Wenn der Bann des Bela Guttmann erneut nicht gebrochen wird, werden in Portugals Kneipen und Fußball-Bars wieder die kummervoll-melancholischen Klänge des Fado ertönen. Es wäre fast schon Gewohnheit. Schließlich ging Benfica Lissabon bei seinen zurückliegenden sieben Endspiel-Teilnahmen im Europacup stets als Verlierer vom Platz. Doch im Finale der Europa League am Mittwoch in Turin gegen den FC Sevilla (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) soll der Fluch endlich enden.
"Wir wollen Geschichte schreiben. Zwei Titel brauchen wir dazu noch. Das motiviert uns", sagte Trainer Jorge Jesus, der den mitgliederstärksten Verein der Welt (235.000 Klubangehörige) zum Quadruple-Gewinner machen möchte. Nach dem Gewinn der Meisterschaft und des Ligacups fehlen noch die Erfolge in der Europa League und im nationalen Pokalfinale am Sonntag. Der Vierfach-Triumph ist in greifbarer Nähe, wenn da nur nicht dieser "Guttmann-Fluch" wäre.
Sieben Mal behielt Guttmann Recht
Der Trainer hatte Benfica 1961 und 1962 zum Europapokalsieger der Landesmeister gemacht. Danach war der Ungar aber im Streit um eine Gehaltserhöhung geschieden und hatte den Hauptstadt-Klub mit einem "Fluch" belegt. In den nächsten 100 Jahren, so Guttmann, solle Benfica keinen Europapokal mehr gewinnen...
Bis jetzt behielt der 1981 verstorbene Trainer und Entdecker der portugiesischen Ikone Eusébio recht. Der Rekordmeister verlor fünf Landesmeister-Endspiele (1963, 1965, 1968, 1988, 1990). Dazu kamen die Final-Pleiten im UEFA-Cup 1983 und im vergangenen Jahr in der Europa League.
Historische Chance im letzten Jahr
"Ich bin nicht abergläubisch. Nun kommt das zehnte Finale für Benfica. Wir sind dran. Spieler und Trainer leben für einen Moment wie diesen", äußerte Jesus, der in Turin auf die gesperrten Lazar Markovic, Eduardo Salvio und Enzo Pérez sowie den verletzten Silvio verzichten muss.
Ähnliche Momente waren allerdings schon im vergangenen Jahr gekommen. Doch das Team von Jesus, der in der nächsten Saison wohl den AS Monaco betreuen wird, vergab innerhalb weniger Tagen die Chance auf die Meisterschaft, den Pokalsieg und den Erfolg in der Europa League (1:2 im Finale gegen den FC Chelsea).
Marin mit dem Doppelpack?
Damals saß Marko Marin noch auf der Bank der Londoner und wartete vergeblich auf einen Einsatz. Der von Chelsea ausgeliehene Ex-Nationalspieler könnte nun in Diensten Sevillas zum zweiten Mal in Folge den Titel holen. Überzeugen konnte der 25-Jährige allerdings in seiner bisherigen Zeit in Spanien nicht.
Das gilt auch für Piotr Trochowski. Dem 35-maligen Nationalspieler muss allerdings zugute gehalten werden, dass er lange unter einer schweren Knieverletzung litt. Der Vertrag des 30-Jährigen, der bis 2015 an den UEFA-Cup-Sieger von 2006 und 2007 gebunden ist, wird dennoch nicht verlängert werden. Wahrscheinlicher ist es, dass der gebürtige Pole den Verein nach dieser Saison verlässt.
Diesen Schritt könnte auch der frühere Schalker und heutige Sevilla-Kapitän Ivan Rakitic gehen - allerdings aus ganz anderen Gründen. Der Kroate wird mit Real Madrid in Verbindung gebracht.
Brych leitet das Finale
Obwohl der Einsatz von Marin und Trochowski unwahrscheinlich ist, wird dennoch wird ein Deutscher in Turin auf dem Platz stehen: WM-Schiedsrichter Felix Brych (München) leitet das Finale - trotz seines groben Fehlers beim "Phantomtor" von Stefan Kießling.
Der 38-Jährige absolvierte bislang 50 Spiele in Wettbewerben der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die ab der kommenden Saison dem Sieger der Europa League einen Startplatz in der Champions League garantiert. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Sevilla: Beto - Coke, Pareja, Fazio, Fernando Navarro - Mbia, Daniel Carrico - Vitolo, Rakitic, Reyes - Bacca. - Trainer: Emery
Lissabon: Oblak - Maxi Pereira, Luisao, Garay, Siqueira - Ruben Amorim - Sulejmani, André Gomes, Gaitan - Lima, Rodrigo. - Trainer: Jesus
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Die Europa League im Steckbrief