemacht. Dann kam der Platzverweis, der berechtigt war. Aber wir hatten auch ungeschreibliche Chancen."
Vladimir Petkovic (Trainer Schweiz): "Wir haben den ersten wichtigen Schritt gemacht. Unser Sieg war glücklich, aber auch verdient. Das schnelle Führungstor war fast ein Schock für uns, in der Zeit danach waren wir oft zu passiv."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Albaner überraschen etwas bei der Personalwahl. Cikalleshi sitzt vorerst draußen, Sadiku stürmt stattdessen. Bekannt sein dürften besonders die Namen Mavraj und Abrashi, Torwart Berisha und Rechtsverteidiger Hysaj spielen in der Serie A TIM.
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Anders dagegen die Schweizer, die ihre Elf wie erwartet auf den Platz schicken. Xhaka zieht die Fäden im Mittelfeld, Schär ist rechtzeitig fit geworden und verteidigt neben Djourou. Shaqiri, Mehmedi und Seferovic stürmen gemeinsam. Insgesamt stehen neun Bundesligaprofis auf dem Platz.
5., 0:1, Schär: Die Schweizer setzen Albanien direkt unter Druck und belohnen sich schnell. Nach einer Ecke von Shaqiri ist Schär vor dem herausspringenden Berisha am Ball und köpft ins leere Tor ein. Dicker Torwartfehler.
15.: Shaqiri kann sich am Strafraum der Albaner durchwuseln und zu Seferovic übergeben. Der Frankfurter zögert kurz und schließt dann aus zentraler Position auch zentral ab. Berisha packt dieses Mal zu.
31.: Das hätte der Ausgleich sein können, wenn nicht sogar müssen. Langer Ball von Hisaj auf Sadiku. Der läuft alleine auf Sommer zu, scheitert aber an einer starken Fußabwehr.
36., Cana, Albanien: Kapitän und dann so ein Eigentor. Cana spielt den Ball mit der Hand, verhindert damit eine sehr gute Chance für Severovic und muss mit Gelb-Rot vom Platz. Bärendienst für sein Team.
37.: Der Freistoß im Anschluss wird brandgefährlich. Dzemaili tritt ihn rechts an der Mauer vorbei und trifft so den rechten langen Pfosten. Berisha stellte noch die Mauer und ließ so die Torwartecke ungedeckt.
54.: Xhaka steckt auf Seferovic durch, der nach kurzem Hacken gegen Hisaj zum Abschluss kommt. Dieses Mal aber eine gute Aktion von Berisha, der abwehrt und so das 0:2 verhindert.
66.: Toller Pass auf Severovic durch die aufgerückte Abwehr der Albaner. Der Frankfurter geht aufs Tor zu, der Druck von hinten ist minimal. Berisha kommt allerdings heraus und wehrt mit dem Fuß ab.
76.: Hisaj steckt durch auf Sadiku, der direkt aus spitzem Winkel den Abschluss sucht. Außennetz!
87.: Albanien steckt durch, weil Schär das Abseits aufhebt. Dieses Mal ist es Gashi, der ins Eins gegen Eins mit dem Torhüter geht, Sommer hält aber überragend.
Fazit: Die Schweiz spielte gegen Außenseiter Albanien bei weitem nicht fehlerlos, verdiente sich den Sieg aber über 90 Minuten. Trotz Unterzahl ließen sich die Gegner aber nicht unterkriegen.
Der Star des Spiels: Yann Sommer zeigte in den Szenen, in denen er gefordert wurde, überragende Paraden. Der Borusse blieb lange stehen und wurde so zum Albtraum der Albaner. Ganz wichtig seine Parade wenige Minuten vor Schluss. Ebenfalls stark: Albaniens Hisaj.
Der Flop des Spiels: Lorik Cana holte sich nach 23 Minuten die erste Gelbe Karte ab und flog nur wenig später vom Platz. Gerade als Kapitän keine gute Entscheidung/kein guter Reflex, den Ball so mit der Hand zu spielen, verlor ihn Albanien doch nicht nur für Halbzeit zwei sondern auch für Spiel zwei.
Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien) ließ trotz brisanter Atmosphäre eine lockere Leine. Diese wurde nicht überstrapaziert, die Partie war hart, aber keineswegs unfair geführt. Das Handspiel von Cana bestrafte er korrekt und lag auch sonst meist richtig. In Minute 79 reklamierte Albanien Elfmeter, in Minute 81 die Schweiz. Bei beiden hätten sich die Spieler nicht über einen Pfiff gegen sich beschweren dürfen.
Das fiel auf:
- Die Schweizer bauten hinten heraus mit sehr breiten und einem zurückfallenden Mittelfeldspieler auf. Während Lichtsteiner hoch marschierte, blieb Rodriguez etwas zurück, womit eine leichte Asymmetrie entstand. Die Eidgenossen konnten so leicht die Seite wechseln und die stets um Kompaktheit bemühten Albaner viel laufen lassen. Bisweilen blieb durch das Zurückfallen allerdings der Sechserraum unbesetzt, Fortschritt war dann nur über die Flügel zu machen.
- Die Albaner kümmerten sich vorrangig um eine gute Verschiebebewegung und geringe Distanzen zwischen den einzelnen Spielern. Die ersten Minuten verliefen wacklig, anschließend erreichte das Team jedoch eine ordentliche Stabilität. Besonders nach Ballverlusten war Albanien gut organisiert, konnte schnell Druck aufbauen und die folgenden langen Schläge gut aufnehmen. Die Schweizer fanden dennoch Wege zwischen Abwehr und Mittelfeld, nutzten diese aber nur selten.
- Opfer der defensiven Kompaktheit Albaniens wurde allerdings die Offensive. Mit einfachen Klatsch-Steil-Kombinationen versuchten sich die EM-Außenseiter schnell nach vorne zu kombinieren, wurde allerdings in ihren Angriffen meist auf die Seiten gedrängt und dort isoliert. Dann reichte die individuelle Klasse nicht, um die Defensive der Gegner in Bedrängnis zu bringen. Immerhin sicherten sich die Flügelspieler einige Freistöße.
- Ausgerechnet Granit Xhaka zeigte sich etwas übermotiviert. Der so wichtige Mittelfeldspieler besetzte teils Räume, die ihm nicht zugeteilt waren, fiel schnell zurück und brachte sein Team so gelegentlich in unsaubere Staffelungen. Er war nicht unschuldig am schleppenden Spielaufbau der Schweiz. Ins Bild passte sein riskantes Einsteigen wenige Minuten in der Partie gegen Abrashi.
- Die Schweizer bekamen das Mittelfeldloch auch in Überzahl nicht besser besetzt und verloren so immer noch Bälle im Aufbau. Shaqiri suchte oft den freien Raum, Lichtsteiner stieß dann rechts bis in die letzte Linie vor.
- Djourou hatte einige Wackler bei Albaniens langen Bällen von der rechten Seite in seinem Spiel. Rechtsverteidiger Hisaj zeigte gutes Timing und Auge für seine Zuspiele auf Sadiku, der sich seinem Gegenspieler des Öfteren davonschlich.
Albanien - Schweiz: Die Statistik zum Spiel