Polens Trainer Adam Nawalka bereitet das aber offenbar keine Sorgen. "Robert Lewandowski ist einer der besten Stürmer der Welt, für mich die beste Nummer 9 der Welt", sagte Nawalka am Mittwoch: "Robert wird hier doppelt oder dreifach gedeckt. Aber er ist körperlich gut vorbereitet."
Robert Lewandowski wäre schon froh, wenn er in Frankreich wenigstens einmal treffen würde. Trainer Adam Nawalka und seine Mitspieler loben zwar nach jedem Spiel die Einsatzfreude des Bayern-Profis, doch das dürfte in dessen Ohren langsam wie Mitleid klingen. "Vielleicht werde ich noch der Held und bekomme alles zurückgezahlt", sagte "Lewy" der polnischen Zeitung Super Express: "Ich muss geduldig sein. Das Wichtigste ist, dass es gut für die Mannschaft läuft."
Dass es bei Polen gut läuft, dafür ist vor allem die starke Abwehr (erst ein Gegentor) und Jakub Blaszczykowski verantwortlich. Der 30-Jährige, dessen Zukunft bei Borussia Dortmund fraglich ist, trumpft nicht nur wegen seiner zwei Tore in Frankreich groß auf. Sein teaminterner Rivale Lewandowski - das private Verhältnis der beiden polnischen Stars ist nachhaltig gestört - steht bislang klar im Schatten von Blaszczykowski.
Mit einem Sieg gegen Portugal und im privaten Torjäger-Duell gegen Ronaldo könnte sich das Blatt aber für Lewandowski wenden. Für den Torschützenkönig der Bundesliga und der EM-Qualifikation ist Ronaldo der beste Spieler der Welt, deswegen hatte er sich auch schon mal Ärger mit den Bayern-Bossen eingefangen. Als Kapitän der Polen gab er bei der Wahl zum Fußballer des Jahres 2015 nicht einem Münchner Klubkollegen, sondern CR7 die meisten Punkte.
Bleibt auch CR7 im Nationaldress unvollendet?
Auch der Portugiese steht enorm unter Druck. Der Rücktritt seines Rivalen Lionel Messi aus der argentinischen Nationalmannschaft nach dem verlorenen Copa-America-Finale dürfte Ronaldo ins Grübeln gebracht haben. Die EURO in Frankreich ist sein siebtes großes Turnier und seine vielleicht letzte Chance, im Nationaltrikot einen Titel zu gewinnen.
Was aber, wenn Portugal auf dramatische Weise ausscheidet? Vielleicht sogar durch einen verschossenen Elfmeter von Ronaldo? Dass der Ausnahmekönner ähnlich wie sein Rivale spontan seine Nationalmannschafts-Karriere beenden könnte, ist zumindest nicht ganz ausgeschlossen. Zumal Ronaldo (31) zwei Jahre älter ist als Messi (29).
Nationaltrainer Fernando Santos kann Spekulationen wie diese verstehen: "Jeder spricht über ihn - und das hat einen Grund: Weil er ein fantastischer Spieler ist." Mittelfeldmann Adrien Silva wollte über eine Zukunft ohne Ronaldo nicht spekulieren: "Er ist hier, er ist in Form und er hilft dem Team."
Portugals Nationaltrainer ist sich außerdem sicher: "Cristiano ist ein Siegertyp." Auch Mitspieler Nani glaubt nicht an ein Aus gegen Polen: "Wir können weiter von der Trophäe träumen. Ich denke, dass wir selbstbewusst genug sind, um zu sagen, dass wir das Finale erreichen können."
Dafür bedarf es aber einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zum unansehnlichen Achtelfinalsieg gegen Kroatien (1:0). Im Spiel gegen Polen, das vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych geleitet wird, will Ronaldo wieder offensive Akzente setzen. Schließlich fehlt ihm nur noch ein Treffer zum EM-Torschützenrekord von Michel Platini (9).
Der Mann mit den meisten EM-Einsätzen (18) ist Ronaldo schon jetzt. Auch hat außer ihm noch kein Spieler bei gleich vier Endrunden ein Tor erzielt. Spielt aber alles keine Rolle: Es geht um den Titel.
Robert Lewandowski im Überblick