Der Bondscoach vor dem Aus, die Elftal in der Krise, die EM-Teilnahme gefährdet - doch von "Holland in Not" will der Superstar Arjen Robben nichts wissen. "Wir gewinnen", sagte Robben grimmig entschlossen vor dem Schicksalsspiel der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft (So., 18.00 Uhr im LIVE-TICKER) gegen Lettland. Der Ernstfall wird schon am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Mexiko geprobt.
Der Druck auf die Profis ist vor den beiden Partien in Amsterdam immens. Trainer Guus Hiddink hat für den Fall einer erneuten Pleite in der EM-Qualifikation seinen Rücktritt angekündigt. "Wenn wir gegen Lettland verlieren, trete ich zurück. Das ist für mich logisch", sagte der 67-Jährige, dessen zweite Amtszeit bereits nach 107 Tagen enden könnte.
Unentschieden reicht nicht
Sogar bei einem Remis gegen die Balten wird Hiddink sein Amt beim WM-Dritten wohl aufgeben. "Ob ein Unentschieden reicht? Das glaube ich nicht", äußerte der Coach, der nach zwei Niederlagen in drei Qualifikationsspielen für die Endrunde 2016 in Frankreich unter Druck geraten ist. Gegen Kasachstan hatte Oranje noch gewonnen (3:1), gegen Tschechien (1:2) und Island (0:2) aber verloren.
Robben hat die Zeichen der Zeit erkannt. "Ich respektiere jeden Gegner, aber gegen Lettland verlieren? Das sagt dann aus, wo wir stehen", äußerte der Star von Bayern München, der den Druck klein redet: "Das ist nicht relevant. Wir müssen einfach gegen Mexiko und Lettland gewinnen. Am besten mit sehr deutlichen Ergebnissen."
Auch Torjäger Klaas-Jan Huntelaar will Taten sprechen lassen. "Lasst uns jetzt erst einmal Fußball spielen anstatt zu sprechen", sagte der 31-Jährige von Schalke 04, der von seinen Teamkollegen in den Mannschaftsrat gewählt wurde.
"Schrecklich wütend"
Auch Hiddink hofft, dass seine Schützlinge alle Fragen auf dem Platz beantworten werden. "Wir werden ein Team sehen, das kämpft, diszipliniert verteidigt und angreift", sagte der Routinier, der in der Neuauflage des WM-Achtelfinals gegen die Mittelamerikaner (2:1) experimentieren will: "Wir werden Impulse setzen, einige neue Jungs werden Spielzeit erhalten."
Hiddink machte deutlich, wie unzufrieden er mit den zurückliegenden Vorstellungen war - der Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung der Spieler war nicht zu übersehen. "Die Aufgaben sind klar, aber die Ausführung war in den vergangenen Spielen nicht gut. Wir werden diesmal sehr darauf achten", erklärte der Trainer, der den Finger in die Wunde legte.
"Wir haben uns in allen Spielen selbst in den Fuß geschossen und ein frühes Tor kassiert. Deshalb mussten wir auf ein System umstellen, das wir lange nicht gespielt hatten. Das sorgte für Verunsicherung", sagte Hiddink, der einen Wutanfall im Fall einer Pleite prophezeite: "Ich werde schrecklich wütend, wenn wir keine Leistung bringen. Dann komme ich besser nicht vor eine Kamera."
Cruyff macht sich für Hiddink stark
Ein entscheidendes Problem - die Differenzen zwischen Huntelaar und Sturmkollege Robin van Persie - sieht Hiddink behoben. "Wir haben daran gearbeitet, dass sie sich gegenseitig etwas gönnen. Ich bin optimistisch für beide Seiten", sagte der Trainer, der sich zudem kämpferisch gegenüber den Medien zeigte.
"Ich habe nicht alles gelesen. Ich finde nicht nett, was so alles eine Rolle spielt. Aber das muss ich akzeptieren", sagte Hiddink: "Es ist härter als in meiner ersten Zeit als Bondscoach. Aber wir werden uns für die EM qualifizieren."
Dass Hiddink überhaupt noch im Amt ist, hat er auch seinen Fürsprechern zu verdanken. Bevor der Coach vor drei Wochen zum Rapport beim Verband KNVB antreten musste, hatten sich Ex-Bondscoach Bert van Marwijk und Idol Johan Cruyff für Hiddink stark gemacht.
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