EM

Italiener nach Remis vor dem Aus

Von Oliver Maywurm
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© getty

Zum Abschluss der Gruppe B gab es zwischen Italien und Portugal ein 0:0-Unentschieden. Die beste Chance der Partie vergab Andrea Belotti für dominante Italiener, als sein Kopfball in der 46. Minute von der Latte abtropfte.

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Die Zuschauer im City Stadium zu Uherske Hradiste sahen von Beginn an eine überlegene Squadra Azzurra, die sich einige hochkarätige Torgelegenheiten heraus spielte. Portugal fand dagegen nie in den Rhythmus und erzeugte kaum einmal Gefahr.

Durch das glückliche Remis stehen die Portugiesen nun mit vier Punkten vor England (3) und Schweden (3) an der Spitze der Gruppe. Italien dagegen hat nur einen Zähler auf dem Konto und braucht in der letzten Partie gegen die Engländer dringend einen Sieg.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Portugals Trainer Rui Jorge ist im Vergleich zum 1:0-Erfolg über England zu zwei Änderungen gezwungen. Ivan Cavaleiro schaffte es nicht, rechtzeitig fit zu werden, für ihn rutscht Rafa Silva in die Mannschaft. Dazu beginnt Carlos Mane statt Goalgetter Ricardo Pereira.

Italiens Coach Luigi Di Biagio macht indes seine Ankündigung wahr, nach der 1:2-Pleite gegen Schweden einige Änderungen vorzunehmen. Es werden deren fünf. In der Defensive sind Cristiano Biraghi und Alessio Romagnoli anstelle von Stefano Sabelli und Matteo Bianchetti dabei. Im Mittelfeld ersetzen Danilo Cataldi, Lorenzo Crisetig und Marco Benassi ihre Kollegen Daniele Baselli, Federico Viviani sowie den rotgesperrten Stefano Sturaro.

1.: Paukenschlag nach wenigen Sekunden! Sofort hat Portugals Keeper Jose Sa etwas zu tun. Marco Benassi prüft ihn mit einem satten Schuss aus knapp 20 Metern.

6.: Wieder muss Jose Sa ran! Berardi fängt einen fahrigen Pass von Sergio Oliveira im Mittelfeld ab und macht Dampf. Mit einem wunderbaren Pass bedient er auf der gegenüberliegenden Seite Belotti, der aus zehn Metern freistehend am portugiesischen Keeper scheitert.

27.: Berardi wird bei einer Einzelaktion gerade noch von Paulo Oliveira am Sechzehner gestoppt. Der Ball prallt allerdings vor die Füße von Benassi, der das Leder aus 20 Metern direkt nimmt. Starker Flachschuss, den Jose Sa mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken kann.

36.: Die erste Torchance für Portugal! Joao Mario legt links raus auf Sergio Oliveira, der den Passgeber sofort wieder bedient. Mario hat zwölf Meter vor dem Kasten in mittiger Position viel Platz, verzieht seinen Abschluss mit der Innenseite aber.

45.: Fast ein Eigentor der Portugiesen: Berardis wunderschöner Schnittstellenpass bringt Zappacosta in die Position für eine Hereingabe. Jene kommt scharf in die Mitte, wo sich Portugals Kapitän Sergio Oliveira in die Bahn wirft und Glück hat, dass er den Ball nicht ins eigene Netz bugsiert.

46.: Wieder braucht Italien nur Sekunden, um durchzustarten! Biraghi flankt von links an den Fünfer, dort windet sich Belotti zum Kopfball - Latte! Jose Sa war schon geschlagen.

56.: Die gefährlichen Aktionen gehören weiterhin Italien. Benassi nimmt aus etwa 25 Metern halbrechter Position Maß, nur ein kleiner Tick Präzision fehlt.

71.: Tolle Vorarbeit von Zappacosta, die aber nicht belohnt wird. Italiens Rechtsverteidiger setzt sich am gegnerischen Strafraum mit feiner Finte durch, hat dann das Auge für Belotti. Der probiert, die Kugel aus spitzem Winkel mit der Hacke im Tor unterzubringen, dieses Vorhaben misslingt ihm aber um Haaresbreite.

78.: Auch Portugal kommt noch einmal: Bernardo Silva dribbelt sich in Position, setzt dann zu einem gefühlvollen Lupfer auf Goncalo Paciencia an. Dessen Kopfball verfehlt den italienischen Kasten um einen Meter.

84.: Jetzt muss es Berardi doch machen! Schön frei gespielt von Belotti, ist Italiens Zehner über rechts frei durch, kommt bei seinem Schuss mit dem schwächeren rechten Fuß aber nicht optimal hinter den Ball. Vorbei.

89.: Und beinahe rächt sich der Chancenwucher der Italiener! Eine Flanke der Portugiesen rutscht durch zum eingewechselten Iuri Medeiros, der den Ball anstoppen kann und aus zehn Metern freistehend abzieht. Allerdings zu unplatziert, sodass Italiens Keeper Bardi im kurzen Eck retten kann.

Fazit: Italien verpasste es, sich für einen starken Auftritt zu belohnen. Torchancen gab es für Berardi und Co. zur Genüge, alleine an der Verwertung haperte es. Portugal war indes weit entfernt von spielerischem Glanz, kann am Ende sehr gut mit dem einen Punkt leben.

Der Star des Spiels: Domenico Berardi (Italien). Unfassbar spielfreudig, Ballgewinne, wunderbare Diagonal- oder Schnittstellenpässe, nicht greifbar für die Portugiesen. In der ersten Hälfte war der Youngster von US Sassuolo für fast jede gefährliche Aktion der Italiener hauptverantwortlich, suchte auch mal selbst den Abschluss. Nach dem Seitenwechsel war Berardi dann nicht mehr ganz so prägnant, vergab in der 84. Minute noch eine Großchance. Dennoch der beste Mann auf dem Platz.

Der Flop des Spiels: Raphael Guerreiro (Portugal). Der Linksverteidiger kam oft zu spät gegen Berardi, leistete sich so einige unnötige Fehler und brachte Mitspieler in die Bredouille. Dazu auch in den Zweikämpfen auffallend häufig zweiter Sieger, mit Nachteilen in punkto Schnelligkeit und Robustheit. Nach vorne kam von ihm - außer undurchdachten Zuspielen - nichts.

Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen). Er hatte keine wirklich knifflige Situation zu überstehen, machte das Grundlegende immer richtig. Trat bei seinen nachvollziehbaren Entscheidungen überzeugend auf und strahlte Souveränität aus. Ein Auftritt, der dem guten Spiel würdig war.

Das fiel auf:

  • Das Spiel hatte eine erstaunliche Variabilität: Mal zog sich Italien zurück, mal griff die Squadra Azzurra sehr früh an und doppelte in der Hälfte des Gegners. Portugal gelang es nie, sich darauf einzustellen.

  • Italiens Spielmacher spielte auf rechts: Domenico Berardi war von dort aus die Schaltstation für Angriffe der Squadra Azzurra, sollte dem allzu großen Gegnerdruck entzogen werden.

  • Das Zentrum war für die Portugiesen dicht, dort ging mangels Räumen nichts. Folge: Bernardo Silva, das wuselige Gehirn des Teams, musste immer wieder auf die Flügel ausweichen, um in Aktionen zu kommen. Wirklich gelingen wollte das aber nicht.
  • Vor allem das defensive Umschaltspiel der Italiener imponierte. Zwar hatten die Portugiesen immer wieder Gelegenheiten zum Kontern, allerdings wurden sie meist noch gestellt. Italiens Mttelfeldzentrum um Crisetig und Cataldi leistete ganze Arbeit.

Italien-Portugal: Die Daten zum Spiel