Hans-Joachim Watzke schwärmt von einem "fantastischen Gegner", Kapitän Mats Hummels ist geradezu euphorisiert vom "geilen Los" Tottenham Hotspur. Für Borussia Dortmund fühlt sich das Achtelfinal-Duell mit dem englischen Hochkaräter in der Europa League ein bisschen nach Finale an, es ist wie ein Vorgeschmack auf die Champions-League-Rückkehr in wenigen Monaten.
"Das ist super schwer, aber auch super attraktiv. Es werden tolle, spannende Abende", sagt Thomas Tuchel vor dem Hinspiel in Dortmund am Donnerstag.
Die Gemeinsamkeiten wird auch der BVB-Trainer bemerkt haben: Tottenham Hotspur ist Zweiter in der Liga, liegt fünf Punkte hinter dem Tabellenführer - und die Spurs haben gerade ein Heim-Unentschieden im Spitzenspiel hinter sich (2:2 gegen den FC Arsenal). Spiegelbild-Fußball? All dies kennt man in Dortmund allzu gut.
"Wir müssen liefern"
Fünf Tage nach dem höchst intensiven 0:0 gegen Bayern München will der BVB auch international gehobene Klasse nachweisen. Keine Atempause. "Ich bin keiner, der hofft, den leichtesten Gegner zu kriegen und sich irgendwie durchzuwurschteln", sagt Hummels, "wir sind sehr glücklich über diesen Kracher. Ich sehe gute Chancen, aber wir müssen liefern."
Tuchel definiert genau, was er von seiner Mannschaft erwartet. "Wir müssen in unserem Tunnel bleiben. Wir wollen uns die Leidenschaft erhalten, den Hunger, die Gier", sagt er, "Gier" ist ohnehin sein Lieblingswort. Ergebnisse seien dabei zweitrangig, laut Tuchel sogar "egal" - wichtiger ist dem Trainer, dass der BVB auch stets als BVB zu erkennen ist. Dynamisch, aggressiv, zielstrebig.
Dennoch: Verlockend ist die Aussicht, als fünfte Mannschaft (zuvor Bayern München, Ajax Amsterdam, FC Chelsea, Juventus Turin) den letzten fehlenden Europapokal in die Vitrine zu stellen. "Sollten wir Tottenham aus dem Weg räumen, fühlt sich das ganz anders an, als wenn du eine Mannschaft besiegst, gegen die jeder zwei einfache Siege erwartet", sagt Hummels. Nach Tottenham bliebe als vermeintlich stärkster Gegner der FC Sevilla, und selbst in diesem Duell wäre Dortmund favorisiert.
Spurs mit Dortmund-Schreck Son
Die Grundlage soll am Donnerstagabend im 13. (!) BVB-Europapokalspiel der Saison gelegt, Vollzug nach dem 14. gemeldet werden. "Ich freue mich ganz persönlich auf das Treffen mit einem besonderen Trainer und schon jetzt auf die Atmosphäre im Rückspiel an der White Hart Lane", betont Tuchel.
Sein Gegenüber Mauricio Pochettino betreut eine gewachsene, sehr talentierte Mannschaft, die von Nationalstürmer Harry Kane angeführt wird.
Zum Kader der Spurs, die seit 1961 nicht mehr Meister waren, gehören auch Heung-Min Son, der sich in der Bundesliga einen Ruf als Experte für Tore gegen den BVB erarbeitet hat, und der frühere Kölner Kevin Wimmer. Co-Trainer ist Ex-BVB-Profi Steffen Freund.
Vertrauen auf Weidenfeller
Fester Teil von Tuchels Europa-League-Team ist weiter Roman Weidenfeller. Der BVB-Trainer wird im Achtelfinal-Hinspiel wieder auf den Nationaltorhüter vretrauen. "Er wird spielen, ein klares Ja", sagte Tuchel am Mittwoch während der Pressekonferenz.
Weidenfeller, der üblicherweise im Europacup im BVB-Tor steht, war zuletzt im Zwischenrundenrückspiel beim FC Porto (1:0) vom Liga-Stammtorhüter Roman Bürki vertreten worden, der auch gegen Bayern München (0:0) am Samstag glänzend hielt.
Personalprobleme plagen Tuchel vor dem Duell mit dem englischen Liga-Zweiten keine. Lediglich Innenverteidiger Sokratis (Adduktorenverletzung) steht noch nicht zur Verfügung, der Grieche trainiert aber schon wieder mit.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Hummels, Bender, Schmelzer - Weigl - Durm, Gündogan - Mkhitaryan, Reus - Aubameyang. - Trainer: Tuchel
Tottenham: Lloris - Trippier, Alderweireld, Wimmer, Rose - Dier, Lamela - Eriksen, Dembele, Chadli - Kane. - Trainer: Pochettino
Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)
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