Der Trainer
Seit Sommer zieht Peter Bosz die Fäden beim niederländischen Serienmeister. Der Vertrag mit Vorgänger Frank de Boer wurde zum Ende der Saison 2015/16 trotz nationaler Erfolge vorzeitig aufgelöst. Vor allem die teils unattraktive Spielweise sowie das schlechte Abschneiden auf europäischem Parkett - das Achtelfinale der Europa League 2014/15 war die erfolgreichste Saison - sorgten für Unmut bei den Verantwortlichen und den Fans.
Mit Bosz kam von Maccabi Tel Aviv ein absoluter Kenner der Eredivisie. Von 2002 bis Januar 2016 war er bereits bei verschiedenen Vereinen als Trainer tätig gewesen. Bosz genoss auch von Beginn an die Unterstützung der Fans, trotz seiner Vergangenheit als Spieler und technischer Berater beim Erzrivalen Feyenoord Rotterdam.
Nach einem schwachen Start in die Saison - Ajax scheiterte in der Champions-League-Qualifikation an FK Rostov und holte nur vier Punkte aus den ersten drei Ligaspielen - gelang es Bosz allmählich, seine Philosophie zu implementieren. Ajax startete in der Folge richtig durch, holte zehn Siege aus zwölf Ligaspielen und marschierte trotz namhafter Gegner ungeschlagen durch die Gruppenphase der Europa League.Umbruch im Sommer
Durch den neuen Trainer änderte sich vor der Saison auch das Gesicht der Mannschaft grundlegend. Schlüsselspieler wie Jasper Cillessen und Arkadiusz Milik wurden für viel Geld verkauft und Bosz' Schützling Bertrand Traore kam per Leihe vom FC Chelsea und genoss von Beginn an uneingeschränktes Vertrauen.
Gleichzeitig geriet Bosz mit de-Boer-Anhängern im Team aneinander, woraufhin diese ihren Platz in der ersten Elf verloren. Spieler wie Nemanja Gudelj (Tianjin Teda), Anwar El Ghazi (Lille) und Riechedly Bazoer (Wolfsburg) spielen mittlerweile bei anderen Vereinen.
Mit Spielmacher Hakim Ziyech und Abwehrspieler Davinson Sanchez kamen zwei vergleichsweise teure Neuzugänge, die nach kurzer Eingewöhnungszeit nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken waren. Auch Winterneuzugang David Neres kommt immer besser in Fahrt. Zudem gelang einigen Youngstern wie Kasper Dolberg, Justin Kluivert und Matthijs de Ligt der Durchbruch.
Heiko Westermann im SPOX-Interview
Die Deutschen
Mit Heiko Westermann wechselte im Sommer ein ehemaliger deutscher Nationalspieler ablösefrei nach Amsterdam. Mit seiner Erfahrung und Routine sollte er die Defensive stärken, kommt wettbewerbsübergreifend aber nur auf 321 Einsatzminuten. Sein Debüt feierte er in der Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Saloniki, konnte aber in keinem Bereich überzeugen. Bosz' offensiv ausgerichtetes System und HW4 passt einfach nicht zusammen. Eine ganz andere Rolle nimmt der frühere Gladbacher Amin Younes ein. Der gebürtige Düsseldorfer spielt seine zweite Saison bei Ajax und steht nur dann nicht auf dem Platz, wenn er verletzt ist. 27 Einsätze in der Liga, 10 in der Europa League stehen für den 23-jährigen Dribbler zu Buche. 15 Torbeteiligungen gelangen ihm dabei.
Amin Younes im großen SPOX-Interview
Die Mannschaft
Bei Ajax fällt vor allem das Alter der Spieler auf. Mit Westermann (33), Nick Viergever (27), Lasse Schöne (30) und Ersatz-Keeper Diederik Boer (36) finden sich nur vier Spieler im Kader, die älter als 25 Jahre sind. Nur Viergever und Schöne, der von der Zehn auf die Sechs gezogen wurde, kommen regelmäßig zum Einsatz. Gegen Schalke muss Schöne allerdings passen. Der Däne ist gesperrt und wird wohl durch den erst 19-Jährigen Donny van de Beek aus dem eigenen Nachwuchs ersetzt. Zudem kommen Daley Sinkgraven, der vom linken Flügel auf die linke Abwehrseite gezogen wurde, und Ziyech immer besser mit ihren zusätzlichen Defensivaufgaben zurecht.
Stärken und Schwächen
Ajax' Schlüssel zum Erfolg im 4-3-3 ist das von Kapitän Davy Klaassen angeführte, sehr erfahrene Mittelfeld. Klaassen, Zyiech und Schöne kommen in dieser Saison auf 37 Tore und 33 Vorlagen und haben damit deutlich mehr auf dem Konto als die offensive Dreierreihe mit Dolberg, Traore und dem Ex-Gladbacher Amin Younes (33 Tore, 22 Vorlagen).
Diese Statistik darf aber nicht über die technische Versiertheit der Stürmer, inklusive Kluivert, Neres und Mateo Cassierra, hinwegtäuschen. Jeder Offensivspieler ist auch ohne die Unterstützung aus dem Mittelfeld in der Lage, gefährliche Angriffe vorzutragen und sich Chancen zu erarbeiten. Ajax legt großen Wert auf sein Passspiel und versucht immer, die Angriffe strukturiert vorzutragen.
Zu den größten Schwächen des niederländischen Rekordmeisters gehört sicherlich die vergleichsweise schwächere Physis. Im Schnitt ist die Mannschaft nur 1,80 Meter groß und in der Startelf stehen mit Sanchez und Dolberg nur zwei Spieler mit einer Körpergröße über 1,85 Meter.
Ajax Amsterdam im Steckbrief