38.000 Zuschauern im Stade Bollaert-Delelis in Lens sahen eine enttäuschende erste Halbzeit, in der es zum dritten Mal bei einem Spiel dieser EM keinen einzigen Schuss aufs Tor gab.
Im zweiten Durchgang wurde es dann besser, als Kroatien durch Damogoj Vida die beste Chance (62.) hatte. Kurz darauf hatte die Elf von Ante Catic Glück, dass Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo nicht auf Strafstoß entschied (64.).
In der Verlängerung war es Ricardo Quaresma, der Portugal in der 117. Minute ins Viertelfinale schoss. Damit stehen die Iberer zum sechsten Mal in einem EM-Viertelfianle, das schaffte zuvor keine andere Nation.
Somit bleiben die Portugiesen gegen Kroatien im vierten Spiel weiter ohne Niederlage. Am Donnerstag trifft Portugal nun in Marseille auf Polen (21 Uhr).
Reaktionen:
Ante Cacic (Trainer Kroatien): "Wir waren das bessere Team, hatten mehr Chancen, haben dominiert. Zum Schluss haben wir einen Fehler gemacht, der bestraft wurde. Du musst halt treffen, um weiterzukommen. Ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren. Portugal war das glücklichere Team."
Fernando Santos (Trainer Portugal): "Wir hatten einige Spieler dabei, die nicht über so große Erfahrung verfügen, aber es ist keine Revolution. Es war ein taktisch geprägtes Spiel, beide Teams versuchten, das Kommando zu übernehmen. Kroatien hat mit den besten Fußball in der Gruppenphase gespielt. Wir waren gut vorbereitet, wollten uns den Zweikämpfen stellen."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Kroaten nehmen im Vergleich zum 2:1-Erfolg über Spanien fünf Änderungen vor. Strinic, Vida, Modric, Brozovic und Mandzukic stehen für Vrsaljko, Jedvaj, Rog, Pjaca und Kalinic in der Startelf. Cacic lässt sein Team wie gewohnt im 4-2-3-1 auflaufen.
Portugals Coach Santos nimmt ebenfalls vier Änderungen vor. Soares, Fonte, Guerreiro und EM-Debütant Adrien Silva starten, dafür müssen Vieirinha, Ricardo Carvalho, Eliseu und Joao Moutinho zunächst draußen bleiben. Wie auch gegen die Ungarn beginnt man in einem 4-4-2, mit Ronaldo und Nani in seinem 100. Länderspiel als Doppelspitze.
25.: Pepe hat den ersten Abschluss des Spiels! Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld segelt in den Strafraum der Kroaten und Pepe steigt am höchsten. Mit der Stirn zielt er knapp zu hoch - die Kugel geht mittig über den Kasten.
30.: Perisic zieht mit Ball von der rechten Seite in den Strafraum. Abschluss mit links auf die kurze Ecke - Außennetz. Aber immerhin mal ein Abschluss.
52.: Brozovic mit einer Doppelchance: Zunächst kommt er nach einer guten Flanke von Strinic knapp zu spät gegen die Innenverteidigung der Portugiesen. Im Anschluss an die folgende Ecke verfehlt er mit einem Schussversuch knapp das Tor.
57.: Renato Sanches kommt nach Doppelpass aus 18 Metern zum Abschluss, verzieht jedoch deutlich - links am Tor vorbei.
62.: Dicke Chance für Vida: Nach einem Freistoß von der rechten Seite geht der Innenverteidiger mit dem Kopf in die Flanke. Die Kugel streicht knapp am langen Pfosten vorbei. Mandzukic beschwert sich beim Mannschaftskollegen. Er lauerte in dessen Rücken ebenfalls auf den Kopfball.
113.: Nach einer Ecke fällt Rui Patricio hin, Vida kann freistehend aus wenigen Meter den Ball aber nicht entscheidend drücken.
117., Quaresma, 0:1: Die Portugiesen mit dem Lucky Punch! Die Kroaten mit der Riesenchance durch Perisic, der den Ball an den Pfosten köpft. Doch dann läuft der Gegenangriff über Sanches. Er treibt den Ball nach vorne und legt auf Nani ab. Dessen Flanke von links findet Ronaldo am Fünfer. Den Schuss von CR7 kann Subasic noch abwehren, dann ist Quaresma zur Stelle und nickt das Leder aus kurzer Distanz über die Linie.
120.+2: Vida hat den Ausgleich auf dem Fuß! Die Flanke kommt in den Sechzehner und wird nicht richtig abgewehrt. Vida hält aus der Drehung einfach drauf und sieht, wie die Kugel am langen Pfosten vorbeifliegt.
Fazit: Ein nicht unverdienter Sieg für die Portugiesen, die in der Defensive perfekt standen und vorne letztlich in Form von Quaresma den Lucky Punch setzten.
Der Star des Spiels: Adrien Silva. Rutschte etwas überraschend in die Startelf, lieferte aber eine bockstarke Vorstellung als Wachhund von Modric ab. Bestritt die meisten Zweikämpfe auf dem Feld (21) und war wichtigster Faktor im recht defensiv geprägten Spiel der Portugiesen.
Der Flop des Spiels: Mario Mandzukic. Es war nicht seine EM. Mandzukic hatte gegen Pepe und Fonte nur überhaupt nichts zu melden, sondern auch die wenigsten Ballaktionen. Kam nicht einmal zum Abschluss und schaffte es zudem nicht, die Bälle in der vordersten Linie fest zu machen.
Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien). Pfiff kleinlich, um möglichst keine Hektik aufkommen zulassen. Nahm dem Spiel aber so jeglichen Fluss. Lag mit seinen Entscheidungen allerdings meist richtig, nur nicht in der 64. Minute, als er bei Strinic' Einsteigen gegen Nani auf den Punkt zeigen muss.
Das fiel auf:
- Portugal stand tief und empfing Kroatien erst kurz hinter der Mittellinie, dadurch machte man das letzte Drittel sehr eng und den Kroaten blieben nur weite Bälle auf die Außen.
- Die Kroaten bauten sehr behutsam meist über Modric auf, da der Real-Akteur aber von Adrien Silva fast in Manndeckung genommen wurde, bekam man kein Tempo in die Aktionen. Corluka und Vida waren mit der Spieleröffnung überfordert. Erst als sich Modric sehr tief fallen ließ, bekam er zwar Zugriff aufs Spiel, gefährliche Aktionen konnte er so allerdings auch nicht kreieren.
- Bei Ballgewinn suchten die Portugiesen den schnellen Weg in die Spitze auf die flinken Ronaldo und Nani. Allerdings waren die Anspiele meist zu ungenau, so dass auch von Seiten Portugals keine Gefahr ausging und die erste Hälfte fast gänzlich ohne Torraumszenen auskam.
- Kurz nach der Pause reagierte Santos, bracht Renato Sanches für Gomes und stellte auf ein 4-2-3-1 um. Nani kam nun über rechts, Adrien Silva ging auf die Zehn und CR7 agierte als einzige Spitze. Der Neu-Bayer tat dem portugiesischen Offensivspiel sichtlich gut, wirklich zwingende Tormöglichkeiten konnte der Youngster aber auch nicht einleiten.
- Generell wurde die Partie im zweiten Durchgang etwas unterhaltsamer, weil vor allem Portugal mehr für die Offensive tat. Kroatien war eigentlich nur durch Standards gefährlich.
- CR7 kann auch Defensive. Cristiano Ronaldo kam nur ein einziges Mal zum Abschluss, stellte sich aber in den Dienst der Mannschaft, arbeitete sehr gut gegen den Ball, ackerte auch mit nach hinten und leitete so den Siegtreffer ein.
Kroatien - Portugal: Die Statistik zum Spiel