Der einstige Münchner Triple-Trainer Jupp Heynckes hat zum Ende der EM scharfe Kritik an der Europäischen Fußball-Union (UEFA) geäußert. Auch Bundestrainer Joachim Löw kam bei Heynckes nicht gut weg.
"Sehr kritisch bewerte ich, dass die UEFA und einzelne Länder in dieser Pandemie so viele Zuschauer zuließen, vor allem in London und Budapest. Über 60 000 Menschen im Stadion sind inakzeptabel. Aber da schlägt eben die Geldgier der UEFA durch", sagte Heynckes dem kicker.
Für ihn "unverständlich" sei zudem, "dass in Ländern gespielt wurde, in denen Menschenrechte verletzt werden", ergänzte Heynckes, der auch an der FIFA kein gutes Haar ließ. Dass die nächste WM 2022 in Katar stattfinde, sei "grenzwertig", betonte er.
Mit kritischen Worten bedachte Heynckes außerdem auch Löw: "Andere Trainer wie Italiens Roberto Mancini oder der Däne Kasper Hjulmand "haben vorbildlich ein Team vorbereitet: Das habe ich bei der deutschen Mannschaft vermisst".
Löw habe Thomas Müller und Mats Hummels zu spät zurückgeholt und hätte auch noch Jerome Boateng, "den besten Innenverteidiger der vergangenen Liga-Saison", reaktivieren müssen. Auch das System mit der Dreierkette habe Löw zu spät einstudieren lassen.
DFB-Team nach EM-Aus: "Eklatantes Problem"
Heynckes malte ein düsteres Zukunftsbild. "Im deutschen Fußball ist es ein eklatantes Problem, dass wir keine Außenverteidiger mehr ausbilden", sagte er: "Zudem haben wir keine Innenverteidiger mit Weltklasseformat und keinen Mittelstürmer mit internationaler Klasse. Große Mannschaften brauchen einen Zielspieler." Die WM 2022 sollte daher nur "ein Zwischenziel sein, mehr nicht. Wichtiger ist, dass die Mannschaft erneuert wird."
In puncto Erneuerung einer Mannschaft adelte Heynckes besonders Trainer Mancini. "Wie Arrigo Sacchi bei Milan den Fußball in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre revolutioniert hatte, so tat es nun Mancini", sagte er.
Der Coach sei "genauso stilbildend, wie es einst Sacchi, Johan Cruyff, Sir Alex Ferguson, Ernst Happel, Louis van Gaal, Jose Mourinho, Ottmar Hitzfeld oder Pep Guardiola waren."