23 Spieler hat Horst Hrubesch in seinen U21-Kader berufen. Doch noch immer wimmelt es von Luxusproblemen in seinem Team - vom Weltklasse-Trio über die Allround-Genies bis hin zu Hrubeschs Lieblingsteufeln. Vor dem Auftaktspiel gegen Serbien (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) macht SPOX den Kadercheck.
Tor
Das Personal: Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Bernd Leno (Bayer Leverkusen), Timo Horn (1. FC Köln)
Die Situation: Marc-Andre ter Stegen hat das erfolgreichste Jahr seiner Karriere hinter sich: Mit Barcelona holte er das Triple, in Luis Enriques Torwartrotation war er der Pokal-Keeper. Auch Bernd Leno hat eine überragende Saison hinter sich. 16 Mal behielt Leverkusens Schlussmann in der Liga eine weiße Weste, nur Neuer (20) war besser. Spaniens Presse kolportierte sogar ein angebliches Interesse von Real Madrid.
Horst Hrubesch wollte sich im Vorfeld nicht auf einen Keeper festlegen. Leno trägt zwar die Nummer 1 auf dem Rücken, doch ob es tatsächlich für die Startelf reicht, ist zu bezweifeln. In den wichtigen Qualifikationsspielen hatte meist ter Stegen die Nase vorn, was sich Leno nicht erklären konnte: "Ich spiele alle drei, vier Tage, der andere nicht." Fakt ist jedoch: Hrubesch kann bei seiner Wahl des Stammkeepers mit zwei solchen Kalibern praktisch nichts falsch machen.
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Timo Horn bleiben hingegen nur Außenseiterchancen, obwohl er in der vergangenen Spielzeit ebenfalls zu beeindrucken wusste. Mit Aufsteiger Köln kassierte er nur 38 Gegentore, der FC stellte damit die fünftbeste Defensive der Liga.
Zwar betonte Hrubesch stets, dass es einen Dreikampf um den Platz im Tor gebe und verpasste auf der PK am Dienstag allen drei Keepern das Attribut "Weltklasse". Doch mindestens in puncto Erfahrung hat Horn im Vergleich zu den Champions-League-erprobten Konkurrenten noch Defizite. Er wird sich wohl mit der Rolle des Premium-Backups zufrieden geben müssen.
Fazit: Im Zweikampf zwischen ter Stegen und Leno führt am Barca-Keeper letztlich wohl kein Weg vorbei. Fußballerisch ist der 23-Jährige auf einem Level mit Neuer, seine Reflexe und die Stärke im Eins-gegen-Eins machen ihn unheimlich wertvoll. Zudem bringt er das Selbstvertrauen und die Erfahrung eines Champions-League-Siegers mit - ein wichtiges Gut bei einem Junioren-Turnier.
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Seite 3: Mittelfeld - Allround-Genies und Hrubeschs Lieblingsteufel
Seite 4: Angriff - Eine Frage des Prinzips
Abwehr
Das Personal: Matthias Ginter (Borussia Dortmund), Christian Günter (SC Freiburg), Julian Korb (Borussia Mönchengladbach), Robin Knoche (VfL Wolfsburg), Dominique Heintz (1. FC Kaiserslautern), Nico Schulz (Hertha BSC).
Die Situation: Wie auch in der Qualifikation wird Hrubesch wohl auf ein 4-2-3-1 als Grundsystem setzen. Die Innenverteidiger-Posten dürften dabei klar vergeben sein: Robin Knoche absolvierte in der Qualifikation die meisten Minuten aller Verteidiger und ist bei Hrubesch unumstritten. Als Stammspieler beim Pokalsieger und Tabellenzweiten VfL Wolfsburg hat der 23-Jährige vergangene Saison einen Riesensprung gemacht. Neuzugang Timm Klose wurde auf die Bank verdrängt und pocht mittlerweile auf einen Wechsel.
Neben Knoche hat Matthias Ginter vor Dominique Heintz die Nase vorn - trotz mangelnder Spielpraxis in Dortmund. Ginter durfte bei der WM 2014 bereits Großturnierluft schnuppern, Heintz' Messlatte hingegen war nur die 2. Liga. Eine Alternativlösung für die Innenverteidigung wäre auch Emre Can, doch dessen defensive Stärken kommen eher in einer Dreierkette zur Geltung.
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Auf der linken Seite tobt ein Zweikampf zwischen Christian Günter und Nico Schulz, der sich nach wie vor offen gestaltet. In der Qualifikation kam Schulz häufiger zum Einsatz, was auch damit zusammenhing, dass Günter bereits bei der A-Nationalmannschaft reinschnuppern durfte. Denkbar wäre auch eine Rotation über das Turnier hinweg. Auf der anderen Seiten hingegen sind die Verhältnisse eindeutig: Julian Korb ist als Rechtsverteidiger gesetzt. Punkt.
Fazit: Die deutsche Viererkette hat keine wirkliche Baustelle - solange Korb fit bleibt. Denn einzig auf rechts fehlt es an klaren Alternativen. Can oder im Notfall Ginter würden als Rechtsverteidiger um zentrale Stärken beraubt werden. Mit Heintz steht innen ein talentierter Backup zur Verfügung, der bereit für den nächsten Schritt scheint.
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Mittelfeld
Das Personal: Leonardo Bittencourt (Hannover 96), Emre Can (FC Liverpool), Johannes Geis, Yunus Malli (beide Mainz 05), Joshua Kimmich (RB Leipzig), Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg), Kerem Demirbay (1. FC Kaiserslautern), Felix Klaus (SC Freiburg), Moritz Leitner (VfB Stuttgart), Max Meyer (FC Schalke 04), Amin Younes (1. FC Kaiserslautern)
Die Situation: Das Mittelfeld der U21 beschert Trainer Hrubesch eine gewaltige personelle wie taktische Flexibilität. Ersteres aufgrund einer enormen Qualitätsdichte unter den Spielern selbst, Letzteres deshalb, da die meisten Spieler variabel eingesetzt werden können. Hrubesch verfügt über zahlreiche Allround-Künstler
Auf der Doppelsechs scheint die Besetzung nahezu sicher: Moritz Leitner, der bisweilen schon als Kapitän auflief, gehört zu Hrubeschs Lieblingsschülern. Trotz überschaubarer Spielpraxis in Stuttgart kommt er in der U21 regelmäßig zum Einsatz. Neben ihm dürfte der viel umworbene Mainzer Johannes Geis auflaufen. Als Duo bestimmen sie maßgeblich das Tempo des Spiels und sind dank hoher Pressingresistenz für den Gegner nicht leicht zu greifen.
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Ein Alternativkandidat für die Startelf wäre auch Can, um dem deutschen Spiel mehr Physis zu verleihen. Dem Leipziger Joshua Kimmich hingegen fehlt es noch ein wenig an internationaler Wettkampfhärte für eine solch große Bühne.
In der Offensivreihe führte unter Hrubesch bislang fast nie ein Weg an Armin Younes vorbei. Kaum ein Spieler kam seit dem Desaster der U21-EM 2013 so regelmäßig zum Einsatz wie der Gladbacher, der derzeit an den FCK ausgeliehen ist - und das, obwohl er zumindest in der Rückrunde nur noch zweite Geige bei den Teufeln spielte. Auch bei der EM wird mit Younes zu rechnen sein.
Einen sicheren Platz hat auch Kapitän Kevin Volland. Der Hoffenheimer, gewöhnlich auch ein Kandidat für die A-Nationalmannschaft, geht voran und ist in der Offensive quasi überall einsetzbar. Wird Volland im offensiven Mittelfeld eingesetzt, streiten sich Leonardo Bittencourt und Max Meyer um den dritten Platz verbliebenen hinter der Spitze. Yunus Malli und Maxi Arnold sind die ersten Alternativen von der Bank.
Fazit: Hrubesch hat einmal mehr die Qual der Wahl. Interessant wird vor allem sein, ob er an seinen bisherigen Stammspielern (Younes, Leitner etc.) festhält und inwiefern sich die weniger U21-erfahrenen Spieler aufdrängen.
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Angriff
Das Personal: Kevin Volland (1899 Hoffenheim), Serge Gnabry (FC Arsenal), Philipp Hofmann (1. FC Kaiserslautern)
Die Situation: Volland wird spielen, so viel steht fest. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Einsatz auf den Außenpositionen, weshalb es im Sturm bei einem Zweikampf bleiben dürfte.
Für dieses Szenario ist die Hackordnung eindeutig: Philipp Hofmann steht bei Hrubesch hoch im Kurs. Er ist zwar auch im offensiven Mittelfeld einsetzbar, gilt aber als eines von wenigen Talenten in Deutschland, das die Mittelstürmerrolle noch klassisch ausfüllen kann. Als Hrubesch von der SZ gefragt wurde, weshalb es keine Stürmer vom Typ Horst Hrubesch mehr gäbe, sagte er: "Ich habe Philipp Hofmann aus Kaiserslautern dabei, das ist noch so einer."
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Der 22-Jährige kann mit seinen 1,94 Metern Körpergröße Bälle fest machen, verleiht der Offensive mehr physische Präsenz und verfügt über einen feinen Torinstinkt. Der 1,73 Meter große Serge Gnabry ist hingegen ein wendiger Techniker. Er kann als Joker Unruhe stiften oder in einer fluiden Offensive als falsche Neun eingesetzt werden.
Fazit: Die Besetzung der Sturmspitze ist vor allem eine taktische Prinzipienentscheidung: Hofmann bietet die klassische Stürmer-Variante, Volland oder Gnabry mehr Variabilität. Vor allem dem Arsenal-Youngster fehlt es jedoch an Erfahrung, er ist für die erste Elf kein Kandidat.
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