SPOX: Laut Manager Christian Heidel sind Sie "die größte Überraschung unter unseren Neuzugängen". Thomas Tuchel bescheinigt Ihnen "ein sehr hohes Niveau". Wie sehen Sie sich?
Yunus Malli: Es läuft ganz gut. Aber mir ist es viel zu früh, irgendwelche Schlüsse aus der Vorbereitung zu ziehen.
SPOX: Sie sind der Gewinner des Trainingslagers.
Malli: Mir geht es genauso wie der gesamten Mannschaft: Wir wissen nicht so richtig, wo wir stehen. Die Mannschaft ist sehr jung und wurde neu zusammengestellt. Daher mag ich es nicht, für mich selbst oder den Verein Ziele zu setzen.
SPOX: Sind Sie etwas erschrocken darüber, wie schnell Sie von den Medien den neuen Spitznamen "neuer Mesut Özil" bekommen haben?
Malli: Ich verstehe den Vergleich: Ich habe ebenfalls türkische Wurzeln und spiele am liebsten auf der Zehner-Position, auch wenn ich gerne auf beide Flügel ausweiche. Dennoch sollte jedem klar sein, dass ich vor einem langen Weg stehe und noch viel arbeiten muss, um irgendwann vielleicht auf Mesuts Niveau zu kommen.
SPOX: Tuchel lobte Sie mit folgenden Worten: "Yunus zeigt keine falsche Demut. Das ist außergewöhnlich für sein Alter." Was meint er damit?
Malli: Damit meint er, dass ich mir viel zutraue und meine Art des Fußballs durchziehe. Ich versuche mich an mutigen Aktionen - und wenn diese mal nicht klappen, zweifle ich nicht sofort an mir, sondern versuche es noch einmal.
SPOX: Wie gelang Ihnen der Sprung von den Gladbach-Amateuren zu den Mainz-Profis?
Malli: Sehr, sehr gut. Die Balance in der Mannschaft stimmt: Es gibt einige Erfahrene und um sie herum versammeln sich die vielen Jungen. Jeder fühlt sich gut integriert. Und das Training stimmt ohnehin. Über Thomas Tuchels Philosophie wurde viel geschrieben, aber es ist beeindruckend zu sehen, wie diese Philosophie in jeder Trainingseinheit zu erkennen ist. Er ist genau der richtige Trainer, um mich weiterzuentwickeln.
SPOX: Für Heidel war Ihr Wechsel aus Mönchengladbach ein Indiz dafür, welchen Reiz Mainz mittlerweile auf aufstrebende Fußballer ausübt. Stimmen Sie dem zu?
Malli: Ich hatte einige Angebote von anderen Bundesliga-Klubs. Ich habe die Entwicklung des FSV lange verfolgt und wusste, dass hier Jugendarbeit richtig gelebt und auf Talente gesetzt wird. Daher war es klar, dass Mainz die richtige Adresse ist.
SPOX: Die Borussia reagierte verärgert.
Malli: Das verstehe ich nicht wirklich. Mein Ziel war immer die Bundesliga, aber in Gladbach hatte ich nie das Gefühl, dass ich in naher Zukunft zum Einsatz komme. Mehr als einige Trainingseinheiten mit den Profis waren nicht drin. In Mainz ist es anders: Die Vorbereitung verlief super und ich bekomme meine Chancen. Alle Beteiligten sollten respektieren, dass ich mich so entschieden habe, wie es für meine Entwicklung am besten ist.
SPOX: Eine Entwicklung, die wohin führt? In die deutsche oder in die türkische Nationalmannschaft?
Malli: Ich spiele seit der U 17 für Deutschland und hatte noch nie eine Anfrage aus der Türkei. Daher stellt sich die Frage nicht. Ich identifiziere mich voll mit dem DFB und habe beispielsweise sehr genau die erfolgreiche WM der aktuellen U-17-Mannschaft verfolgt. Ich fühle mich im deutschen Trikot pudelwohl.
Yunus Malli im Steckbrief