EM

Historische Irland-Nacht

SID
Robert Brady schrie seine Freude über das Weiterkommen in den Nachthimmel
© getty

Tief in der historischen Nacht von Lille bewiesen die irischen Kraft-Fußballer doch noch Finesse. Nachdem sie mit brachialer Gewalt erstmals in die K.o.-Runde einer EM vorgestoßen waren, umdribbelten die "Boys in Green" elegant das heikelste Thema.

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"Das ist Vergangenheit", sagte Abwehrspieler Stephen Ward mit Blick auf den Achtelfinalgegner Frankreich dem SID und fügte grinsend an: "Ob ich an Rache denke? Nein, niemals."

Mit dem EM-Gastgeber verbinden alle Iren eine Erinnerung: Der 18. November 2009, Stade de France. Nach einem Tor von Robbie Keane führt der Außenseiter im Play-off-Rückspiel zur WM in Südafrika mit 1:0, als Thierry Henry mit einen klaren Handspiel den Ausgleich durch William Gallas vorbereitet. Irland scheidet aus, der Skandal ist perfekt.

"Ja, natürlich erinnere ich mich", sagte Shane Duffy nach dem 1:0 (0:0) gegen Italien dem SID, behauptete jedoch lachend: "Daran denke ich aber jetzt nicht." Auch Jeff Hendrick ließ sich nicht locken. "Es war eine komplett andere Spielergeneration", meinte der Mittelfeldspieler: "Wir wollen das Spiel einfach nur genießen." Selbst einer, der damals auf dem Feld stand, wollte (noch) nicht über die Chance auf Revanche in Lyon reden. "Nächste Frage", antwortete Robbie Keane.

"Falsche Seite der 30"

Neben dem Rekordnationalspieler (35) sind in Frankreich nur noch Torhüter Shay Given (40), Verteidiger John O'Shea (35) sowie die Mittelfeldspieler Glenn Whelan (32) und Aiden Mc Geady (30) dabei, die den Skandal um die "Hand of Frog" (Hand des Frosches) hautnah miterlebten. Beim erstmaligen Sprung in die K.o.-Runde im dritten EM-Anlauf waren die fünf nur Ersatz, weil "sie auf der falschen Seite der 30 sind", wie Trainer Martin O'Neill feststellte.

Aus erster Hand erzählen, warum das erste Duell mit den Franzosen seit jenem Abend im Stade de France mehr als ein normales Fußballspiel ist, werden sie ihren jüngeren Kollegen auf jeden Fall.

Die französische Sporttageszeitung L'Equipe ahnte bereits am Donnerstag: "Eine alte Rechnung ist zu begleichen." Vielleicht auch deshalb antwortete O'Neill auf die Frage, wie er seine Mannschaft auf Frankreich einstellen werde: "Das ist einfach."

"Als hätte ich Körper verlassen"

Zunächst jedoch wollte der Teammanager einen "phänomenalen Abend" genießen. Robbie Bradys Kopfballtor fünf Minuten vor Schluss nach der x-ten langen, hohen Flanke in den italienischen Strafraum hatte das Stade Pierre Mauroy in ein grünes Tollhaus verwandelt. Mehr als 25.000 Iren schrien, hüpften, tanzten - noch lange nach dem Schlusspfiff klang "The Fields of Athenry" aus zigtausend Kehlen durch die Arena.

"Es fühlte sich an, als hätte ich meinen Körper verlassen", sagte der Torschütze und wischte sich Tränen aus den Augen, "von diesem Moment habe ich als Kind geträumt. Jetzt habe ich es gemacht, und meine Familie schaut auf der Tribüne zu. Es ist unglaublich." Die Italiener, als feststehender Gruppensieger mit einer B-Elf angetreten, waren schon längst in der Kabine verschwunden, als Brady und Co. noch immer in einem Meer aus Grün badeten. "Wir haben", betonte der Matchwinner, "Geschichte geschrieben."

Italien - Irland: Die Statistik zum Spiel

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