Vor 11.563 Zuschauern im Olmützer Ander Stadium wurden die Three Lions eiskalt erwischt: Mitten in der Drangperiode traf Italiens Andrea Belotti (25.), gerade einmal zwei Minuten später erhöhte Marco Benassi. Ein Doppelschlag, von dem sich der Gegner nicht erholen konnte. Nach dem Seitenwechsel sorgte abermals Benassi für die Entscheidung. Nathan Redmond (90.+3) betrieb Ergebniskosmetik.
Für die Engländer ist nach zwei Pleiten mit drei Punkten Schluss - zum dritten Mal in Folge scheitert man in der Gruppenphase einer U21-EM. Italien fliegt auch aus dem Turnier, da sich Portugal und Schweden (1:1) die Punkte teilen und beide weiterkommen. Portugal trifft nun auf die DFB-Elf, Schweden auf Dänemark.
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Southgate dreht gleich an vier Stellschrauben: Hinter Kane steht erstmals Ings in der Startformation. Lingard, der beim 1:0 über Schweden als Joker stach, ersetzt Pritchard. Auf der Doppelsechs darf sich Forster-Caskey an der Seite Chalobahs versuchen. Ebenfalls dabei: Abwehrchef Stones, der die ersten beiden Partien mit Verdacht auf Gehirnerschütterung verpasste.
Bei der Squadra Azzurra setzt man, obwohl bislang nur ein Punkt zu Buche steht, auf Altbewährtes: Nur auf dem linken Flügel erhält Trotta vor Battocchio den Vorzug. Neben ihm sollen Belotti und Berardi für die Akzente sorgen. Bei der Auftaktpleite gegen Schweden (1:2) und dem Remis gegen Portugal gelang erst ein Treffer. Hinten organisiert wie gewohnt Rugani.
12.: Riesenchance! Gerade als sich England nach hinten fallen lässt, spielt Kane einen traumhaften Schnittstellenpass auf halblinks zu Ings. Der ist nach zwei, drei schnellen Schritten Rugani entwischt, läuft alleine auf den Kasten zu, aber trifft aus spitzem Winkel das linke Außennetz.
23.: Kane schnappt sich einen Abpraller auf der linken Seite, zieht ans linke Strafraumeck und prüft Francesco Bardi mit einem starken Schlenzer ins lange Eck. Der Italiener wehrt die Kugel nach Außen ab, wo sich Redmond mit einer Direktabnahme versucht. Sein Abschluss ist ungefährlich.
25., 0:1, Belotti: Wie aus dem Nichts die Führung für Italien! Berardi nutzt eine Unaufmerksamkeit im englischen Mittelfeld und flankt aus dem Halbfeld in den Strafraum. Dort enteilt Belotti seinen Bewachern und versenkt die Kugel per Flugvolley im linken oberen Eck.
27., 0:2, Benassi: D-O-P-P-E-L-S-C-H-L-A-G! England hat keine Zeit zum Luftholen. Nur Sekunden nach dem Wiederanpfiff erobert Italien den Ball und schafft mit schnellem Aufrücken eine Drei-gegen-Vier-Situation am Sechzehner. Dort legt Crisetig aus der Zentrale mit dem Querpass auf halblinks zu Benassi, der sich aus 17 Metern nicht bitten lässt und per Flachschuss versenkt.
40.: Nach einer feinen Einzelaktion von Redmond steht der Mann von Norwich City alleine vor Bardi. Der Torhüter macht mit geschicktem Herauslaufen den Winkel noch spitzer als er ohnehin schon ist und so landet der Schuss an dessen Körper.
73., 0:3, Benassi: Nach einem Einwurf behauptet Trotta das Leder in der rechten Strafraumhälfte und spielt die Kugel über sich selbst an den langen Pfosten. Dort steigt Benassi am höchsten, köpft per Aufsetzer und über den linken Innenpfosten ein.
90., 1:3, Redmond: Der verdiente Ehrentreffer! Ruben Loftus-Cheek legt den Ball von der Grundlinie auf Linksaußen an die Sechzehnerkante, wo Redmond die Kugel mit einem wunderbaren Vollspannschuss ins rechte Eck jagt
Fazit:
England scheitert an sich selbst. Man hatte über 90 Minuten genügend Möglichkeiten, um den Erfolg für sich zu verbuchen. Im Strafraum versagten aber selbst den Stars die Nerven, während man hinten nicht sattelfest war. Mit Italien siegt die kaltschnäuzigere Mannschaft.
Der Star des Spiels: Danilo Cataldi. Unscheinbar, aber ungemein wertvoll verrichtete der Lazio-Profi den Dienst. Er stopfte in der Schaltzentrale Löcher und gewann entscheidende Zweikämpfe. Zwar trat er selten offensiv in Erscheinung, dafür sorgte er im Aufbau nahe der Innenverteidiger für Ordnung.
Der Flop des Spiels: Danny Ings. Vor dem Turnier wechselte er zum FC Liverpool, galt neben Kane sowie Berahino als Hoffnungsträger. Nach zwei Kurz-Einsätzen sollte er England mehr Punch verleihen. Er blieb jedoch wirkungslos. Nur in der zwölften Minute wurde er gefährlich. Alleine vor Bardi vergab er beim Stand von 0:0.
Der Schiedsrichter: Sergey Karasev (Russland). Wie bei vielen der bisherigen Spiele hatte der Referee keine Probleme. Er fand das richtige Maß an Konsequenz, um dem Fluss zu wahren und als Autorität aufzutreten.
Das fiel auf:
- Italien agierte überaus variabel: Insbesondere die offensive Dreierreihe um Berardi rochierte viel. Mit Fortdauer konnte sich England darauf einstellen und zunehmend aus der Umklammerung befreien. Die Insel-Kicker fanden beste Chancen vor wenn es schnell und steil ging, der Gegner nicht tief stand. Auch die quirligen Flügel Redmond und Lingard waren kaum zu halten.
- Wie gewohnt ging es bei England häufig über die Flanken - der Erfolg hielt sich in Grenzen. Kane wurde meist gedoppelt und hatte seine Probleme. Ings war als hängende Spitze wirkunsglos. Liverpools Neuzugang machten die giftigen Italiener sichtlich Probleme. Er hatte damit zu kämpfen, dass ihm stets ein, bis zwei Mann auf den Füßen standen.
- Italien verlegte sich auf das Kontrollieren. Aus dem 4-3-3-System wurde in der Rückwärtsbewegung ein kompaktes 4-4-2. Berardi und Trotta rückten bei Bedarf ins Mittelfeld und halfen aus.
- England blieb gefährlich, konnte im Strafraum aber zu selten Überzahl schaffen. Entweder war das letzte Zuspiel zu unpräzise, oder Kane und Co. standen nicht als Abnehmer bereit.
England - Italien: Die Daten zum Spiel