Schlaudraff lässt Hannover von Europa träumen

Von Für SPOX in Hannover: Stefan Rommel
Abheben zum Jubeln: Hannovers Jan Schlaudraff traf gegen den FC Sevilla doppelt
© Getty

Hannover 96 ist mit einem Sieg in das Abenteuer Europa League gestartet und hat die Chancen auf das Erreichen der Gruppenphase gewahrt. Im Playoff-Hinspiel in Hannover siegte 96 gegen den zweimaligen UEFA-Cup-Sieger dank eines Doppelpacks von Jan Schlaudraff mit 2:1 (2:1).

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Vor 43.500 Zuschauern in der ausverkauften AWD-Arena in Hannover erzielte Jan Schlaudraff (6. und 45.) die Tore für den letztjährigen Vierten der Bundesliga. Frederic Kanoute erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Andalusier (37.).

Reaktionen:

Trainer Mirko Slomka (Hannover 96): "Es ist natürlich immer ärgerlich, wenn man zu Hause ein Gegentor kassiert. Aber wir haben verdient gewonnen. Sevilla war technisch beschlagener als wir, deshalb wollten wir früh attackieren, um sie nicht ins Spiel kommen zu lassen. Die Mannschaft hat alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten."

Jan Schlaudraff (Hannover 96): "Dass es so gut gekplappt hat, war natürlich erfreulich. Wir haben als Mannschaft eine sehr gute Leistung abgeliefert und gerade in der ersten Halbzeit klasse gespielt. Das Gegentor ist zwar ärgerlich, aber wir haben unter dem Strich verdient gewonnen. Wir wollten Sevilla Paroli bieten und das ist uns sehr gut gelungen. Im Rückspiel müssen wir uns sicher nicht verstecken, sondern genauso nochmal 90 Minuten Gas geben. Dann ist alles möglich."

Trainer Marcelino Garcia Toral (FC Sevilla): "Wir sind weiterhin sehr guter Hoffnung, die nächste Runde erreichen zu können. Beide Gegentore sind leider in psychologisch schwierigen Momenten gefallen. Man konnte sehen, dass Hannover eingespielt war, aber das darf keine Ausrede für unsere Niederlage sein."

Piotr Trochowski (FC Sevilla): "Wir wussten, was Hannover kann. Sie haben kompakt gestanden und auf ihre Chancen gewartet. Wir haben immer wieder Probleme mit langen Bällen gehabt, die sie hinter die Abwehr gespielt haben. Das müssen wir nächste Woche besser machen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hannover mit der Aufstellung vom Sieg in Nürnberg, also ohne den wiedergenesenen Ya Konan, der zunächst auf der Bank Platz nimmt und Abdellaoue den Vorrang lassen muss.

Sevilla verzichtet zunächst auf Perotti, bietet aber das Sturmduo Kanoute und Negredo von Beginn an auf.

6., 1:0, Schlaudraff: Stockfehler Sevilla im Mittelfeld - und plötzlich die Zwei-gegen-eins-Situation. Abdellaoue rüber zu Schlaudraff. Der täuscht den Schlenzer an und drischt den Ball dann aus neun Metern mit dem rechten Außenrist ins kurze Eck.

31.: Konter Sevilla. Haggui zögert, lässt Negredo aus 20 Metern abziehen und fälscht den Schuss noch ab. Zieler macht sich lang und kratzt den Ball noch an den rechten Pfosten.

34.: Cherundolo schickt Stindl auf rechts los. Dessen flache Hereingabe lenkt Abdellaoue aus fünf Metern in Bedrängnis aufs Tor. Palop rettet zur Ecke.

37., 1:1, Kanoute: Ballverlust 96 am eigenen Strafraum. Der Ball geht zurück auf Dani der wieder auf Negredo durchsteckt. Negredo legt alleine vor Zieler nochmal rüber auf Kanoute, der nur noch ins leere Tor einschieben muss.

45., 2:1, Schlaudraff: Überragender Angriff von 96. Pinto auf Schlaudraff, der sofort zur Mitte zieht. Doppelpass mit Stindl, trockener Volleyschuss aus acht Metern mit links ins lange Eck.

55.: Navas flankt an den ersten Pfosten. Kanoutes Kopfball fliegt flach aufs kurze Eck. Zieler ist da und rettet zur Ecke.

Fazit: Letztlich ein verdienter Sieg für 96, auch wenn Sevilla keineswegs enttäuschte und am Ende sogar noch zaghaft am Remis schnupperte.

Der Star des Spiels: Jan Schlaudraff bewegte sich stark, entzog sich immer wieder zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld dem direkten Zugriff der Gäste. So konnte Schlaudraff immer wieder mit Tempo in die Lücken stoßen. Dazu sehr trickreich und vor dem Tor bei seinen beiden Treffern eiskalt. Auch stark: Steven Cherundolo.

Der Flop des Spiels: Jorge Moreno. Der Rechtsverteidiger hatte sowohl gegen Schlaudraff als auch gegen Rausch deutliche Probleme mit deren Geschwindigkeit, augenscheinlich nicht nur beim zweiten Gegentor. Im Spiel nach vorne so gut wie nicht zu sehen. Sollte eigentlich nach einer Stunde für Gomez vom Platz - weil dieser aber nicht rechtzeitig umgezogen war, verzichtete Coach Garcia auf den Wechsel.

Der Schiedsrichter: Bas Nijhuis aus den Niederlanden hatte die faire Partie im Griff. Bis auf ein nicht geahndetes Foul von Moreno an Rausch Mitte der zweiten Halbzeit in der Zweikampfbewertung gut. Bei den persönlichen Strafen rigoros, aber vertretbar. Am Ende aber etwas arg kleinlich.

Analyse: Hannover mit dem perfekten Start und der gewohnten Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Danach blieben die Gastgeber mit ihrem gewohnten schnellen Umschaltspiel vor allem bei Ballverlusten von Sevilla gefährlich.

Die Gäste fanden erst langsam besser zu ihrem Spiel, allerdings fehlten aus dem Mittelfeld die Ideen, um die beiden umtriebigen Kanoute und Negredo besser in Szene zu setzen. Sevilla war die fehlende Spielpraxis auf Wettkampfniveau doch noch anzumerken, die Spanier hatten bisher zwar alle ihre acht Testspiele gewonnen, aber noch kein einziges Pflichtspiel in dieser Saison bestritten.

Das Gegentor entstand für Hannover eher untypisch aus einer Unachtsamkeit am eigenen Strafraum. 96 schüttelte sich kurz und kam mit dem Pausenpfiff nach einem tollen Angriff zur erneuten Führung.

Nach dem Wechsel spielte Hannover mit dosiertem Risiko, wartete erstmal ab. Sevilla war auch nur bedingt gefährlich. Das Tempo war merklich langsamer, erst in der Schlussphase riskierte Sevilla wieder eine Spur mehr, ohne aber richtig Druck aufbauen zu können.

Hannover lauerte bis zuletzt auf den einen Fehler der Gäste, bekam aber bis auf zwei Weitschussmöglichkeiten keine gefährliche Aktion mehr zustande. Das 2:1 ist sicherlich nicht Hannovers Wunschergebnis, lässt für das Rückspiel aber alle Chancen offen.

Hannover 96 - FC Sevilla: Alle Daten und Fakten zum Spiel