In Leipzig sind sie noch genau präsent, die Bilder von 1988. Der Fußball-Zirkus SSC Neapel war in der Stadt - inklusive Hauptattraktion Diego Maradona. Ein tapferes 1:1 errang der 1. FC Lokomotive im heimischen Zentralstadion in der zweiten UEFA-Cup-Runde, nur, um im Rückspiel am Fuße des Vesuvs sang-und klanglos mit 0:2 auszuscheiden.
Doch am Donnerstag soll es anders laufen. Dann reicht Sachsens neuem Flaggschiff RB Leipzig gegen Napoli 30 Jahre später exakt selbes Ergebnis zum Einzug ins Europa-League-Achtelfinale. Was aber nicht heißt, dass in Leipzig voreilig die Hände in den Schoß gelegt werden.
Leipziger sind vor Stärken des Gegners gewarnt
"Ich muss jeden enttäuschen, der glaubt, dass das ein Spaziergang für uns wird. Ich erwarte sehr viel Gegenwehr, sie werden mit der besten Formation auflaufen", sagte Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl bei der Pressekonferenz am Mittwoch: "Der Gegner wird aus dem Hinspiel seine Lehren gezogen haben."
RB-Flügelspieler Marcel Sabitzer stimmte seinem Trainer zu: "Wir dürfen uns im Rückspiel nicht ausruhen, denn die Jungs haben sehr viel Qualität und da kann es dann auch schnell gehen." Leipzig hält professioneller Weise die Konzentration hoch, doch ein 0:2 reicht. Ist das Achtelfinale also doch aller RB-Bekundungen zum Trotz ein Selbstläufer?
"Das nicht, Neapel ist auch auswärts fähig, Tore zu schießen. Aber eigentlich sollte da nichts mehr anbrennen", sagte der Weltmeister und ausgewiesene Italien-Kenner Sami Khedira der Leipziger Volkszeitung. Der Mittelfeldspieler, der mit Juventus Turin in der Serie A einen Punkt hinter Tabellenführer Neapel liegt, weiß: Der 3:1-Sieg der Leipziger aus dem Hinspiel vom vergangenen Donnerstag ist im Normalfall ein ausreichender Puffer.
Leipzig ohne verletzte Keita und Orban
Aber auch Khediras leichte Warnung ist berechtigt. Mit dem im ersten Spiel gesperrten Stürmer Dries Mertens kommt Napolis wichtigste Offensiv-Waffe zurück. Auch der flinke Italiener Lorenzo Insigne, der bei der Hinspiel-Pleite zunächst nur auf der Bank gesessen hatte, wird wohl beginnen.
Dass Leipzig derweil auf die Stabilisatoren Naby Keita (Oberschenkelverletzung) und Willi Orban (Schnittwunde) verzichten muss, dürfte man zumindest in Neapel gern gelesen haben.
Und dennoch: Das erste Europapokal-Achtelfinale in der jungen Vereinsgeschichte ist zum Greifen nah. Motivation sollte RB auch aus den Szenen von vor 30 Jahren ziehen. "Bei uns waren offiziell 80.000 Leute im Zentralstadion", sagte Ex-Lok-Profi Ronald Keer der Sport Bild: "In Wirklichkeit waren es viel mehr. Als ich auf die Tribünen schaute, konnte ich keine Treppen mehr sehen, alles war zugestellt." Der Jubel, der damals den Lok-Fans verwehrt blieb, soll nun umso lauter durch das Stadion hallen.
Raucherbox extra für Sarri
Für Freude sorgte RB auch bei Gäste-Trainer Maurizio Sarri. Für den 59 Jahre alten Kettenraucher richteten die Leipziger extra eine Raucherbox ein. Nach Angaben der Bild-Zeitung lässt RB dafür eine drei Meter breite und dreieinhalb Meter hohe Gipsbetonwand mit Tür im Gästebereich einbauen.
Im dem ansonsten von Physios genutzten Areal kann Sarri dann ungestört rauchen. Wenn nicht allzu Überraschendes passiert, wird er auch eine Beruhigungszigarette brauchen.