"Ein fantastisches, normales Leben"

SID
Jürgen Klopp übernahm im Oktober 2015 das Traineramt in Liverpool
© getty

Jürgen Klopp hinterlässt beim FC Liverpool Spuren. Nicht nur in den Medien, die ihn als Heilsbringer empfingen und sich an seinen Sprüchen erfreuen, oder auf dem Platz, wo seine Mannschaft umzusetzen beginnt, was der deutsche Meistertrainer sich vorstellt.

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Nein, selbst ein Pub ist nahe der legendären Anfield Road nun nach ihm benannt. Im Keller von "Klopp's Boot Room" ist die Kabine der Reds nachempfunden, Klopp grinst aus Bilderrahmen und von Postern herab.

Am Mittwoch berichtete der 48-Jährige auf dem Kunstrasen im Melwood Training Ground ausführlich von den Fortschritten seiner Mannschaft. Die Pressekonferenz musste in einer Fußball-Halle stattfinden, weil der übliche Presseraum zu klein war.

"Wir sind sechs Monate zusammen. Das heißt, wir können unsere Leistungen konstanter abrufen", sagte Klopp. "Jeder Gegner hätte sich wohl gewünscht, vor einigen Monaten gegen uns zu spielen." Wohl auch Borussia Dortmund.

Jürgen Klopp fühlt sich in der Stadt der Beatles aber auch privat wohl. Wenn er in den Dünen von Formby seine Nase in den Wind hält und seine Hündin Emma auf dem Eichhörnchen-Pfad ausführt, raschelt es immer noch in den Büschen - aber inzwischen nur noch, weil sich dort Tiere bewegen. "Zum Glück ist der Hype nicht mehr so groß wie anfangs, als die Paparazzi mir überall aufgelauert haben", berichtet Klopp, er führe in dem nahen Städtchen an der Irischen See ein "fantastisches, relativ normales Leben".

Dartspiel und Pub-Abende

Zeitungen schreiben von Dartspiel und Pub-Abenden im Cross House Inn, wo das Kaminfeuer knistert und montags rostbraunes "Old Speckled Hen" für 2,50 Pfund das Pint ausgeschenkt wird. Klopp wohnt im Haus seines Vorgängers Brendan Rodgers, der schon fast vergessen ist.

Liverpool, einer der großen Mythen des Fußballs, und Klopp, einer der emotionalsten Trainer, das scheint zu passen. Bei den Reds hat er sich eingelebt - sogar musikalisch: Vor einigen Wochen kam der Helene-Fischer-Fan im Beatles-Shirt zur Pressekonferenz. Die Journalisten waren entzückt, sie konnten all ihre Wortspiele mit den "Fab Four" abfeuern.

Klopps Erfolge sind (noch) übersichtlich, aber das liegt nicht oder nur teilweise an "Jurgen". Er hat taktisch Einfluss genommen, jeder Taxifahrer schwärmt vom neuen Stil. Strukturell hat er noch nicht viel verändern können. Das Gerüst der Mannschaft wird er erst im Sommer verschieben, wenn unter anderem Joel Matip von Schalke 04 kommt.

Der Kult um Klopp, seine Brille, seine Sprache ("This is not a wish concert"), ist ungebrochen - trotz der Erkenntnis, dass ein Trainer nur ein Trainer ist, kein Hexenmeister. Längst, erzählt er, habe man an der Merseyside gemerkt, dass "durch einfaches Handauflegen nichts geht".

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