Vor 6.719 Zuschauern im Olmützer Ander Stadium entwickelte sich das erwartete Bild: Italien drückte und wurde in der 29. Minute belohnt. Domenico Berardi verwandelte einen Strafstoß, nachdem Alexander Milosevic nach einer Notbremse vom Rasen geschickt worden war.
In Unterzahl besorgte John Guidetti aus dem Nichts das 1:1. Isaac Thelin legte kurz vor Schluss ebenfalls vom Punkt nach (86.). Zuvor hatte Sturaro nach einer Tätlichkeit die Rote Karte (80.) gesehen. Außenseiter Schweden startet mit einem Dreier in die Gruppe und trifft nun auf England, während Italien gegen Portugal bereits unter Druck steht.
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Squadra Azzurra versucht's so gar nicht italienisch. Auf dem Papier schickt Luigi Di Biagio seine Mannschaft gleich mit drei Stürmern auf den Rasen. Belotti soll im 4-3-3 zentral für Unruhe sorgen. Links neben ihm darf Battocchio ran, rechts wirbelt Serie-A-Torjäger Berardi. Nur auf der Bank: Cataldi. Er galt im Mittelfeld mit Sturaro als gesetzt.
3.: Italien mit der ersten Ecke und direkt eine interessante Variante. Viviani bringt den Ball von rechts hoch und weit an die linke Strafraumkante, wo Berardi volley abzieht. Der abgefälschte Schuss landet in den Armen von Carlgren.
28., Rot für Milosevic (Schweden): Belotti ist nach einem Steilpass aus dem Mittelfeld frei durch und wird mit einer Grätsche von Milosevic im Strafraum gelegt. Rote Karte!
29., 1:0, Berardi: Der Elfmeter ist Chefsache - so wird er von Berardi ausgeführt. Der von Juventus an Sassuolo ausgeliehene Knipser verlädt Carlgren und schiebt unten rechts zur Führung ein.
50.: Starker Abschluss von Baselli. Nach einer Ablage von Battocchio zieht er direkt aus rund 20 Metern und halblinker Position ab. Der Versuch flattert nur knapp am linken Torwinkel vorbei.
56., 1:1, Guidetti: Da ist das Ding! Aus dem Nichts gleicht Schweden plötzlich aus. Eine Ecke von der rechten Seite wird unterschätzt und landet am rechten Strafraumeck bei Lewicki, der die Kugel mit viel Risiko per Vollspann-Pass an den Fünfer bringt. Guidetti, dessen Vater Italiener ist, hält aus fünf Metern den Fuß hin und netzt.
81., Rot für Sturaro: Er liegt am Boden und wird von Ishak abgeschossen. Seine Reaktion? Ein Schlag ins Gesicht des eben eingewechselten Schweden. Dafür gibt es folgerichtig Rot. Damit geht es mit zehn gegen zehn in die letzten zehn Minuten.
87., 1:2, Isaac Thelin: Schweden dreht die Partie. Der Matchwinner könnte neben den Torschützen Ishak sein. Erst provoziert er Sturaro, dann holt er den Elfmeter raus. Thelin schiebt diesen lässig zum 2:1 unten links ins Netz.
Fazit: Wer hätte das gedacht! Italien stolpert über Schweden, obwohl man in Führung geht und sogar in Überzahl agiert. Das Kollektiv hat über die Einzelkönner gesiegt - nicht mal unverdient.
Der Star des Spiels: John Guidetti. Das Talent von ManCity, zuletzt an Celtic Glasgow verliehen, sorgte nach dem Seitenwechsel für die Trendwende. Er traf aus kurzer Distanz und arbeitete danach fleißig in der Defensive. Ein couragierter Auftritt Guidettis. Insgesamt zeigten die Schweden eine sehr ansprechende, leidenschaftliche Vorstellung.
Der Flop des Spiels: Alexander Milosevic. Schwedens erfahrenster Innenverteidiger zahlte in seinen ersten 27 Turnierminuten auf brutalste Art und Weise Lehrgeld. Hatte Belotti ohnehin nicht immer im Griff und ließ sich dann im eigenen Strafraum zu einer unfassbar unklugen Grätsche hinreißen. Sein Gegenspieler brachte den Körper clever zwischen Ball und Milosevic und nahm dankend an.
Der Schiedsrichter: Anastasios Sidiropoulos. Der Mann mit dem besonders griechischen Namen war anfangs zu schnell an der Pfeife. Kleinlich unterbrach er zahllose Aktionen, darunter litt mit Fortdauer der munter begonnenen ersten Halbzeit auch die Begegnung. In Minute 28 zeigte er schließlich auf den Punkt. Milosevic' Foul war zwar nicht böse, als letzter Mann darf er allerdings nicht so agieren. Der Pfiff kam zu Recht. Abseits dieser Szene bereiteten Sidiropoulos die 22 Akteure kaum Probleme. Solide Leistung - mit kleinen Fehlern.
Das fiel auf:
- Italien dominierte in den ersten 45 Minuten nach Belieben. Das Duo Berardi-Belotti wusste über die Halbräume Gefahr zu versprühen. Die Schweden versuchten es, wenn sie mal die Chance hatten, schnell per Diagonalpass auf den Flügel. Dort verebbten jedoch viele Angriffe.
- Je länger das Spiel dauerte, umso drückender agierte der Favorit. Mit schnellen Pässen in die Tiefe konnte man die Umschaltbewegung beschleunigen und kam zunehmend in die Schnittstelle zwischen Innen - und Außenverteidiger. Wie etwa Belotti vor dem Strafstoß.
- Lange Zeit pressten drei Italiener früh und der Rest schob konsequent von hinten nach. In Überzahl verlor man jedoch den roten Faden. Offensiv fehlte die Struktur, die klare Idee. Bei schnellen Kontern hatten die hochstehende Innenverteidiger zudem ihre Probleme.
- Schweden füllte die durch Milosevic' Ausschluss entstandene Lücke in der Pause mit Lindelöf, blieb im 4-3-2 allerdings aktiv. Das lohnte sich. Erst gelang nach einem Standard der Ausgleich, ehe einer der gefährlichen Gegenstöße regelwidrig beendet wurde und Thelin verwandelte. Italien fiel danach nichts mehr ein.
Italien - Schweden: Die Daten zum Spiel