Am Donnerstag bestreitet Akademija Pandev sein erstes internationales Pflichtspiel: In der Europa-League-Qualifikation trifft der nordmazedonische Pokalsieger auf HSK Zrinjski Mostar aus Bosnien und Herzegowina. Gründer, Besitzer, Namensgeber und Finanzier des Klubs ist die nationale Fußball-Legende Goran Pandev. Dass Akademija so erfolgreich wird, hatte er ursprünglich eigentlich gar nicht vor.
Als sich die vergangene Saison ihrem Ende entgegenneigte, wurde es spannend für beide: Goran Pandev, den 35 Jahre alten Stürmer, und Goran Pandev, den 35 Jahre jungen Vereinsbesitzer. Letztlich durften beide jubeln.
Dank zweier Remis an den letzten beiden Spieltagen gelang dem alten Stürmer mit dem FC Genua der Klassenerhalt in der italienischen Serie A - und dazwischen gewann der junge Vereinsbesitzer mit Akademija Pandev seinen ersten Titel, den nordmazedonischen Pokal.
Es war der vorläufige Höhepunkt der Geschichte dieses Klubs, den Pandev im Jahr 2010 in seiner Heimatstadt Strumica gegründet und damit es auch wirklich jeder weiß, kurzerhand nach sich selbst benannt hatte. Gut, er finanziert ihn auch. "Bravo, Jungs", sagte Pandev nach dem Finalsieg, der auch die erstmalige Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation bedeutete. "Ihr habt mich und ganz Strumica stolz gemacht."
Aus Strumica kommen die besten Spieler des Landes
Rund 35.000 Menschen wohnen dort unten in Strumica im südöstlichen Zipfel von Nordmazedonien, unweit der Grenzen zu Griechenland und Bulgarien. Bekannt ist die Stadt neben ihren landwirtschaftlichen vor allem für ihre fußballerischen Erzeugnisse. "Aus Strumica kommen seit jeher die besten Spieler des Landes", sagt Alex Spirovski. Er ist Engländer mit nordmazedonischen Wurzeln und berichtet auf seiner twitter-Seite Football Macedonia über das fußballerische Geschehen im Land seiner Eltern.
Nicht nur Pandev stammt aus Strumica, sondern beispielsweise auch Goran Popov und Goran Maznov. Sie machten Karriere im Ausland und spielten lange für die Nationalmannschaft. Der Größte von allen ist aber Pandev und vermutlich wird er auch für immer der Größte bleiben.
gettyGoran Pandev, das von allen geliebte Idol
Bevor Pandev nach Genua wechselte, spielte er unter anderem für Inter Mailand, Lazio Rom, den SSC Neapel und in der Türkei für Galatasaray Istanbul. Sechs Pokale gewann er, zwei Meistertitel und 2010 war er Teil von Inters Triple-Mannschaft. Pandev sah die Höhen des europäischen Fußballs - und auch die Tiefen, er spielte schließlich für die nordmazedonische Nationalmannschaft. "Jahrelang war er der einzige Lichtblick unserer fürchterlichen Auswahl", sagt Spirovski.
Pandev gewann mehr Auszeichnungen zum nordmazedonischen Fußballer des Jahres, als die meisten seiner Kollege Länderspieltore schossen. Natürlich ist er mit 100 Einsätzen Rekordspieler, natürlich mit 33 Treffern auch Rekordtorschütze. "Er ist ein riesiges Idol und alle lieben ihn", sagt Spirovski.
Die sportlichen Erfolge kamen irgendwie von alleine
2010 reichte es Pandev aber nicht mehr, nur Stürmer zu sein. Er wollte auch Vereinsbesitzer werden und so gründete er in Strumica den Klub Fudbalska Akademija Pandev. Die Betonung liegt auf Akademija, auf Akademie. Pandevs Vision waren keine Titel mit der Herrenmannschaft, sondern die Förderung der vielen Talente seiner Heimatstadt. "Dass der Klub so gut werden würde wie er heute ist, war niemals seine Intention", glaubt Spirovski. Die sportlichen Erfolge kamen irgendwie von alleine.
Vier Jahre nach der Vereinsgründung stieg Akademija überhaupt erst mit einer Herrenmannschaft ins Ligensystem ein, drittklassig. Die Konkurrenz in Nordmazedonien ist jedoch klein, der Weg nach oben kurz und drei Jahre später war Akademija auf einmal in der höchsten Spielklasse angekommen.
Modernes Trainingszentrum - aber kein passendes Stadion
Im Gegensatz zu den meisten anderen Klubs des Landes verfügt Akademija laut Spirovski über ein modernes Trainingszentrum mit hervorragenden Trainingsplätzen: "Sie haben alles, was man braucht." Außer vielleicht ein passendes Stadion. Zunächst spielte Akademija in der knapp 9000 Zuschauer fassenden Heimstätte des Lokalrivalen FK Belasica. Nach Streitigkeiten über Mietzahlungen übersiedelte Akademija aber ins nur 1500 Plätze große Stadion Kukus.
Belasica ist der Traditionsklub der Stadt, für den einst auch der junge Pandev gespielt hatte. Sportlich wurde er vom neuen Rivalen aber längst überholt. Während Akademija in der vergangenen Saison (seiner zweiten in der ersten Liga) Dritter wurde, stieg Belasica als Vorletzter ab.
Mehr Fans in der Stadt hat weiterhin der Traditionsklub, Probleme mit der Existenz des neugeschaffenen Rivalen haben diese jedoch offenbar keine. "In Nordmazedonien ist es normal, dass Klubs neu gegründet werden", sagt Spirovski. "Es gab bisher keine Proteste gegen Akademija." Die Fans der Traditionsklubs hassen sich laut Spirovski lieber untereinander oder wahlweise auch die Vereine des Nachbarlandes Albanien. Es ist also ungestört Platz für einen Ausbildungsklub wie Akademija.
Sind die Talente gut genug, sollen sie wechseln
Trotz der sportlichen Erfolge änderte sich an der ursprünglichen Ausrichtung von Akademija bis heute nichts. Der Klub existiert, um jungen Talenten aus der Region die Chance auf eine gute Ausbildung zu geben. Etliche Spieler des aktuellen Kaders kommen aus Strumica. Mit einem Durchschnittsalter von unter 22 Jahren war er in der vergangenen Saison der jüngste der Liga. "Akademija ist das Ajax von Nordmazedonien", sagt Spirovski.
Sind die Talente gut genug, dürfen sie wechseln - sollen sie wechseln! So wie Jani Atanasov: geboren in Strumica debütierte der Mittelfeldspieler mit 17 für die Profimannschaft von Akademija. Im vergangenen Sommer wechselte er dann für 100.000 Euro zum türkischen Erstligisten Bursaspor. "Er war damals zwar locker das Dreifache wert", sagt Spirovski, "aber Pandev wollte ihm diese Chance nicht verbauen und ließ ihn gehen." Mittlerweile ist Atanasov 19, absolvierte bereits erste Süper-Lig-Minuten und spielt in der nordmazedonischen U21-Nationalmannschaft - gemeinsam mit vier aktuellen Akademija-Talenten.
Zu Beginn der Saisonvorbereitung trainierte Pandev mit
Angeführt wird die junge Mannschaft von Kapitän Sasko Pandev, dem 32-jährigen Bruder des Vereinsbesitzers. Als Akademijas bester Spieler gilt jedoch Ljupco Doriev: 23 Jahre alt, Linksaußen und auch er geboren in Strumica. In der vergangenen Saison erzielte er in 30 Ligaspielen 16 Treffer. Sein wohl wichtigstes Tor machte Doriev aber in der 86. Minute des Pokalfinals gegen Makedonija GP. Er verwandelte einen Strafstoß zum 2:2 und rettete Akademija damit in die Verlängerung. Der Sieg gelang letztlich im Elfmeterschießen.
Pandev war beim Finale nicht im Stadion, er musste mit Genua ja wenige Tage später den Serie-A-Klassenerhalt fixieren. Wenn er aber frei hat, ist er stets vor Ort. "Zu Beginn der Saisonvorbereitung hat Pandev sogar mit der Mannschaft mittrainiert", sagt Spirovski. Aus Heimatverbundenheit und Spaß am Kicken ebenfalls am Trainingsplatz stand damals Dejan Iliev, der dritte Keeper des FC Arsenal - natürlich stammt auch er aus der Stadt.
Anders als prominente Trainingsgäste wird Strumica aber erstmal kein Europapokalspiel zu sehen bekommen. Weil das heimische Stadion zu klein ist, empfängt Akademija seinen Europa-League-Qualifikationsgegner HSK Zrinjski Mostar im Nationalstadion in Skopje.