Die leidige Posse um den widerwilligen Edelreservisten Michael Ballack, dazu die aufkommenden Wechsel-Spekulationen um Trainer Jupp Heynckes: Ausgerechnet der Startschuss in die heiße Phase der Europa League mit dem Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Villarreal wird bei Bayer Leverkusen von einigen Nebengeräuschen begleitet. "Nun steigen wir in die Europa League richtig ein. Jetzt haben wir einen Gegner auf Augenhöhe", sagt Heynckes, der den Werksklub zum achten Mal in der Vereinsgeschichte in ein europäisches Viertelfinale führen will.
So reizvoll das Duell gegen den Tabellenvierten der Primera Division aber sportlich sein mag, rund um die BayArena stehen in diesen Tagen aber fast ausschließlich zwei Personal-Debatten im Mittelpunkt: Ballack, der spielen will, aber nicht darf. Und Heynckes, der unterschreiben darf, aber (noch) nicht will. Wie ein Kaugummi ziehen sich die beiden Themen durch eine bislang äußerst erfolgreiche Saison des Bundesliga-Zweiten.
Bleibt Heynckes bei Bayer?
Bereits im Herbst vergangenen Jahres sollte die Vertragsverlängerung von Heynckes unter Dach und Fach gebracht werden. Sollte. Es wurde Winter, nun steht der Frühling vor der Tür und Bayer immer noch ohne Planungssicherheit da. Der 65-Jährige zögert seine Unterschrift weiter hinaus und will nun erst in der Länderspiel-Pause Ende März für Klarheit sorgen. "Der Klub kennt meine Position. Wir haben jetzt vier wichtige Spiele. Dann werden wir uns in der Länderspiel-Pause zusammensetzen und eine Entscheidung treffen", sagte Heynckes.
Dass sein alter Freund Uli Hoeneß ab Sommer bei Bayern München wieder einen Platz auf der Trainerbank zu vergeben hat, lässt reichlich Platz für Spekulationen. Die Situation bei den Bayern spiele aber laut Heynckes in seinen Überlegungen keine Rolle: "Ich habe meine Entscheidung nie von der Entwicklung in anderen Klubs abhängig gemacht." Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser betrachtet das ganze Theater von der "lustigen Ebene".
Weniger lustig ist da schon der Fall Ballack, der sich zunehmend als großes Missverständnis entpuppt. Nachdem der Capitano (schätzungsweise sieben Millionen Euro Jahresgehalt) freiwillig auf einen Platz im Kader gegen den VfL Wolfsburg (3:0) verzichtet hatte, scheint eine weitere Zusammenarbeit zwischen Heynckes und Ballack über die Saison hinaus kaum mehr vorstellbar zu sein. Vom großen Kabinen-Zoff war bereits die Rede, die Zeichen stehen offenbar auf Abschied - so sehr Sportchef Rudi Völler und Holzhäuser auch um Schadensbegrenzung bemüht sind.
Ballack wieder nicht im Kader
Gegen Villarreal sitzt Ballack wieder auf der Tribüne, so er denn überhaupt im Stadion ist. Der Mittelfeldstar soll die nächsten Tage Fitnessdefizite aufholen. "Es gibt in der Bundesliga viele Beispiele von Spielern, die nach einer langen Verletzung genauso lange gebraucht haben, um zurückzukommen. Leider wird das von den Medien und vom Umfeld des Spielers häufig ignoriert. Dadurch, dass Michael zweimal verletzt war, erhält das eine ganz andere Dimension", begründete Heynckes die Entscheidung.
Fußball gespielt wird in Leverkusen aber trotzdem. Gegen Villarreal soll im Hinspiel der Grundstein für das Weiterkommen gelegt werden. Abwehrchef Sami Hyypiä meldete sich nach seiner Magen-Darm-Grippe rechtzeitig wieder fit. Gleiches gilt für seine vier "Leidensgenossen" Hanno Balitsch, Eren Derdiyok, Renato Augusto und Simon Rolfes, die ebenfalls für kurze Zeit flach gelegen hatten. Dagegen werden Abwehrspieler Manuel Friedrich (Schulterblattbruch) und Tranquillo Barnetta (Trainingsrückstand nach Knie-OP) fehlen. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Leverkusen: Adler - Schwaab, Hyypiä, Reinartz, Kadlec - Vidal, Rolfes - Sam, Renato Augusto, Castro - Derdiyok (Kießling). - Trainer: Heynckes
Villarreal: Diego Lopez - Mario, Musacchio, Gonzalo Rodriguez, Catala - Borja Valero, Bruno, Cani, Santi Cazorla - Nilmar, Rossi- - Trainer: Garrido
Schiedsrichter: Paolo Tagliavento (Italien)
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