Eintracht Frankfurt und die Liebeserklärung an den Fußball: Dinge, die man nicht kaufen kann

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Eintracht Frankfurts märchenhafte Reise durch Europa findet mit dem 1:1 im Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Chelsea ihren emotionalen Höhepunkt. Besonders das Geschehen außerhalb des Spielfelds macht deutlich, dass es in der von Geld nur so wimmelnden Fußballwelt auch noch Dinge gibt, die man nicht kaufen kann.

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Der Frankfurter Römer war am Donnerstagmittag gegen 14 Uhr nahezu leergefegt. Hier und da ließen sich zwar ein paar schwarz-weiße Schals erspähen und die seit dem feucht-fröhlichen Auswärtsspiel im ukrainischen Charkiw eingebürgerten "Uh, Dawai, Dawai"-Rufe vernehmen. Der harte Kern der Eintracht-Fans aber, so hörte man, steckte noch immer in den letzten Choreographie-Vorbereitungen.

Zum Heim-Abschluss der famosen Reise durch Europa sollte das Waldstadion noch einmal in besonderem Glanz erstrahlen. Und das tat es. Die monströse Fan-Kutte, an der die Ultra-Gruppierungen aus der Nordwestkurve zwei Wochen lang fleißig in einer großen Lagerhalle herumgemalt, -genäht und -geklebt hatten, übertraf noch einmal alles bisher Dagewesene.

Der Verein, sogar Teile der Mannschaft und des Trainerteams, unterstützten das kostspielige Projekt zwar mit finanziellen Zuschüssen. Mit wie viel Liebe zum Detail die Anhänger aber schließlich diese atemberaubende Atmosphäre schufen, hatte keinen Preis.

Eintracht-Werte kann man nicht kaufen

Das sahen auch die sichtlich beeindruckten Spieler des Gegners so. Cesar Azpilicueta, der in seiner langen Karriere schon so einige Hexenkessel aus nächster Nähe kennen gelernt hatte, schwärmte etwa von einer "unglaublichen Stimmung im gesamten Stadion". Eine Aussage, die nicht zu einhundert Prozent zutraf, war der Gästeblock doch nicht einmal ansatzweise ausverkauft.

Man hätte beim Blick dorthin fast schon meinen können, ein Dorfverein gastiere da im Frankfurter Stadtwald. Tatsächlich handelte es sich bei dem Herausforderer aber um den großen FC Chelsea, den sechsmaligen englischen Meister und aktuellen Tabellenvierten der Premier League. Doch der große FC Chelsea ist in erster Linie nur so groß, weil er von den Milliarden eines russischen Oligarchen profitiert.

Tradition und Treue, Hingabe und Zusammenhalt, Leidenschaft und Mentalität - all das kann man nicht kaufen. Man kann nicht einfach so ein Team kaufen, das die Europa League auch nach 46 Pflichtspielen noch als Privileg und nicht als notwendiges Übel betrachtet, um ja vielleicht noch über Umwege in die Champions League zu gelangen. Man kann auch keine Fans kaufen, die selbst noch 20 Minuten nach dem Abpfiff jubelnd ihre Fahnen schwenken und die Vereinshymne aus tiefster Inbrunst trällern.

"Ohne diese Unterstützung wären wir nie so weit gekommen"

"Es war so laut, man hat kaum sein eigenes Wort verstanden", berichtete Danny da Costa bei DAZN, nachdem die "Unplugged"-Version des Kultsongs "Im Herzen von Europa" verstummte. Mijat Gacinovic befand wenig später in der Mixed Zone: "Mit unseren Fans sind wir immer zu zwölft auf dem Platz. Ohne diese Unterstützung wären wir nie so weit gekommen."

Das aus Eintracht-Sicht Schöne an der ganzen Sache: Vielleicht geht es noch weiter. Ein 1:1 vor heimischem Publikum ist kein besonders gutes Hinspiel-Resultat. Ein schlechtes - erst recht, wenn man die Ausfälle von Ante Rebic (Gelbsperre) und Sebastien Haller (Bauchmuskelverletzung) sowie den starken Auftritt der Blues über weite Strecken der zweiten Halbzeit miteinrechnet - aber auch nicht.

Frankfurt-Trainer Hütter fragt: "Was haben wir zu verlieren?"

"Chelsea hat uns phasenweise schon vor Riesenprobleme gestellt. Aber wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit sich aus dieser Umklammerung herausgequält hat, was sie die letzten 15 Minuten noch einmal abgerissen hat, war a la bonne heure", lobte Sportdirektor Fredi Bobic.

Trainer Adi Hütter sprach von einem "Achtungserfolg gegen eine absolute Topmannschaft" und stellte im Hinblick auf das Rückspiel an der Londoner Stamford Bridge am kommenden Donnerstag die berechtigte Frage: "Was haben wir zu verlieren?"

Die Eintracht hat in den vergangenen Monaten nur gewonnen. Auch über die deutsche Landesgrenze hinaus. Die beherzte Leistung gegen das vor Weltklassespielern nur so strotzende Chelsea war der emotionale Höhepunkt einer in jedem Fall denkwürdigen Reise durch Europa. Eine Liebeserklärung an den Fußball. Auf dem Rasen und auf den Rängen. Mit den Worten von Bobic: "Wir haben heute alles gesehen, was den Fußball ausmacht."

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