Anfang Januar war für Julen Lopetegui beim FC Porto Schluss. Die erste Niederlage nach 341 Tagen - ausgerechnet gegen Sporting - bedeutete das Aus für Spanier. Vier Punkte betrug zu diesem Zeitpunkt der Rückstand auf Tabellenführer Benfica.
Heute sind es sechs auf den neuen Spitzenreiter Sporting. Auf Interimstrainer Rui Barros folgte schnell Jose Peseiro, der am 19. Januar die Geschicke in Porto übernahm.
Für die Ansprüche des Klubs ist die Bilanz seit der Entlassung von Lopetegui wenig befriedigend. Von neun Partien wurden vier verloren und der Gewinn der Meisterschaft ist mindestens ebenso unwahrscheinlich wie zu Beginn des Jahres.
Immerhin gelang am letzten Wochenende ein 2:1-Sieg gegen den bisherigen Tabellenführer Benfica, der allerdings nicht über die Sorgen der Drachen hinwegtäuschen kann.
Denn: Den Erfolg in der Hauptstadt hatte Porto vor allem Schlussmann Iker Casillas zu verdanken, der über sich hinauswuchs und Benfica mit seinen Paraden zur Verzweiflung trieb. Die Wahnsinns-Reflexe des 34-Jährigen und das elfte Saisontor von Vincent Aboubakar sicherten dem Tabellendritten am Ende einen glücklichen Sieg.
Kapitän Maicon geht von Bord
Doch vor dem Duell mit Borussia Dortmund ist in Porto keineswegs Ruhe eingekehrt. Drei Tage vor der Partie in der Europa League wurde kurzerhand Kapitän und Abwehrchef Maicon nach Sao Paulo verliehen. Der Brasilianer hatte sich zuletzt in der Innenverteidigung nicht immer sattelfest gezeigt und war sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen worden.
Nicht nur aufgrund des Maicon-Abgangs wird sich dem BVB eine veränderte Porto-Defensive gegenüberstellen. Mit Danilo und Maxi Pereira fehlen zwei wichtige Spieler gelbgesperrt, die sonst für eine stabile Abwehr sorgen.
So ruhen die Hoffnungen besonders auf zwei Spielern aus der Offensivabteilung, die eventuell ohne Mittelstürmer Hyun-Jun Suk auskommen muss. Der Südkoreaner, der bisher neun Tore in der Liga erzielte, laboriert an einem verstauchten Knöchel.
Kongeniales Gespann
Sicher mit dabei sein werden dafür aber Vincent Aboubakar und Yacine Brahimi. Der Kameruner Aboubakar erzielte in Liga und Champions League bisher 14 Tore für Porto und ist damit der torgefährlichste Spieler der Drachen. Sein algerischer Teamkollege Brahimi dürfte in Deutschland spätestens seit der WM in Brasilien den meisten Fußball-Fans ein Begriff sein.
Die beiden bilden ein kongeniales Sturmduo. Auf der einen Seite Aboubakar, der den echten Mittelstürmer verkörpert, einen guten Instinkt vor dem Tor beweist und zudem immer wieder seine Schussgewalt unter Beweis stellt. Auf der anderen Seite Brahimi, der sich auf der linken Bahn als Außenstürmer am wohlsten fühlt.
Der Algerier ist mit seiner Schnelligkeit eine echte Waffe im Spiel des FC Porto und nicht selten profitiert Aboubakar von den Vorlagen des 26-Jährigen. Auch im Spitzenspiel erzielte der Kameruner der Siegtreffer zum 2:1 auf Vorlage seines Sturmpartners.
"Das Bayern-Trikot zu tragen ist ein Traum"
Brahimi wechselte 2014 nach seiner starken Vorstellung bei der WM für 6,5 Millionen Euro nach Porto und brachte es in seiner ersten Saison in Portugal gleich auf beachtliche 13 Tore und zehn Vorlagen. Kein Wunder also, dass der Flügelflitzer auch in Deutschland Interesse geweckt hat. Im letzten Sommer war angeblich der FC Bayern an einer Verpflichtung interessiert.
Für Brahimi scheint Porto, ebenso wie für viele vor ihm, nur eine Zwischenstation zu sein. Auch der Algerier liebäugelt mit einem Wechsel zu einem der ganz großen Klubs in Europa. "Im Moment bin ich Spieler des FC Porto, aber ich habe immer davon geträumt, für die größten Klubs in der Welt zu spielen. Das Bayern-Trikot zu tragen ist der Traum jedes Spielers", sagte er im vergangen Sommer gegenüber der portugiesischen Zeitung A Bola.
Sein Vertrag in Porto läuft noch bis 2019. Ein Wechsel würde mal wieder viel Geld in die Kassen spülen. Doch bei den Drachen hofft man, dass man noch so lange wie möglich vom Allrounder profitieren kann. Der 1,75-Meter-Mann kann alle Positionen in der offensiven Dreierreihe bekleiden und zeichnet sich neben seinen Vorbereiterqualitäten auch durch den Zug zum Tor aus, der ihm in dieser Saison immerhin schon sechs Treffer einbrachte.
Brahimis Leistungen haben nicht nur bei den Scouts Eindruck hinterlassen, sondern auch bei einem anderen Algerier, der insgesamt 108 Spiele für den FC Porto machte.
Rabah Madjer, der als Spieler und als Trainer bei Porto aktiv war, freut sich darüber, dass nun wieder ein Landsmann bei den Drachen spielt: "Ich bin froh, dass er in Porto spielt. Denn ich hoffe, dass er anderen Algeriern die Tür nach Europa öffnet."
"Es gibt nicht viele, die das können, was er kann"
Das wünscht sich vermutlich auch Christian Gourcuff, der seit 2014 Trainer der algerischen Nationalmannschaft ist. Der sagte über seinen dribbelstarken Flügelstürmer: "Es gibt nicht viele Spieler, die das können, was er kann." Bleibt abzuwarten, ob er das auch gegen den BVB unter Beweis stellen kann.
Zusammen mit seinem Sturmpartner Aboubakar will er Dortmund wehtun. Der Kameruner kam 2014 aus Lorient nach Porto, musste sich aber in der vergangen Saison noch häufig hinter Jackson Martinez anstellen.
Nach dessen Wechsel zu Atletico war der Weg frei für den 24-Jährigen und so hat sich Aboubakar zum besten Torjäger des Klubs gemausert. Drei Treffer erzielte er in der Champions League, elf Tore gelangen ihm in 21 Ligaspielen.
Aboubakar war den Verantwortlichen in Porto ebenso wie Brahimi bei der WM 2014 in Brasilien ins Auge gefallen, auch wenn der Angreifer dort nicht immer die glücklichste Figur gemacht hatte. Der Kameruner musste sich erst an die Spiele auf großer Bühne gewöhnen, hat mittlerweile aber seine Nervosität am Ball und vor dem Tor abgelegt und besticht durch die hohe Geschwindigkeit in seinen Aktionen, aber eben auch durch eine gute Übersicht und den Instinkt für den freien Raum.
Große Fußstapfen für Aboubakar
Der Mittelstürmer, der trotz einer Körpergröße von "nur" 1,82 Meter dank seines muskulösen Körperbaus durchsetzungsstark ist, fungiert im Spiel des FC Porto zudem als Wandspieler.
"Er hat gut angefangen und ich bin sicher, dass jeder im Klub ihn gut behandelt, ihm hilft und sein Selbstvertrauen aufbaut. Ich glaube, er wird dem FC Porto viel Erfolg bringen", sagte der Brasilianer Hulk, der bis 2012 ebenfalls für Porto auflief, über den Stürmer.
Aboubakar ist in seinem Heimatland Kamerun großer Hoffnungsträger und soll Nachfolger von Samuel Eto'o werden. In Porto steht er in einer Reihe mit Größen wie Falcao, Hulk oder Jackson Martinez. Die Erwartungen sind riesig, doch der 24-Jährige ist auf dem besten Weg, sie zu erfüllen.
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