Ein bisschen Harrods und ganz viel Charme

Von Christian Bernhard
In der Premier League liegt der FC Fulham derzeit auf Rang 12
© Getty

Der FC Fulham hat erstmals in seiner Vereinsgeschichte die Chance, in ein Europapokal-Endspiel einzuziehen. Den Grundstein dafür gelegt hat Mohamed Al-Fayed mit seinen Investitionen. Doch erst als der Multi-Milliardär den Geldhahn sukzessive zudrehte, stellte sich der Erfolg ein.

Cookie-Einstellungen

"Als mir das Leben Zitronen gab, habe ich Limonade daraus gemacht. Als es mir eine Chance gab, habe ich sie mir nicht entgehen lassen." Mohamed Al-Fayeds Motto auf der Homepage seines Imperiums erzählt viel über den Unternehmer aus Ägypten.

Der 77-Jährige schaffte den Aufstieg vom Verkäufer für Nähmaschinen zum Milliardär, sein Einkommen wird auf rund 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Ihm gehört das renommierte Kaufhaus Harrods in London, das Hotel Ritz in Paris - und der FC Fulham, der am Donnerstag im Europa-League-Viertelfinal-Rückspiel beim VfL Wolfsburg um den Einzug ins Halbfinale kämpft.

Al-Fayed legt Grundstein

Seit 1997 ist Al-Fayed im Besitz der Cottagers - er war der Türöffner für die Investorenschar, die sich seitdem englische Klubs unter den Nagel reißt. Seine Vision bei der Präsentation der Übernahme war gleichermaßen simpel wie ambitioniert: "Wir wollen nicht so gut wie Manchester United sein, sondern besser." Die Realität sprach eine andere Sprache: Fulham spielte damals in der dritten Liga und war hochverschuldet.

Al-Fayed ließ den Worten Taten folgen und verpflichtete im Rahmen eines ambitionierten Fünf-Jahres-Plans Kevin Keegan als Trainer, trug 36 Millionen Euro Schulden ab und pumpte allein in den ersten fünf Jahren seiner Regentschaft 125 Millionen Euro in den Verein.

Aufstiegsfeier bei Harrods

Das alles trug in der Saison 2000/2001 die ersten Früchte: Unter dem französischen Coach Jean Tigana gelang nach 33 Jahren der Wiederaufstieg in die Premier League, die Aufstiegsfeier fand standesgemäß bei Harrods statt.

Mit dabei: Karl-Heinz Riedle, der im Sommer 1999 von Liverpool nach Fulham gewechselt war. "Was hier jetzt in unserer familiären Atmosphäre losgeht, ist der blanke Wahnsinn", schwärmte "Air Riedle" damals und erzählte von einer "kaum zu überbietenden Euphorie".

Baresi und Pele engagiert

Diese wurde durch Al-Fayeds Kaufrausch noch größer. Edwin van der Sar, Steve Marlet und Junichi Inamoto waren nur einige Namen, die in den darauffolgenden Jahren in Fulham unterschrieben. Mit Franco Baresi (Sportdirektor) und Pele (Scout) standen zwischenzeitlich auch zwei Fußball-Legenden auf Al-Fayeds Lohnliste.

Doch die erhofften Ergebnisse blieben aus. Nur einmal seit dem Aufstieg klassierten sich die Cottagers in den Top Ten, in den letzten drei Spielzeiten entgingen sie zweimal nur haarscharf dem Abstieg.

Ein Hauptgrund dafür: Al-Fayed hat Schritt für Schritt den Geldhahn zugedreht. Vor dieser Saison gab der Verein nur noch sieben Millionen für Neuzugänge aus, zwei Spielzeiten davor waren es noch 50 gewesen. Al-Fayed hat gemerkt, dass er es nicht nach ganz oben schaffen kann - dafür wären ganz andere Summen fällig.

Zurück zur Tradition

Für die Whites hatte das aber nicht unbedingt negative Folgen. Der Klub besann sich auf seine alten Werte zurück und ließ wieder alte Traditionen aufleben.

Symbol dafür: Craven Cottage, das Stadion direkt an der Themse. "Die Atmosphäre hier war besser als in Manchester im Old Trafford", schwärmte Wolfsburgs Spielmacher Zvjezdan Misimovic nach dem Hinspiel.

Mit seinem Wellblechdach strahlt das Stadion einen besonderen Charme aus, zwischen der Gegentribüne und dem Fluss liegen keine fünf Meter.

Mit Hodgson erfolgreich

Für den nötigen Glanz auf der Trainerbank sorgt jetzt Roy Hodgson. Der 62-jährige Trainerfuchs, der unter anderem bereits Inter Mailand und die Schweizer Nationalmannschaft betreute, übernahm im Dezember 2007 die sportliche Leitung und führte den Verein wieder nach oben.

Platz sieben in der vergangenen Saison war das beste Resultat seit Al-Fayeds Einstieg - und gleichzeitig das Ticket für die Europa League. Nicht umsonst wurde Hodgson von SPOX-Kolumnist Raphael Honigstein in den Saison Awards zum "besten englischen Coach" auf der Insel gewählt.

Nachdem bereits Donezk, Juve und Wolfsburg ausgeschalten wurden, soll Hodgson die Cottagers jetzt zum Europa-League-Sieg und damit zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte führen. Wer weiß, wann sich so eine Möglichkeit zum nächsten Mal bietet. Diese Chance sollte sich der Klub nicht entgehen lassen - so wie damals Al Fayed.

Das EL-Viertelfinale im Überblick