EM

Warum, weiß nur Collina

Nicola Rizzoli entschied nach Bastian Schweinsteigers Handspiel auf Gelb und Elfmeter
© getty

Nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich wurde heftig über die Leistung von Schiedsrichter Nicola Rizzoli diskutiert. Dabei war die Leistung des Italieners tadellos, nur die Ansetzung der UEFA provozierte Verschwörungstheorien. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Andreas Lehner.

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Man musste nicht erst bis zur XXL-Talkrunde bei Markus Lanz warten, um die parolenhafte Kritik am Schiedsrichter zu vernehmen. Auch im Stadion waren aus dem Deutschland-Block wieder "Scheiß Italiener"-Tiraden zu hören. Aber so überzogen wie Waldemar Hartmann alias Waldi hat es sonst keiner formuliert.

'Ein Italiener? Wie kann das sein? Der pfeift ja nie für uns! Der will sich doch bestimmt rächen oder seinen Fehler aus dem WM-Finale wiedergutmachen!'

Herausragende Schiedsrichterleistung

Zum einen muss ein Schiedsrichter für keine Mannschaft pfeifen, zum anderen hat Rizzoli zwei Jahre nach der WM sicher kein Interesse, mit diskutablen Entscheidungen eventuelle Fehlentscheidungen aus einem anderen Turnier zu korrigieren. Und zum dritten hat Rizzoli am Donnerstagabend eine für ein Halbfinale herausragende Leistung abgeliefert.

Der Elfmeter war regeltechnisch unstrittig. Da hilft es auch nicht, seine negative Haltung gegenüber der Regel dem Schiedsrichter als Spielraum anzubieten. Hand geht zum Ball, unnatürliche Haltung, Elfmeter. Keine Diskussion.

Sicher, Rizzoli hätte im Zweikampf zwischen Pogba und Kroos auf Freistoß für Deutschland am Strafraum entscheiden können, aber er hätte genauso gut Can nach dessen Schwalbe im Mittelfeld mit Gelb-Rot vom Platz stellen können.

Rizzoli: Tadellos in der Zwickmühle

Deutschland wurde in Marseille nicht vom Schiedsrichter benachteiligt. Aber die UEFA hat mit ihrer Ansetzung reflexartige Verschwörungstheorien provoziert. Dass nach der Dramatik im Viertelfinale ein Schiedsrichter aus dem Land des Unterlegenen ausgewählt wurde, spielte Brüllaffen wie Hartmann in die Karten. Dass der für die Schiedsrichteransetzung Verantwortliche Pierluigi Collina ebenfalls aus Italien kommt, war noch mehr Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker.

Die Gedankengänge der UEFA-Offiziellen sind nicht bekannt, sodass man mit Marcel Reif zur Ansetzung sagen könnte: "Warum, weiß nur Collina."

Für das Finale hat es sich der Verband auf jeden Fall einfacher gemacht und nicht Dr. Felix Brych aus Deutschland nominiert. Das Endspiel leitet Mark Clattenburg aus England. Und dessen Nationalmannschaft ist bekanntlich schon im Achtelfinale an Island gescheitert.

Nicola Rizzoli im Steckbrief

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