Nach der Blamage von Helsinki hat Schalke 04 die Nase voll vom Rätselraten um Raul. Der spanische Weltstar bekommt eine Frist von 48 Stunden gesetzt. Ein klärendes Gespräch mit Manager Horst Heldt werde "noch vor dem Spiel gegen Mainz" stattfinden, sagte Trainer Ralf Rangnick am Freitag nach dem peinlichen 0:2 (0:1) beim finnischen Rekordmeister HJK Helsinki im Hinspiel der Playoffs zur Europa League.
Mannschaft ist verunsichert
Klärung ist also in Sicht, und das ist auch gut so, denn der Fall Raul belastet offensichtlich die gesamte Mannschaft. Und niemand macht einen Hehl daraus, dass ein frühes Aus sportlich "eine Katastrophe" (Heldt) wäre.
Zudem erspart sich der Verein eine Zwickmühle: Sollte der Spanier bis zum Rückspiel am Donnerstagabend keine Entscheidung gefällt haben, wäre Schalke eventuell zu einer Notlüge gezwungen, denn ein Einsatz würde Raul für interessierte Klubs im Europapokal blockieren. Er wäre somit deutlich schwieriger zu verkaufen.
Eines aber wurde am Donnerstagabend besonders deutlich: Eigentlich kann Schalke es sich überhaupt nicht leisten, auf Raul zu verzichten, die lebende Legende, den besten Torjäger der Europacup-Geschichte. Zumal man Gefahr läuft, das Geld, das ein Abschied freisetzen würde, durch ein frühes Aus gleich wieder zu "verbrennen".
PSG und Malaga an Raul interessiert
Trainer Ralf Rangnick sprach nach dem Spiel von einer "ganz schwierigen Situation", meinte damit aber das Sportliche. Es ist kein Geheimnis, dass er eigentlich nicht wirklich einen Platz für Raul in seinem System sieht. Jedoch: Ohne Raul war die Schalker Offensive in Helsinki nichts wert. Heldt fordert die Spieler deshalb dazu auf, "mehr als eine Schippe" draufzulegen.
Die Königsblauen spielten "teilweise katastrophal" (Rangnick), hoffen aber darauf, dass das auch am ungewohnten Kunstrasen lag. Dieser hatte Schalke als Begründung gedient, Raul quasi zur Gelenkschonung nicht einzusetzen. Angeblich will der 34-Jährige Schalke verlassen, Paris St. Germain und der FC Malaga sind interessiert.
Am Freitagmittag aber ließ Raul über seinen Berater mitteilen, er sei nach wie vor daran interessiert, weiter für Schalke zu spielen. Was nun?
Die Spieler versuchten, das Thema auszublenden. "Wir alle hatten uns das Spiel natürlich ganz anders vorgestellt", sagte ein geknickter Lewis Holtby im Kabinengang. "Mit einem 0:2 nach Deutschland zurückfliegen zu müssen, ist sehr bitter."
Vierter CL-Platz steht schon wieder auf der Kippe
Das sah mit Sicherheit auch die DFL so. Denn nach dem Aus des FSV Mainz 05 in der Europa-League-Qualifikation droht der nächste deutsche Klub im Europapokal früh zu scheitern.
Damit setzt die Liga den gerade erst zurückgewonnen vierten Starplatz in der Champions League schon zu Beginn der Saison wieder aufs Spiel.
Heldt erklärte, wer ständig davon rede, in die Europa League zu wollen, müsse "auch einmal den Kopf einschalten". Torhüter Ralf Fährmann lobte beim Gegner, was er bei seinen Vorderleuten vermisst hatte: "Bei Helsinki ist immer noch der letzte Mann reingerutscht."
Das Team um den alternden Superstar Jari Litmanen hatte Schalke von einer Verlegenheit in die nächste gestürzt, was sich durch zwei Tore von Teemu Pukki bezahlt machte. Schalke gelang kein Tor - ohne Raul.
HJK Helsinki - FC Schalke 04: Daten und Fakten zum Spiel