1. Knauff ist das beste BVB-Leihgeschäft seit langem
Es lief die 26. Minute, als Ansgar Knauff auf der rechten Seite durchbrach und beim 1:0-Sieg der Eintracht den einzigen Treffer des Tages mit einer maßgeschneiderten Flanke auf Rafael Borre vorbereitete. Der 20-Jährige nutzte die Überzahl mit seinem unnachahmlichen Antritt nur wenige Minuten nach dem Platzverweis von Aaron Cresswell mehrfach gut aus, sein erster Geniestreich sollte gleich das Weiterkommen garantieren.
Es war nicht der erste starke Auftritt von Knauff im Eintracht-Trikot in dieser Saison. Beim Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona (1:1) - per traumhaftem Dropkick - und in London (2:1) hatte er allerdings jeweils als Torschütze für die Führung gesorgt. Im Rückspiel gegen West Ham steuerte er dann seinen ersten Assist im laufenden Wettbewerb bei. Spätestens jetzt lässt sich sagen: Das Leihgeschäft mit Borussia Dortmund hat sich mehr als gelohnt - und zwar für alle Beteiligten.
Knauff, der in Dortmund in der Hinrunde kaum zum Zug gekommen war und deshalb persönlich um eine Leihe gebeten hatte, ist das mit Abstand beste Leihgeschäft der jüngeren Vereinsgeschichte des BVB. In den vergangenen zehn Jahren entwickelte sich ein temporärer Abgang der Borussia fast immer zur Einbahnstraße. Die Spieler kamen kaum mehr zurück, geschweige denn dass sie sich durchsetzten. Nur zwei können von sich behaupten, dass sie wieder zurückgefunden haben: Marius Wolf und mit Abstrichen Felix Passlack. Ersterer ist einer der wenigen Gewinner der laufenden BVB-Saison, letzterer ist maximal noch Ergänzungsspieler.
Knauff hingegen hat Potenzial für die BVB-Stammelf.
Das Konzept ist beim BVB seit der Beinahe-Insolvenz eigentlich nur einmal voll aufgegangen: 2007 bei der Leihe von Nuri Sahin zu Feyenoord Rotterdam. Der damals 18-Jährige setzte sich schnell durch und kehrte ein Jahr später als deutlich reiferer Spieler zurück. Unter Jürgen Klopp kämpfte er sich in die Mannschaft und prägte diese über Jahre hinweg. Ein ähnlicher Werdegang ist auch bei Knauff denkbar. Die Anlagen bringt der Außenbahnspieler sichtlich mit - und bei der Eintracht wird ihm die nötige Zeit sowie das Vertrauen gegeben, sodass er sich weiterentwickeln kann.
Deshalb ist der BVB auch gut beraten, die Leihe nicht vorzeitig zu beenden und ihn wie geplant bis zum Sommer 2023 in Frankfurt bleiben zu lassen, um den von Trainer Marco Rose erhofften "absoluten Mehrwehrt" der Leihe zu maximieren.
Ebenfalls klar ist, dass die Eintracht Knauff in jedem Fall schmerzlich vermissen wird, sollte es wie zu erwarten nicht zu einer festen Verpflichtung - es gibt keine Kaufoption - kommen. Schließlich haben die Hessen nun endlich ihre lang ersehnte Lösung für die rechte Seite gefunden, nachdem die Projekte mit Erik Durm, Timothy Chandler oder Danny da Costa in der Vergangenheit auf lange Sicht gescheitert waren.